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Weber, Siegfried
Die Entwickelung des Putto in der Plastik der Frührenaissance — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49108#0014
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2

Einleitung.

tisch zu verwertende Merkmal; denn in der Behandlung des oft
nackten Kinderkörpers, der Flügel, der etwaigen Gewandstücke,
sowie in der Anordnung und Gruppierung im allgemeinen war
den Künstlern vorzügliche Gelegenheit gegeben, ihre Fähig-
keiten zu zeigen und ihre Individualität walten zu lassen. So
gewährt die bisher noch nicht bis ins Einzelne genau durch-
geführte Untersuchung des Putto in seiner Ausbildung von den
ersten Darstellungen nackter Kindergestalten im 14. Jahrhundert
bis zu seiner völligen Wiedereinbürgerung in die Kunst, Ende
des 15. Jahrhunderts, einen guten Einblick in eine Seite der
Entwickelung einer bedeutenden Kunstperiode sowohl im all-
gemeinen, wie auch einzelner Meister innerhalb derselben, unter
welch letzteren wir Donatello hauptsächlich werden zu be-
rücksichtigen haben. Zuvor aber wollen wir einen kurzen Blick
werfen auf die Entwickelung und Gestaltung des griechischen
Eros, aus dem dann der römische Amor entstand. Denn wie
schon erwähnt, war es ja die Antike, welche die Anregung zur
Wiederbelebung Amors bot, doch wurden ihre Vorbilder wie
sonst, so auch auf diesem Gebiete nicht sklavisch nachgeahmt,
vielmehr dem christlichen Geiste angepasst und mit dem innersten
Wesen und Empfinden der Künstler so vollkommen neu be-
lebt, dass viele Puttengestalten, namentlich der bedeutenderen
Meister, zu völligen Neuschöpfungen wurden. Für alle gilt
dies freilich nicht; bei vielen ist das antike Vorbild deutlich
zu erkennen, ja selbst von Donatello, dem eigentlichen Schöpfer
des modernen Putto, sind uns neben den selbständigsten, aus
seinem eigensten Genie entsprungenen Kinderdarstellungen viele
Beispiele treuer Kopien nach der Antike erhalten (u. a. Me-
daillons im Pal. Medici), der Antike, auf die wir im folgenden,
bevor wir zu unserem eigentlichen Stoffe übergehen, in kurzem
unsere Blicke lenken wollen.
 
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