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Weber, Siegfried
Die Entwickelung des Putto in der Plastik der Frührenaissance — 1898

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https://doi.org/10.11588/diglit.49108#0096
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Donatello und seine Schüler und Mitarbeiter.

interessant1. Während diese an dem in der römischen Epoche
entstandenen Marmorrelief fleischig und in vollen Formen ge-
bildet sind, sehen wir an denen der Paduaner Pieta deutlich
die grössere Magerkeit von Donatellos Putten der späteren
Epoche hervortreten. Auch die Gewandung ist die leichtere,
die wir bereits am Hochaltar kennen lernten. Der Christus
hat hier ebenfalls bereits die mageren, asketischen Formen,
wie an den Alterswerken des grossen Bildners.
Ebenfalls 1446 erhielt Donatello den Auftrag für die
Reiterstatue des Erasmo de’ Narni gen. Gattamelata, welche
das erste freistehende Reiterstandbild war, welches seit dem
Altertume geschaffen worden. 1447 wurde mit der Ausführung
begonnen2.
In ähnlicher Weise wie Gewandung und Schmuck der
Judith sind hier Rüstung und Sattel mit kleinen nackten Putten
verziert, welche im Stil denen am Hochaltar in Sant Antonio
gleichkommen. Auch auf dem Steinsockel des Denkmals be-
finden sich an zwei Seiten Reliefs, auf welchen je zwei Genien
das Wappen halten; dem Entwurf nach gehen dieselben jeden-
falls auf Donatello zurück, in der Ausführung aber dürften
sie eher die Hand eines Gehülfen, vielleicht die des Giovanni
da Pisa, verraten.
In diese Paduaner Zeit möchte ich auch ein Werk der
Kleinkunst verlegen, den bronzenen Dolchgriff in der Armeria
von Turin3. Derselbe wird allerdings sonst stets unter den
kleinen Bronzearbeiten der dreissiger Jahre aufgezählt, doch
finde ich in den schlanken und doch untersetzten Formen der
Putten und ihrem ruhig sanften Gesichtsausdruck die Analogie
in den singenden Engeln im Santo oder an denen an der
1 Abbildungen: Marmorrelief im South-Kensington-Museum: Bode-
Bruckmann, Taf. 66. Bronzerelief der Beweinung in Padua: Bode-Bruck-
mann, Taf. 119. Auch bei Semper, Donatello 1887, zu S. 58 und zu S. 95.
2 Gloria, Donatello Fiorentino e le sue opere mirabili nel tempio di
S. Antonio in Padova, S. XIX—XX.
3 Abgeb. Bode-Bruckmann, Taf. 91.
 
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