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Wegner, Max
Hadrian, Plotina, Marciana, Matidia, Sabina — Das römische Herrscherbild, Abteilung 2 ; 3: Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.42301#0012
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Hadrian

Typus Stazione Termini

Florenz, Galleria degli Uffizi Nr. 108
Houghton Hall
London, British Museum 1381 /l6*
Reggio (Calabria), Museo Civico
Rom, Museo del Palazzo dei Conservatori, Scala II 9
Rom, Museo Nazionale delle Terme Inv. 124 491
Rom, Palazzo Altemps
Das frischeste und überzeugendste Bildnis des Hadrian ist wohl der Kopf im Thermenmuseum, der
1941 anläßlich des Neubaus der Stazione Termini gefunden wurde, denn er ist völlig unergänzt und
behutsam gereinigt worden, so daß das Stück im heutigen Zustand zwar Beschädigungen aufweist,
aber verläßlich ist (Taf. 2. 5 b. 8 a). Hadrian wird in diesem Bildnis als eine gesunde, gerade, welt-
offene und freundliche Natur gezeigt. Klarheit, Bestimmtheit, Festigkeit und Schönheit der Formen
sind die angemessenen Ausdrucksmittel der plastischen Durchbildung des Werkes. Der eiförmige
Gesichtsschnitt ist von großem Ebenmaß. Das Haar, das Stirn und Schläfen umschließt, sowie der
kurze Vollbart über der Oberlippe, am Wangenrand und am Kinn fügen sich gefällig der Grund-
form ein, indem sie diese unterstützen, rahmen, kräftig krönen und abschließen. Inmitten des ge-
lockten und gekräuselten Haupt- und Barthaares wirkt die Haut geschmeidig, schimmernd und
lebensvoll. Die Nase ist lang, kräftig und weder zu knochig noch zu fleischig. Die Wangen sind weder
voll noch hager, vielmehr leicht und prall gewölbt und an ihren Rändern gegen Nase, Mund, Augen
und Schläfen bezeichnend und gliedernd abgesetzt. Die Stirn zeigt eine gleichmäßige reine Wölbung
ohne merkliche Furchen. Die zarte plastische Erhebung der Brauen steigt seitlich zu einem kräftigen
Bogen an. Nur leicht sind zwei Furchen an der Nasenwurzel angedeutet. Die Augen blicken ruhig
und entspannt aus weit geöffneten Lidern. Oberlid und Unterlid zeigen bewegliche Führung und
eine feine, vielfältig abgestufte Plastik. Unverkennbar ist dieses Bildnis aus einer entschieden klas-
sischen Gesinnung ebenmäßig gestaltet, funktionell durchgegliedert und mit feinfühliger Plastizität
geformt worden.
Dies sind allgemeine Kennzeichen; das Replikenverhältnis der einzelnen Stücke dieser Gruppe ist
an anderen, besonderen Merkmalen festzustellen. Der auffälligste Ausweis dafür ist die Anordnung
des Stirnhaares: In vollen, sichelförmigen Büscheln klettern die Enden des in die Stirn gestrichenen
Haares von den Schläfen zur Mitte hoch; sie begegnen sich nicht genau über der Stirnmitte, sondern
treffen über dem linken Auge in Gegenwendung aufeinander. Hinter diesem die Stirn rahmenden
Gelock folgt eine kräftige Welle, die an einigen Stellen von Lockenenden überlagert wird. Auf
dem Oberkopf ist das Haar nur wenig gegliedert; in drei gleichmäßigen Wellen zieht es sich vom
Wirbel nach vorn. Am Hinterkopf jedoch und vor allem im Nacken ist das Haar lockiger, kürzer
gehalten und vielfältiger durchgebildet. In der Seitenansicht ist ein Wellenbündel, das hinter der
Ohrmuschel kräftig ansteigt, vor ihr steil herabfällt und sich vor der Schläfe hakenförmig aufrollt,
bemerkenswert. Diese vielleicht schon zu umständlichen Hinweise werden genügen, um bei der
Gegenüberstellung einiger Aufnahmen erkennen zu lassen-überzeugender, als Worte es vermögen-,
wie weitgehend in der Anordnung des Stirnhaares und des Gelocks im Nacken einige Bildnisse des
Hadrian übereinstimmen und deshalb als Repliken gelten müssen. Bei den Bildnissen in den Uffizien
(Taf. 4), im Konservatorenpalast (Taf. 3. 5 a. 8b) und im Thermenmuseum ist die Übereinstimmung
untereinander besonders augenfällig.
Diesen drei Bildnissen steht anscheinend der Kopf in Houghton Hall, der allein nach der Abbildung
bei F. Poulsen beurteilt werden kann, an Genauigkeit der Einzelheiten nur wenig nach.
Vielleicht nicht gerade als Replik, doch unbedingt als Wiederholung muß der Kopf mit Pinienkranz

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