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Wegner, Max
Hadrian, Plotina, Marciana, Matidia, Sabina — Das römische Herrscherbild, Abteilung 2 ; 3: Berlin, 1956

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https://doi.org/10.11588/diglit.42301#0088
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SABINA

Sabina, die Tochter der Matidia und Frau des Hadrian, starb im Jahre 136 n. Chr.
und wurde damals konsekriert. Dies ist merkwürdigerweise das einzige Datum
ihrer Lebensgeschichte, das wir sicher kennen. Ihr Geburtsdatum ist nicht über-
liefert; das Geburtsdatum ihrer Mutter kann nicht lange vor 68 n. Chr. gesetzt
werden; dann wurde Sabina schätzungsweise in der zweiten Hälfte der achtziger
Jahre geboren. Sie muß also noch sehr jung gewesen sein, als sie dem Hadrian
etwa um 100 n. Chr. vermählt wurde.
Wann Sabina zur Augusta erhoben wurde, ist gleichfalls nicht eindeutig überliefert. Diese Auszeich-
nung kann natürlich nicht vor Antritt der Herrschaft Hadrians fallen. Im allgemeinen stehen Er-
hebung zur Augusta und Verleihung des Ehrenmünzrechts in innerer Beziehung zueinander. Die
historische Überlieferung bringt beides in Zusammenhang mit der Annahme des Titels Pater Patriae
durch Hadrian im Jahre 128 n. Chr. Die Münzprägungen müssen allerdings, wie aus ihnen selbst
hervorgeht, bereits einsetzen, bevor Hadrian den neuen Titel führt. Das wird allerdings schwerlich
viel früher gewesen sein, denn in Alexandria beginnen die Prägungen der Sabina erst ein Jahr
später als die Prägungen Hadrians mit dem Titel Pater Patriae (Strack II 23).
Das Bildnis der Sabina ist wie üblich in erster Linie auf Grund der Münzprägungen zu bestimmen.
Es gibt jedoch ein rundplastisches Bildnis, das von den Münzprägungen unabhängig durch einen
anderen Anhaltspunkt als Darstellung der Sabina erwiesen wird, nämlich die Gewandstatue im
Theater in Vaison, weil sie paarweise mit einer Bildnisstatue des Hadrian zusammen aufgestellt
wurde. Das Bildnis auf dem Relief der Laudatio funebris im Treppenhaus des Konservatoren-
palastes kann dagegen nicht als eine unabhängige Bildnisbestimmung in Anspruch genommen wer-
den, denn erst aus dem Nachweis, daß die Dargestellte, der die Ehrung gilt, Sabina ist, ergibt sich
die Zugehörigkeit des Reliefs zu einem hadrianischen Ehrenmonument.
Die Münzprägungen liefern nicht nur einen Anhalt für die Bestimmung des Sabina-Bildnisses,
sondern sie ermöglichen zugleich auch, unter ihnen eine zeitliche Abfolge zu unterscheiden. P. L.
Strack (II 23 ff.) hat diese Reihenfolge ermittelt. Der früheste Typus zeigt eine Haartracht, die den
Haartrachten von Sabinas Großmutter Marciana und ihrer Mutter Matidia, wie die Münzprägun-
gen sie zeigen, weitgehend gleicht: über der flachen Stirnrolle ein knapp gehaltener Haaraufbau,
dahinter ein mehr oder minder hohes Diadem, am Oberkopf ein großes geschlungenes Flechtennetz.
Die Bildnisprägungen, die durch Strack als nächste angereiht werden, zeigen eine völlig verschiedene
Haartracht, die in den Grundzügen auf die Haartracht der Plotina zurückgreift,
deren strenge Flechtung jedoch einem lockeren Haarfall zuliebe aufgibt: Das ge-
scheitelte Stirnhaar wird in seichten Wellen zum Nacken geführt; über einem zu-
sammenfassenden Band oder Reif staut sich ein voller Haarbausch, wie ihn Plotina
trägt; um den Hinterkopf liegt das Haar ungeflochten glatt an; ein locker ge-
drehter Haarsack reicht bis auf die Schultern herab. Gesichtsschnitt und Ausdruck
wirken leicht verändert: Die untere Gesichtshälfte ist etwas steiler, das Kinn hän-
gend, der Blick unangenehm fest, fast stechend. Der Wechsel vom ersten zum
zweiten Bildnistypus der Münzprägungen wurde nach der Ansicht von Strack



SABINA

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