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DIE CHRONOLOGIE
DER MÜNZDATIERTEN GRABFUNDE.
Gruppe I. Etwa 450—520.
Münzen enthaltende Grabfunde, die in das 5. Jahrhundert datiert werden können, sind
in Süd- und Westdeutschland bisher noch nicht zu Tage getreten. Es ist deshalb nicht
möglich, von der Seite der Münzdatierung her unmittelbar zu der umstrittenen Frage
des Beginns der süd- und westdeutschen Reihengräberfelder Stellung zu nehmen. Da-
gegen können einige außerhalb Deutschlands gefundene Münzgräber Anhaltspunkte zu
ihrer Lösung beibringen.
Brenner hatte in seinem Bericht „Der Stand der Forschung über die Kultur der Mero-
wingerzeit“ auf den starken donauländischen Einfluß hingewiesen, der sich im 5. Jahr-
hundert auf merowingischem Gebiet geltend macht1). Zeitansatz und Dauer dieser „West-
wärtsbewegung der donauländischen Kultur“ glaubte er durch das auf 482 datierte Grab
des salfränkischen Königs Childerich in Tournai genauer erfassen und auf die zweite Hälfte
des 5. Jahrhunderts beschränken zu können. Es hat sich inzwischen gezeigt, daß die
durch die Funde von Airan und Untersiebenbrunn gekennzeichnete Stilstufe als wesentlich
älter und als in den Reihengräberfeldern nicht vertreten in unserem Zusammenhang auszu-
scheiden hat 2). Die Beurteilung des Childerichgrabes selbst, das man strenggenommen
als münzdatiertes Grab ansehen muß 3), wird dadurch sehr erschwert, daß sein wesent-
lichster Inhalt, verzierte Waffen und Schmucksachen, die für das dritte Viertel des 5. Jahr-
hunderts typisch sein sollten, auf deutschem und französischem Boden kaum Entspre-
chungen finden. Nur eine Goldschnalle aus dem Einzelgrab von Rüdern, O.A. Eßlingen,
ist mit Sicherheit anzuschließen4). Im Childerichgrab ist eine bestimmte Art engzelliger
flächendeckender Cloisonnetechnik vertreten, für die das Arbeiten mit enggewellten Stegen
und einer meist vertikal gerippten, mit kleinen Almandinkugeln oder Plättchen ausgelegten
Rahmung charakteristisch ist. Daß die in dieser Technik verzierten Goldsachen nicht als
einheimische Erzeugnisse, sondern als östlicher Import gelten müssen, zeigt der gleich-
zeitige Grabfund von Apahida bei Klausenburg, dessen Zugehörigkeit zum südrussisch-
donauländischen Kreis außer Zweifel steht5).
Flächendeckendes Zellenwerk in wesentlich gröberer. Ausführung ist eines der Haupt-
kennzeichen der ältesten Stufe innerhalb der südwestdeutschen Reihengräberfelder, die

x) Brenner 298.
2) N. Äberg in Mannusbibliothek 22, 1922 108ff.
3) Vgl. S. 6 Anm. 4.
4) Veeck Taf. 48 B 6.
5) So auch Brenner im Korrespondenzbl. d. Gesamtvereins d. deutschen Gesch.- und Altertumsvereine 61, 1913,
352f. — Apahida: Hampel 3 Taf. 32 — 36. Vgl. dazu besonders die Gräber aus der Hospitalsgasse in Kertsch bei L. A.
Matzulewitsch, Sjerebrjanaja tschascha iz Kertschi (1926) 35ff. u. Taf. 34; Brenner 270f. Abb. 8f.; Isvjest. aroh.
Komm. 17, 1905, 118 ff. Abb. 1 —48. — In Ungarn ist eine Schnalle von Budapest (Mus. f. Vor- u. Frühgesch. Berlin IV d
1171) an Apahida anzuschließen.

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