ERGEBNISSE FÜR DIE CHRONOLOGIE DER REIHEN-
GRÄBERFUNDE DES 6. UND 7. JAHRHUNDERTS IN
SÜD- UND WESTDEUTSCHLAND.
Die im Laufe der Untersuchung vorgenommene Überprüfung der Datierungskriterien
beweist, daß die Münzen allein zur Herausarbeitung von Zeitstufen innerhalb des Materials
der Reihengräberfelder nicht ausreichen. Ausschließliche Münzdatierung des einzelnen
Grabes ist meist unmöglich, da sich die Umlaufszeit der mitgefundenen Münze nur in den
seltensten Fällen bestimmen läßt. Das liegt in der Rolle begründet, die das gemünzte
Geld im 6. und 7. Jahrhundert in der Zone nordwärts der Alpen spielt; ausländische Münzen
in einem nicht geldwirtschaftlichen Gebiet haben für die Chronologie der archäologischen
Funde eben nur bedingten Wert. Um zu einer brauchbaren chronologischen Einteilung des
hier vorgelegten Materials zu gelangen, wurden nicht die einzelnen Münzen, sondern ganze
Münzgruppen zur Grundlage für die Datierung genommen, wenn sich für ihr Auftreten
nordwärts der Alpen ein Terminus ante oder post quem feststellen ließ. Aber auch dies
genügte noch nicht; neben die importierte Münze mußte das sonstige Einfuhrgut in den
reichen Münzgräbern treten, damit ein gesichertes chronologisches Schema aufgestellt
werden konnte. Import und Münzgruppen als archäologischer Niederschlag von Handels-
beziehungen, die sich wiederum auf dem Wege historischer Untersuchung zeitlich festlegen
und einengen ließen, wurden zu den hauptsächlichsten Grundlagen der Datierung, und die
Münzen wurden teils Träger, teils notwendiges Korrektiv der Gruppen, in welche sich das
Material der Münzgräber einteilen ließ. Auf diesem Wege ergab sich folgende Gliederung:
Die in Gruppe I (S. 30ff.) zusammengefaßten beiden frühen Phasen Childerich-
grab—Apahida (etwa 450—480) und Flonheim-Gültlingen-Ermihälyfalva (etwa 480—520)
werden von donauländischem Import und donauländischen Verbindungen bestimmt.
Sie umfassen ein mengenmäßig geringes Material, was in erster Linie auf das Ausbleiben
einschlägiger Funde in der übergroßen Mehrzahl der Reihengräberfelder zurückzuführen ist.
Die meisten süd- und westdeutschen Reihengräberfelder scheinen demnach erst in späterer
Zeit zu beginnen; bei manchen unter ihnen werden wohl auch die ältesten Gräber noch
unaufgedeckt sein.
Gruppe II (etwa 520—550, S. 34ff.) wird durch sich ergänzende reine Münzdatierungen
von drei Gräbern (Weimar Gr. 80, Chaouilley Gr. 19 und Lavoye Gr. 307bis) gestützt,
enthält aber offenbar nur einen sehr geringen Bruchteil des gleichzeitigen Formengutes.
Sie bedarf ganz besonders der Ergänzung durch neue münzdatierte Gräber und reiche,
sich an die vorhandenen Münzgräber anschließende undatierte Funde.
Als wesentlichstes Ergebnis unserer Arbeit können wir die drei folgenden Gruppen III
bis V ansehen, die einen großen Teil der Reihengräberfunde aus der zweiten Hälfte des
6. und des 7. Jahrhunderts zeitlich einzuordnen erlauben:
Träger der Gruppe III (etwa 550—600, S. 38ff.) sind die Silbermünzen der Ostgotenkönige
und die Silbermünzen Justinians I. aus der Prägestätte Ravenna, die aus historischen
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GRÄBERFUNDE DES 6. UND 7. JAHRHUNDERTS IN
SÜD- UND WESTDEUTSCHLAND.
Die im Laufe der Untersuchung vorgenommene Überprüfung der Datierungskriterien
beweist, daß die Münzen allein zur Herausarbeitung von Zeitstufen innerhalb des Materials
der Reihengräberfelder nicht ausreichen. Ausschließliche Münzdatierung des einzelnen
Grabes ist meist unmöglich, da sich die Umlaufszeit der mitgefundenen Münze nur in den
seltensten Fällen bestimmen läßt. Das liegt in der Rolle begründet, die das gemünzte
Geld im 6. und 7. Jahrhundert in der Zone nordwärts der Alpen spielt; ausländische Münzen
in einem nicht geldwirtschaftlichen Gebiet haben für die Chronologie der archäologischen
Funde eben nur bedingten Wert. Um zu einer brauchbaren chronologischen Einteilung des
hier vorgelegten Materials zu gelangen, wurden nicht die einzelnen Münzen, sondern ganze
Münzgruppen zur Grundlage für die Datierung genommen, wenn sich für ihr Auftreten
nordwärts der Alpen ein Terminus ante oder post quem feststellen ließ. Aber auch dies
genügte noch nicht; neben die importierte Münze mußte das sonstige Einfuhrgut in den
reichen Münzgräbern treten, damit ein gesichertes chronologisches Schema aufgestellt
werden konnte. Import und Münzgruppen als archäologischer Niederschlag von Handels-
beziehungen, die sich wiederum auf dem Wege historischer Untersuchung zeitlich festlegen
und einengen ließen, wurden zu den hauptsächlichsten Grundlagen der Datierung, und die
Münzen wurden teils Träger, teils notwendiges Korrektiv der Gruppen, in welche sich das
Material der Münzgräber einteilen ließ. Auf diesem Wege ergab sich folgende Gliederung:
Die in Gruppe I (S. 30ff.) zusammengefaßten beiden frühen Phasen Childerich-
grab—Apahida (etwa 450—480) und Flonheim-Gültlingen-Ermihälyfalva (etwa 480—520)
werden von donauländischem Import und donauländischen Verbindungen bestimmt.
Sie umfassen ein mengenmäßig geringes Material, was in erster Linie auf das Ausbleiben
einschlägiger Funde in der übergroßen Mehrzahl der Reihengräberfelder zurückzuführen ist.
Die meisten süd- und westdeutschen Reihengräberfelder scheinen demnach erst in späterer
Zeit zu beginnen; bei manchen unter ihnen werden wohl auch die ältesten Gräber noch
unaufgedeckt sein.
Gruppe II (etwa 520—550, S. 34ff.) wird durch sich ergänzende reine Münzdatierungen
von drei Gräbern (Weimar Gr. 80, Chaouilley Gr. 19 und Lavoye Gr. 307bis) gestützt,
enthält aber offenbar nur einen sehr geringen Bruchteil des gleichzeitigen Formengutes.
Sie bedarf ganz besonders der Ergänzung durch neue münzdatierte Gräber und reiche,
sich an die vorhandenen Münzgräber anschließende undatierte Funde.
Als wesentlichstes Ergebnis unserer Arbeit können wir die drei folgenden Gruppen III
bis V ansehen, die einen großen Teil der Reihengräberfunde aus der zweiten Hälfte des
6. und des 7. Jahrhunderts zeitlich einzuordnen erlauben:
Träger der Gruppe III (etwa 550—600, S. 38ff.) sind die Silbermünzen der Ostgotenkönige
und die Silbermünzen Justinians I. aus der Prägestätte Ravenna, die aus historischen
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