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den Kurort. Als Welsch nach Mainz zurückkehrte, lies; ihn der Kurfürst sofort
am 4. September zu sich kommen, um die „gemachten Projekte" zu sehen. Bei
ihrem Anblicke verwunderte er sich, „daß wir so fleißig gewesen", so schrieb
Welsch am folgenden Tag mit Genugtuung an Schönborn im Schlangenbad.
Weiter konnte er berichten, daß der Kurfürst „bei Übersehuno der Dessins besagte
Projekte nicht allein approbierte, sondern auch eine herzliche Freude darob
bezeugte, sonderlich über den Anhang bei der Residenz, wodurch dieselbe ge-
schlossen und durch den großen Vorplatz emballiert werde".
Für die Gitter, welche den Schloßhof gegen die Straße begrenzen sollten,
sahen die Pläne zwei Formen vor, eine gerade und eine gebogene. Der Kurfürst
gab der ersteren den Vorzug, weil der Hof dadurch „desto größer, folglich auch
desto schöner" würde. Auch die „Menagerie bei der Stadt Bruchsal" fand seinen
Beifall, nur hielt er das Haus, „worin Enten und ander Geflügelwerk aufgehalten
und genährt werden sollten, um ein Stockwerk zu hoch".
Diese dem Kurfürsten vorgelegten Zeichnungen enthielten, wie man sieht,
vor allem den Grundplan zum Bruchsaler Residenzbau, an dem dem kunst-
sinnigen Beschauer besonders der „Anhang bei der Residenz", d. h. die vielen
Nebengebäude gefielen, die das eigentliche Schloß wie ein Kranz umgaben. In
der Harmonie dieser Komposition offenbarte der geniale Architekt die Größe
seiner Kunst. Nur ein erprobter und wirklicher Künstler ist einer solch graziösen
Konzeption fähig. Dies erkannte man, wenn auch der Name bislang ins Dunkle
gehüllt war. Die urkundlichen Fragmente, die in neuester Zeit ans Tageslicht
kamen, sind zwar spärlich. Sie genügen jedoch, um uns die Gewißheit zu gebeu,
daß Maximilian Welsch der Schöpfer dieses kunstvollen Planes ist. Einen
genialeren konnte Damian Hugo sich nicht wünschen und im Hinblick auf die
wirtschaftliche Leere, vor der er stand, nicht gewinnen.
Damit stimmt die Tatsache überein, daß in den Akten dieser Zeit jede Spur
von einem weiteren Architekten fehlt, der für den Grundplan in Frage kommen
könnte. Die Zeichnungen Welschs existieren wohl nicht mehr. Ein Verzeichnis
von 1728 erwähnt zehn Pläne von ihm. Er lieferte nicht nur den Erundplan,
sondern auch einige Spezialarbeiten. Die Bemerkungen über die Hofgitter und
die „Menagerie bei der Stadt Bruchsal" deuten darauf hin. Außerdem bemerkte
er in seinem Brief an Schönborn (5. September 1720), daß er eben die Modelle
zu den Jagdzeiten machen lasse und daß an dem „Pavillon-Riß" fleißig gearbeitet
werde. Das Bruchsaler Bauprojekt beschäftigte ihn derart, daß er, weil von
Würzburg aus bisher weiter nichts eingelaufen war, glaubte, mit Schönborn
die Rückreise nach Bruchsal machen zu können.
Johann Maximilian Welsch wurde 1668 iu Krouach im Fürstbistum
Bamberg geboren, wo sein Vater Prokurator war. Nach vollendeten Studien
und verschiedenen Reisen trat er in den kaiserlichen Militärdienst und machte
seit 1695 die damaligen Feldzüge mit. Im Jahre 1704 ernannte ihn Kurfürst
Lothar Frauz von Mainz, ein Schönborn, der zugleich Fürstbischof von Bamberg
war, zum Hauptmaun, bald darauf zum Infanterie major, 1712 zum Oberst-
 
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