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Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0109
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Salz. Es wurde 1786 von der Gesellschaft an den Fürstbischof zurückgegeben.
Wilderich berief 1798 den Oberstleutnant von Traitteur, um das Unternehmen
nochmals in Flusz zu bringen. Nach langen Streitigkeiten mit der badischen
Regierung wurde Traitteur 1811 durch Kauf Besitzer der Saline, die 1824 ihren
Betrieb einstellte. Beim Tode Ferdinand von Traitteurs 1871 ging das An-
wesen an seine Schwester über, die mit Franz Theodor von Glaubitz vermählt
war, und kam 1904 in den Besitz der Stadt.

III. Anter Fürstbischof August von Stirum.
1770—1797.

Obgleich ein Neffe Schönborns, besah Stirum nichts von dem Kunstsinn
und der Baulust in der Familie seines Oheims. Auch für die Musik hatte er wenig
Verständnis. Er pflegte sie nur, weil sie zum Gottesdienste und zum Hofe gehörte.
Aus Sparsamkeit schränkte er die Ausgaben für sie, wie sie unter Hutten üblich
waren, wesentlich ein. So kam es auch, daß er den von Schönboru geschaffenen
großen Musiksaal zum Zwecke der Einschränkung umbaute. Im Jahre 1776
ließ er eine Zwischendecke einziehen und den neuen, nur die Beletage ein-
nehmenden Saal Herrichten. Hofbildhauer Günther lieferte die Entwürfe für
den herrlichen Stukkaturenschmuck im Stile Louis XVI. Der neue Geschmack
schuf noch einen blendenden Reichtum an Ornamenten, hauchte aber ein Eben-
maß in Flächen und Linien, das Rokoko hinter sich lassend (Abb. S. 87). Am
Eingang zur Herrschaft klassizistischer Linien offenbarte der Künstler noch die
Kraftfülle der erlöschenden Kunstepoche. Mit dieser herrlichen Arbeit nahm
die Muse des bauenden und schmückenden Ingeniums vom Bruchsaler Schloß
Abschied, nachdem sie während eines halben Jahrhunderts ihr reiches Füllhorn
über dasselbe ausgegossen hatte.
Eine weitere, aber unbedeutende Veränderung schuf Stirum im Jahre 1782,
da er die drei Zimmer an der Hoffront links vom Haupteingang vereinigen und
zum Kavalierspeisezimmer durch Hauptmann Schwartz einrichten ließ. Das
Stuckornament bekundet hier die völlige Überwindung des Rokoko. Heute be-
herbergt dieser Raum das von I)r. Hirsch begründete Schloßmuseum.
Die zwei Wendeltreppen, welche Schönborn außer der Haupttreppe zur
Verbindung der Stockwerke hatte anlegen lassen, genügten mit der Zeit nicht
mehr. Die nördliche ließ Hutten um 1755 durch eine dreiarmige, zweipodestige
Treppe mit Pfeilerunterstützung ersetzen, während unter Stirum an Stelle
der südlichen eine freitragende französische Stiege von Steinhauer Johann Peter
Dill in Durlach unter Leitung von Hauptmann Nikolaus Schwartz im Jahre 1782
errichtet wurde.
Im Jahre 1791 beschloß Stirum, aus den Mitteln des durch Spruch der
Rota ihm zuerkannten Benefiziums der Brückenkapelle durch Teilung der
Parochie St. Peter eine neue (vierte) Pfarrei und für sie ein dem Apostel Paulus
 
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