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Wetterer, Anton
Das Bruchsaler Schloß: seine Baugeschichte und seine Kunst : zur Zweihundertjahrfeier der Grundsteinlegung 1922 herausgegeben — Karlsruhe i. B.: C. F. Müllersche Hofbuchhandlung m.b.H., 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.53759#0092
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Nach Vollendung der Deckenmalerei und nachdem Feichtmeier Proben
seiner Kunst gegeben hatte, erkannte Hutten, dast die von den Zimmerleuten
und Maurern geleistete Arbeit nicht genügte. Er gab im Oktober 1754 Feichtmeier
den Auftrag, „die zwei Kamin im vorderen Saal vollkommen herunterzuschlagen
und die Zierarbeit ganz neu zu machen, indem die Spiegel weiter heruntergesetzt
werden können". Jetzt erhielt der Raum schöne Rokoko-Ornamente, die sich leicht
emporwinden bis zum Hauptgesims und etwas von seiner Schwere abnehmen.
Auf die Wände wurden kräftige Stuckrahmen aufgetragen, welche die lebens-
großen Ölbilder von sieben Speierischen Fürstbischöfen aufnahmen, die ohne
Zweifel in der Hauptsache vor: Zick stammen. Nach ihnen wurde der Raum
Fürstensaal genannt. (Abb. S. 37.) Es sind folgende: Uber der Türe aus
dem Stiegensaal
1. Eberhard von Dienheim 1581—1610,
anschließend auf der nördlichen Seite:
2. Johann Hugo von Orsbeck 1675—1711,
3. Damian Hugo von Schönborn 1719- 1743,
4. Philipp Christoph von Sötern 1610 1652,
auf der Südseite östlich:
5. Heinrich Hartard von Rollingen 1711—1719,
6. Franz Christoph von Hutten 1743—1770,
7. Lothar Friedrich von Metternich 1652—1675.
5. Der Stiegensaal.
Der Bauplan für 1752 enthielt u. a. den Vorschlag, „den Stiegensaal in
der hochfürstl. Residenz von den Maurern und Quadraturern zu fertigen". Das
Bauamt dachte sich die Arbeit wohl ähnlich wie im vorderen Saal. Hutten be-
merkte aber am Rand: „Diese Arbeit soll von Stukkatur und Malerei verfertigt
werden, worüber wir nächstens von dem Feichtmeier von Augsburg den Riß
gewärtigen".
In Johann Michael Feichtmeier kam der Meister in der Stukkatur, durch
den das Bruchsaler Schloß ein Kleinod des Rokokostiles geworden ist. Er stand
der Wessobrunner Schule nahe, welche die Kräfte heranbildete, um den italieni-
schen Künstlern der Barockzeit die Arbeit in Deutschland abzunehmen. Der mit
Feichtmeier wegen des Stiegensaales abgeschlossene Vertrag, den Hutten am
22. September 1752 approbierte, bestimmte: Er hatte sämtliche Stukkatur in
diesem Raum nach dein Riß, und zwar die Stiegen herunter bis auf den Boden,
durch seine Leute auf eigene Kosten herzustellen; ferner in dem vorderen, d. h.
Fürstensaal, „die Verkleidung und Futter an den fünf Türen neu zu marmo-
rieren" und die Türe in den Stiegensaal oberhalb „mit Stukkaturarbeit auszu-
zieren auf Art und Weise wie die anderen vier Türen". Die Herrschaft stellte die
nötigen Gerüste, die Materialien zur Stukkatur, das nötige Geschirr ohne Aus-
nahme, die herrschaftlichen Maurer zur „sämtlichen Zug- und Quadraturarbeit"
und die nötigen Handlanger und versprach Feichtmeier für seine Person für die
 
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