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erhielten sie das erforderliche Geschirr und auf ein Tausend Steine ein Klafter
Holz und 2 Gulden 10 Kreuzer in Geld.
Nutzer der herrschaftlichen gab es in Bruchsal noch die im Privatbesitz be-
findliche Ziegelei vor dem Durlacher Tor, die dem Jakob Bagad gehörte, und
als dieser nach Philippsburg zog, auf den Amtsschreiber Grimm, dann aus
Mathes Weinschenk und später an die Kammer- und Ökonomieräte Stahl und
Schwartz überging.
Schwieriger gestaltete sich die Beschaffung der Hausteine. Die Brüche bei
Odenheim, etwa vier Stunden von Bruchsal, boten weitze Sandsteine, die aber,
weil weich, sich weniger eigneten. Gute Qualitäten lieferten dagegen die Brüche
bei dem hochstiftischen Orte Malsch (Wiesloch). Steinhauermeister Laurent La-
motte aus Schleital im linksrheinischen Hochstift erbot sich, den Steinbruch in
Malsch auf seine Kosten aufzuräumen in der Zuversicht, datz der Bischof ihm
„einige Arbeit an der Residenz mit dem geringsten Lohn" gebe. Am 13. Januar
1721 erklärte sich Schönborn damit einverstanden, und er wünschte, datz Lamotte
baldmöglichst anfange und mit Ernst zugreife. Dieser lieferte die Steine zum
Jagdhaus, und am 1. August verakkordierte das Bauamt mit ihm die Futz-
gesimse, Architrave und Friese zu den zwei Pavillons und Stallungen, den
laufenden Schuh zu 7 Kreuzer und ein Kapitell zu 2 Gulden 15 Kreuzer, und
zwar aus dem Odenheimer Bruch.
Schönborn war mit Lamotte nicht zufrieden. Von Rom aus schrieb er, nach
seiner Rückkehr werde er die Sache untersuchen; die Steine aus Odenheim dürfe
man nicht zu dem Akkord der harten Steine aus Malsch annehmen. Da jedoch
sich niemand fand, der billiger lieferte, und die Arbeit drängte, so mutzten Statt-
halter und Kammer nachgeben. Kurz darauf kündigte Lamotte, er könne zu dem
bisherigen Preis nicht weiterarbeiten und Türen und Fenster nicht zu 7 Kreuzer
deu laufenden Schuh liefern. Er versprach, bis zur Rückkehr des Bischofs weiter-
zuarbeiteu, ging aber kurz darauf unter Hinterlassung von Schulden durch. An
seine Stelle trat Johann Adam Zöller, der bisher neben und mit Lamotte
tätig war, und der nun über ein Jahr der grotzen Aufgabe sich allein unterzog.
Aber auch er befriedigte den Bauherrn auf die Dauer nicht. Auf seinen Befehl
erfolgte die Kündigung und am 6. Februar 1723 die Abrechnung. Sie bietet ein
Bild der grotzen Arbeitsleistung in den Jahren 1720 bis 1722.
Gesimse und glatte Arbeit, auch Fenster und Türgestelle, den laufenden
Schuh zu 7 Kreuzer, hatte er geliefert in den Bauhof zu der Jagdscheuer, zu
dem Oratorium beim Kapuzinerkloster, zu dem Bauwesen in Kitzlau, zu den
zwei Marställen und vier Pavillons und namentlich zum Kammerflügel, im
ganzen etwa 7055 Schuh. 486 Schuh lagen auf dem Bauplatz zum Kirchen-
flügel und über 500 Schuh zu andern Zwecken. Gründe der Unzufriedenheit
mit Zöller wurden verschiedene angeführt. Er lieferte oft trotz der Mahnungen
Seitz' zerbrochene und zu wenig ausgearbeitete Steine, blieb nicht immer bei
der Wahrheit und schickte zu viel Gesimse statt andrer notwendiger Steine und
war wenig bei der Arbeit, so datz oft das Bauwesen gehemmt wurde. Auch lag
 
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