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Nach Bruchsal schrieb Franz Erwin am selben Tag (6. Juli) sein Bedauern
über den peinlichen Konflikt, und er gratulierte zu dem Rastatter Baumeister,
der bei der gemächlichen Nähe besser werde dienen können. Für Seitz entstehe
kein Ausfall, da er von den Klöstern Ebrach und Schwarzach in Anspruch ge-
nommen werde. Gleichzeitig legte letzterer eine Nachforderung von 170 Gulden
vor, denn die Urlaubsmonate waren von seinem Gehalt in Abzug gebracht
worden. Als die Kammer am 16. Februar 1724 darüber verhandelte, wurde
betont, das; Seitz „ein fast beständiger Valetudinarius gewesen" sei. In diesem
Umstand dürfte der eigentliche Grund des Konfliktes zu suchen sein. Der kränkelnde
Mann konnte das große Matz von Arbeit nicht ertragen, zumal in der Ferne,
von wo die Heimkehr zur lieben Familie sich schwierig gestaltete. Seitz vermochte
es nicht, dies offen zu sagen. Deswegen machte ihm Schönborn den Vorwurf,
das; er „hinter der Tür seinen Abschied genommen". Seitz starb, wie es scheint,
im Jahr 1732. Er ist innerhalb des von Welsch entworfenen Gesamtplanes der
Architekt - der Titel ändert daran nichts - des Kammerflügels, wie Rohrer
der des Kirchenflügels. Aus vieleu Stellen geht hervor, das; ein guter Teil im
Werden dieses Bauwerkes vom Bauherrn bestimmt wurde.
Im Frühjahr, sobald die Tiroler Maurer wieder kamen, wurden, wie schon
bemerkt, die Fundamente zum Kirchenflügel gegraben. Weil die tiefere Boden-
schicht aus Sand bestand, konnte nicht der ganze Platz auf einmal ausgegraben
und die ansehnliche Kellertiefe gewonnen werden. Zunächst nahm man die
östliche Hälfte in Angriff, und sobald diese aus dem Bodeu trat, legte Schönborn
am 14. April 1723 hier den Grundstein, in den ähnlich wie das Jahr vorher
beim Kammerflügel wieder eine Metallplatte mit Inschrift eingeschlossen wurde,
welche hauptsächlich die Zeitangabe und die Weihe des zu errichtenden Gottes-
hauses an den heiligen Märtyrer Damian enthielt. Dann baute man den west-
lichen Teil. Ende Mai wurden die Fundamente ganz fertig. In Ermangelung
eines Architekten führte Schönboru die Aufsicht über diese Arbeit. Da die Risse
noch fehlten, wird sie Rohrer sofort nach seiner Bestallung gefertigt haben.
Dieser Bau stellte größere Anforderungen als der Kammerflügel. Während dieser
in einem Jahr unter Dach kam, dauerte es beim Kirchenflügel über zwei Jahre.
Über die Tätigkeit Rohrers im einzelnen besitzen wir wenig Nachrichten.
Es dauerte aber nicht lange, bis sie dem Bauherrn Anlatz zu strenger Kritik bot.
Am 24. Mai 1725 besuchte er den Bauplatz und ließ sich, da Rohrer abwesend
war, von den verschiedenen Maurerpolieren Rechenschaft geben. Der eine besaß
einen falschen Riß, so daß er ihm die Einstellung der Arbeit befahl, bis Rohrer
wieder komme; an der Orangerie arbeitete man blind ohne Riß, ebenso am
Keller des Landhospitals. Entrüstet schrieb der Bischof an die Markgräfin, so
könne die Sache nicht weitergehcn, es fehle an allen Ecken, die Risse schmiere
Rohrer hin, „ob aber juclioiuw oder Überlegung dabei ist, ist sein geringster
Kummer". Er sage zu allem ja und überlege nicht, ob es gehen kann. Er wolle
nur probieren, aber die Proben kosten Geld, das „aus den: Sack genommen
wird". Schönborn bat die Fürstin, den Rohrer anzuhalten, „daß er sein Jurament
 
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