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Abschied und begab sich auf die Jagd, zu der alles bereit stand, während Neu-
mann unter der Führung Seih' und Stahls noch die übrigen Sehenswürdig-
keiten besichtigte und am Abend nach Kehl weiterfuhr. Die mit diesem Besuch
verbundenen Erinnerungen und vor allem die Verehrung für das Haus Schön-
born haben Neumann den Entschluß wohl leicht gemacht, die Eiuladung auzu-
nehmen, zumal in Würzburg unter Hutten der Bau stockte. Am 8. Januar 1728
kam er hier an. Sofort wurden ihm vier Zeichnungen vom Grundriß der Resi-
denz und solche vom Grundriß und Querschnitt des Mittelbaues, eine von der
Straße durch die Residenz und Vorstadt, eine kleine Landkarte, ein großer und
ein kleiner Plan von der ganzen Residenz und der Stadt ausgehändigt. Als
im Februar Schimborn in Scheibenhardt bei der Markgräfin weilte, begab er
sich mit Neumann nach Ettlingen, wo Augusta Sibylla letzterem ihr dortiges
„vorhabendes Bauwesen" zeigte. Am 11. März 1728 reiste Neumann wieder
nach Würzburg ab, nicht ohne zu versprechen, „zu End des Frühlings wieder zu
kommen und 4—6 Wochen unseren Sachen nachzusehen" und in Würzburg
„noch verschiedene Riß für uns zu verfertigen". Er erhielt für diesmal das Reise-
geld und 24 Speziesdukaten --- 100 Gulden. Die hiesige Bauaufsicht wurde
dem Zimmerpolier Stahl anvertraut.
In den zwei Monaten seines ersten Aufenthaltes hatte sich Neumann in
der Hauptsache mit dem Mittelbau zu beschäftigen. Der nördliche Teil desselben
war schon weit emporgediehen, und es mußte die Gestaltung der Fassade und
des Daches festgelegt werden, die infolge der Einschiebung des unteren Zwischen-
geschosses zu einem Problem geworden war, dem sich Ritter und Rohrer ent-
zogen, so daß dieser Teil, der schon 1726 weit emporgeführt wurde, erst 1728
zur Vollendung kam. Wie sehr diese Schwierigkeit auch vou Neumann emp-
funden wurde, gibt sich am obersten Stockwerk zu erkennen, das man zu einem
Halbgeschoß verkümmern ließ, damit die Höhe des Mittelbaues das harmonische
Verhältnis zu den Flügeln nicht durchbrach. Die Konstruktion des Daches damit
in Einklang zu bringen, gelang Meister Stahl in vollkommener Weise. Noch im
Sommer 1728 wurde es dem nördlichen Teil aufgesetzt und am 11. Juni die
Eindeckung dem Schieferdecker Johann Valentin Kreit verakkordiert. Den Rest
des Jahres benutzte man zum Ausbau. Die Bruchsaler Schreinermeister Joachim
Eger und Stephan Schwabacher lieferten die Türen in die Mezzana, Stein-
hauer Sebastian Hemberger in Durlach 1701 Schuh „gemeine Platten in den
oberen Mezzanagang", Steinhauer Joachim in Odenheim 142 Stück Treppen,
jedes zu einem Gulden zu den zwei Stiegen „im Anhang und Oorps cks logis".
Von den 48 herrschaftlichen Maurern arbeiteten im Juni zehn „im Hauptbau",
die Steiuhauer stellten die Gewänder zu den fünf Türen im unteren und das
Kamin im dritten und vierten Stock her, im September fertigte Anton Keuber
von Worms die Stukkatur im Zimmer „rechter Hand gegen den Garten am
Eck" im mittleren Stockwerk, wofür er 80 Gulden erhielt; im Oktober legten
Zimmergesellen den Fußboden „im oberen Mezzanastock". Als der Winter an-
brach, stand dieser Teil des Schlosses im Rohbau fertig.
 
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