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errichtet. Am 13. Juli dieses Jahres schrieb Schönborn an Vogelsang, er hoffe,
das; die Arbeit an der Orangerie derart fortgesetzt werde, „damit unfehlbar auf
künftigen Anfang des September alles gedeckt und der Keller in völligem Stand
sein möge", weil er dieses Gebäude „zu Einsetzung unserer großen Bäume, die
aus Wiesentheid kommen, nötig habe". Gemäß diesem Befehl wurde der Bau
im September von Stahl gedeckt und sofort das Gebälk gewickelt und im August
1726 Wem in den Keller eingelagert. Im Sommer 1732 brachte Marchini die
Außenbemalung zu Ende. Während der untere Stock mit den großen Bogen-
fenstern den Pflanzen in der rauhen Jahreszeit Schutz bot, war der zweite
Stock zu Wohnzimmern eingerichtet. Als Fürstbischof Stirum gleich nach An-
tritt der Regierung in vielem abbaute und aus diesem Grunde manche Änderung
durchführte, ließ er auch den „Orangeriebau, wo dero Kavaliere logieren",
nach der Zeichnung von Leonhard Stahl 1771/72 umbauen, und er wollte,
„daß nach Tunlichkeit diesen Winter der unterste Stock noch gefertigt werden
solle". Er sollte namentlich die „Hoftapeziererei" aufnehmen. Diese Bezeichnung
des Gebäudes blieb, als auch der untere Stock zu Wohnungen eingerichtet wurde.
Die äußere Bemalung zeigte in Anpassung an den Charakter der Orangerie
eine grüne Ordinante, und ihre Spuren waren bei der Renovation noch so
deutlich, daß das ursprüngliche Bild wiederhergestellt werden konnte. Es zeigt
gegen den Garten die göttlichen Tugenden, Glaube, Hoffnung und Liebe, um-
geben von den sittlichen Tugenden, und am linken Risalite die drei Menschen-
alter. Wahrscheinlich wollte man in den Blumen des Gartens Symbole der
Tugenden und in ihrem Blühen und Vergehen Sinnbilder des Menschenlebens
erkennen lassen. Die südliche Orangerie datiert in das Jahr 1728, und auch sie
erhielt von Marchini ein buntes Kleid. Der Garten war nicht nur eine Stätte
für Blumen und edle Gewächse, sondern er verkündete auch das Lob der Kunst,
namentlich der Architektur, der Schöpferin schöner Formen. Daran erinnert
das Bild in der Mittelachse der Längsseite, wo man die Architektur von den
Künsten und Wissenschaften umgeben sieht. Die Schmalseite schmücken drei
Philosophen, in der Mitte Diogenes mit Laterne und Faß, die in die Betrachtung
der aus der Natur sprechenden Schönheit versenkt sind. Dieses Gebäude war
beim Tode Schönborns innen noch nicht ausgebaut. Fürstbischof Hutten, der
Wohnungen für Kavaliere benötigte, beschloß, in demselben „fünf separierte
Wohnungen für Hofkavaliere" derart einzurichten, daß „jeder nicht nur zwei
Zimmer oder wenigstens eines nut einem Alkoven, sondern auch eine Kammer
für jeden der Lakaien" erhalte, und sämtliche Kavalierbediente sollten „eine ge-
meinsame Stube den Tag über, welche Winterszeit eingeheizt werden kann,
bekommen". Am 16. Juni 1744 schrieb Hutten an den Major Johann Valentin
Thomann in Mainz unter Beischluß eines Risses von dem „zweiten kirchenseits
stehenden, noch nnausgemachten Orangeriegebäude" mit dem Wunsche nach
dessen „guten Gedanken" über diesen Plan. Die gegenwärtige Einrichtung habe
Stahl gemacht, sie gefiel aber dem Bischof nicht, weil er wünschte, „daß die
Zimmer durchaus gegen den Garten zu gerichtet werden". Nach der Verwirk-
 
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