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I

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Tu. Wiega

n n :

aussprechen, daß das bekannte Relief des Britischen Museums von Kara-
kuja (Brit. Mus. Nr. 21, Ray et et Thomas, Milet et le golfe latmique
pl. 27) nach der Form der Rückseite ein Stück der Sima des archaischen
Tempels von Didyma ist. Von diesem Tempel haben wir jetzt auch
Fragmente ionischer Kapitelle und überaus fein gearbeitete Marmordach-
ziegel gefunden. Reste eines Volutenakroterions werden wohl zu einem
kleineren Gebäude gehören, ebenso Terrakottastirnziegel mit Darstellungen
von Medusen und Lotusblüten.

Das epigraphisch beste archaische Stück ist der Rest einer Votiv-
stütze mit elf flachen Kanellüren, oben Ansatz des Halsprofils, unten ge-
brochen (Höhe 36 cm, Breite 16 cm, Buchstabenhöhe 2 — 3 cm):

20<l/sviAMIT

OlßTHMO

III. Das Stadion auf der Südseite des Tempels (Taf. V).

Gegenüber der Südostecke des Tempels hört die hochgehende archa-
ische Stützmauer bei einer Treppe auf. Es setzten sich weiter westlich
lange, gerade Sitzreihen aus Kalkstein einer späteren Epoche an, welche
dem Tempel in 1 5 m Abstand parallel laufen und, nach Süden ansteigend,
durch kleine Treppen senkrecht durchschnitten wurden. Das Profil der
Sitzstufen stellt eine einfache steile Hohlkehle dar. Die unterste Stufe
ließ sich noch etwa 60 m lang verfolgen, die zweite 10 m, die dritte 5 m;
im ganzen müssen aber der Terrainerhebung nach mindestens sieben Sitz-
reihen vorhanden gewesen sein. Der obere Teil ist völlig abgeräumt. An
der Südseite des Tempels war also eine Bahn geschaffen, die man bequem
auf Stadionlänge ausdehnen konnte. Den Blick von Ost nach West ver-
deutlicht die Tafel V. Im Vordergrund sieht man die archaische Stütz-
mauer, eines ihrer Krönungsglieder liegt am Boden. Im weiteren Verlauf
sieht man die Mauer geradlinig werden und die drei untersten Stadion-
stufen heraustreten. Daß die Stufen der Südseite des Tempels als Sitz-
plätze dienten, beweisen die massenhaft auf ihnen eingekratzten und ein-
gemeißelten Inschriften. Bevor dieser Befund klar wurde, hatte Haus-
soullier noch annehmen müssen, daß die Aufschriften von Begräbnissen
herrührten, die von den Milesiern des zweiten und dritten nachchristlichen
Jahrhunderts auf den Stufen ihrer Tempel vollzogen worden seien; er wird
 
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