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Die Klöster.

worden ist. Aber die Photographie Abb. 88 zeigt doch wenigstens den Rest der Apsis und die mit Blend-
bogen ausgestatteten Langwände, über denen einst ein langes Tonnengewölbe lag.

Die Oberburg, von Norden gesehen, stellt Abb. 89 in sehr umfassender Weise dar. Die untere Schutz -
mauer ist hier auch stärker als in den tiefer gelegenen Partien der Hauptburg. Diese Untermauer bildete
jedoch nur eine Art Zwingerraum für den höchsten und sichersten Teil, der sich dicht um das größte
Heiligtum des Klosters, den Stylos mit der Eremitenhöhle des heiligen Paulos des Jüngeren schloß. Man
erblickt diesen Fels als ragende Spitze etwa in der Mitte der Abbildung. Zwei schlanke, gemauerte
Pfeiler stehen noch, die den auffällig hohen Toreingang in dieses Innerste bildeten und an die sich zu
beiden Seiten feste Mauerstücke anschließen. Daß hier besondere Zimmer lagen, verraten noch einige
Querzüge, und es kann nicht gezweifelt werden, daß diese Einteilung durch mehrere Stockwerke ging,
wie man dies ähnlich noch bei den Athosklöstern sehen kann. Auch scheinen einige Räume besonders
feierlich ausgestattet gewesen zu sein, da wir abgefallene Reste von Mosaik im Schutt beobachteten.

Die Höhle des Heiligen befindet sich am Südostrande des höchsten, auf dem Plane mit der Höhen-
marke + 40,1 bezeichneten Felsens. Dorthin zu gelangen muß man an der mit dem Pfeil und der Höhen-
zahl 24,9 bezeichneten Stelle der Nordseite zuerst einen Abgrund, dann ein enges Felstunnel überwinden;
danach erbreitert sich der Felsgang und man gewinnt dicht vor dem Abgrund einen Blick in die etwa 2 m
tiefer liegende Höhle und auf deren Freskenschmuck. Die Höhle war nach dem südlichen Abgrund zu mit
einer kleinen Sperrmauer gesichert, die aber längst abgestürzt ist. Es galt den in der Höhle mit dem Kopieren
der Fresken beschäftigten Professor Konrad B o e s e zuerst gegen den Absturz zu sichern. Im Verlauf
von 5 Tagen nicht ungefährlicher Arbeit gelang es mir, mit Hilfe frisch gefällter Stämme von Fichten-
und Lorbeerbäumen den Rand am Abgrund zu sperren und die Gerüste für den Künstler, welche
ihm das Herantreten an die Deckengemälde ermöglichten, aufschlagen zu lassen. Daß Vorsicht nicht
unbegründet war, beweist wohl der Anblick des Stylosfelsens von der südlichen Schlucht aus, welche
Abb. 90 wiedergibt, sowie ein Blick aus der Höhle in die Schlucht abwärts, die uns in ihrer ungeheuren,
erhabenen Wildheit an Ort und Stelle immer wieder von neuem mit Staunen erfüllte (Abb. 91).
 
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