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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0026

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Erstes Kapitel.

schied nicht beachtet, setzt sich leicht der Gefahr zu irren aus. Ein recht augenfälliges
Beispiel haben wir an der Miltiadesgruft in San Callisto, in welcher die Nische und
die beiden Arkosolien, die keine Malereien erhielten, einen schlechteren Stuck als die
Decke, welche bemalt wurde, aufweisen. Infolge dieser Verschiedenheit glaubten
Michele Stefano und Giovanni Battista De Rossi annehmen zu sollen, dass die Kammer
zuerst (unter Fabian) als Versammlungslokal angelegt und dass die Arkosolien und die
Nische später (unter Miltiades) hinzugefügt worden seien.' In Wirklichkeit ist dort
aber alles ursprünglich und gehört die Krypta zu den ersten Werken aus der Zeit
des Friedens. Nicht weniger gross ist der Stuckunterschied in der kurz vor 300
errichteten Kapelle der cinque Santi in San Callisto, wo der Stuck der Hinterwand,
auf der die cinque Santi gemalt sind, zweischichtig ist, während derjenige an der
Decke und den Seitenwänden, welche unbemalt gelassen wurden, nur aus einer Lage
besteht. In der gleichzeitigen Doppelkammer des Diakons Severus, welche überhaupt
keine Malereien erhielt, hat der Stuck ebenfalls nur eine Schicht und unterscheidet sich
in nichts von demjenigen, den wir so häufig in Krypten der letzten Periode, gleichviel
ob sie ausgemalt sind oder nicht, antreffen. Derselbe einschichtige Stuck findet sich
auch in den zum Arenar führenden « ostrianischen » Kapellen, welche, zufolge einer
dort aufgefundenen Inschrift, vor und um 291 angelegt wurden.

§ 2. Arbeit des Malers.

War der Freskogrund von den Tünchern (tectores, xoviä-:«) aufgetragen, so be-
gann der Maler (pictor, CoTpä'f0*) allsogleich die Vorarbeit, indem er, wenn beispiels-
weise eine Decke auszumalen war, vermittelst einer Schnur und eines spitzen Instru-
mentes, vom Centrum aus die erforderlichen Kreise mit den Radien, und dann die
Linien für die Umrahmung der Felder in den frischen Stuck zog. Spuren dieser
Vorarbeit finden sich in den drei ersten Jahrhunderten sehr oft; mitunter sind sie so
deutlich, dass selbst die Photographie sie wiedergibt. Wurden während der Aus-
führung der Malerei Veränderungen in der allgemeinen Disposition vorgenommen, so
Hess man die verfehlten Linien gewöhnlich stehen, da sie bei der mangelhaften Be-
leuchtung in den Katakomben nicht auffielen, daher auch nicht störend wirken konnten.
Dieses geschah z. B. in einer Nische der Gallerie der Flavier und bei dem Deckenge-
mälde des cubiculum III in Santa Priscilla.2 Dagegen kam es ganz selten vor, dass
die nicht zusagende Kontur durch Glattstreichen des Grundes beseitigt wurde. Mir
ist bisher nur ein Beispiel, aus der cappella greca, bekannt, nämlich die Umrahmung
der symbolischen Figur des Sommers, die bei der ersten Anlage zu gross gerieth und
deshalb von dem Maler mit dem Daumen entfernt wurde.3

' Vgl. Wilpert, Beiträge zur christlichen Arcliuo- * Taf. 42.

logie in Rom. Quartalschr., 1901, S. 65 ff. ' Taf. S, 2.
 
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