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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0025

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Technik der coemeterialen Gemälde.

von der durchschnittlichen Dicke eines Centimeters, zur Verwendung. Derselbe
bestand bis tief in das 3. Jahrhundert hinein ausschliesslich aus zwei, in der folgenden
Zeit sehr häufig nur aus einer Lage. Diese Regel lässt indessen Ausnahmen zu.
So herrscht in der Katakombe der hll. Petrus und Marcellinus zu allen Zeiten der
zweischichtige Stuck vor, und in der Kapelle des hl. Januarius in der Prätextatkata-
kombe besteht derselbe sogar aus drei Lagen. Die unterste der letzteren ist jedoch
nicht auf Tuff, sondern auf Mauerwerk, das einen mehrschichtigen Stuck an sich
festhalten konnte, aufgetragen. Dieses bis jetzt einzig dastehende Beispiel bestätigt
somit die von uns aufgestellte Regel und ihre Begründung. Umgekehrt lässt sich vor
der Mitte des 3. Jahrhunderts bis jetzt kein einziges Beispiel eines auf nur einer
Stucklage ausgeführten Freskos nachweisen. Der einschichtige Bewurf bietet somit
ein werthvolles Kriterium für die chronologische Bestimmung der Malereien.

Um das Sichloslösen des Stuckes, das namentlich bei ganz flachen Decken
befürchtet werden musste, zu verhindern, wurde in einigen der ältesten Kammern,
z. B. in der Doppelkrypta der Lucina und in den beiden Sakramentskapellen A 2
und A 3, die Stuckmasse mit eisernen, fast fingerdicken Nägeln, von denen mehrere
sichtbar ' sind, an der Decke befestigt. Dieser ungewohnten Vorkehrung haben wir
es hauptsächlich zu verdanken, dass uns das Deckengemälde der Lucinagruft, trotz
des grossen Sprunges, erhalten geblieben ist. Zu dem gleichen Zwecke der Befesti-
gung des Stuckes hat man in der cappella greca auf der linken Wand, wo der Tuff
etwas locker ist, Cementnägel verwendet; die Stellen, in denen dieselben eingetrieben
sind, lassen sich ebenfalls deutlich erkennen.2 Seit dem 3. Jahrhundert bestand die
Vorsichtsmassregel darin, dass man flache Decken vermied und dafür mehr oder min-
der gewölbte anlegte.

Was die Zusammensetzung des Bewurfes anlangt, so besteht bei dem
zweischichtigen die untere Lage aus Puzzolanerde und Kalk; die obere ist in ihren
Hauptbestandtheilen ein Gemisch aus Kalk und Marmorstaub, welch' letzterer dem
Stucke grosse Festigkeit und schönen Glanz verleiht. Die einschichtige Stuckbeklei-
dung setzt sich gewöhnlich aus Kalk und Puzzolanerde zusammen und ist an der
Oberfläche mit verdünntem Kalk getüncht. Besonders guten Stuck hat die Krypta
der Passionsscene in Praetextat, die Kammer unter dem grossen Lichtschacht und
diejenige des Ampliatus in Santa Domitilla, ferner das Hypogaeum der Acilier und,
zum Theil, die Gallerie der Flavier, die cappella greca und die Krypta des hl. Janua-
rius; den schlechtesten sieht man .im coemeterium maius und in Sant'Ermete. In der
Werthschätzung des Stuckes muss man übrigens den zur Aufnahme von Malereien
bestimmten von demjenigen, welcher nur die Tuffwand zu bekleiden hat, unter-
scheiden, da jener stets von einer besseren Oualität als dieser ist, selbst da, wo
beide zusammen in einer und derselben Kammer vorkommen. Wer diesen Uiiter-

' Taff. 25 u. 38.

2 Taf. 14; vgl. Wilpert, Fractio panis. Taf. V. Im Folgenden citirt: Fractio.
 
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