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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0034

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,4 Erstes Kapitel.

Unvorsichtigkeit ihren Arm in zu nahe Berührung mit dem schon bemalten Theile des
Bogrens gebracht und dadurch ihr Gewand in den noch frischen Stuck eingedrückt
haben. Nach den hinterlassenen Spuren zu urtheilen, trugen sie ein Kleid aus grobem
Stoffe. Das gänzliche Verschwinden der Persönlichkeit des Künstlers aus der coeme-
terialen und der gleichzeitigen heidnisch- römischen Wandmalerei ist übrigens nicht
wenig bezeichnend für die untergeordnete Stellung desselben.

Aller Wahrscheinlichkeit nach waren schon frühzeitig, wenn nicht jeder einzelnen
Katakombe so doch denen, die nicht weit von einander an derselben Strasse lagen,
bestimmte Maler zugewiesen. Wir schliessen es nicht bloss daraus, dass die Kata-
kombenmaler zu der Körperschaft der Fossoren gehörten,' sondern auch aus der That-
sache, dass es in einer und derselben Katakombe Gemälde gibt, welche die gleiche
Künstlerfamilie, ja die gleiche Hand verrathen. Um nur die augenfälligsten Beispiele
zu berühren, nennen wir/in Santi Pietro e Marcellino die Malereien des cubiculum VI,
der Krypta der Madonna, des cubiculum duplex und der Kapelle mit dem christolo-
gischen Cyklus;2 in San Callisto die Fresken der cripta dell'Orfeo und der beiden Sa-
kramentskapellen A 2 und A3;3 in Santa Domitilla diejenigen der Diogeneskrypta und
der anstossenden Kammer mit der Gerichtsdarstellung,4 ferner des arcosolio delle pe-
corelle, der Bäckergruft und anderer benachbarter Monumente;5 in der « ostrianischen »
Katakombe endlich diejenigen der I. und II. Kammer.6 Umgekehrt lässt sich nicht,
wenigstens für die Zeit nach der Mitte des 2. Jahrhunderts, nachweisen, dass der näm-
liche Künstler in Coemeterien verschiedener Strassen gearbeitet habe. Ich nehme
die älteste Zeit aus; denn in den Anfängen des Christenthums konnte es, bei dem
Mangel an Künstlern, nicht ausbleiben, dass ein und derselbe Maler für verschiedene
Katakomben Aufträge erhielt. Eine Bestätigung dieser Aussage liegt vielleicht in
den auf Taff. 18 ff. reproducirten Gemälden der Passionskrypta in Pretestato vor,
welche in der Bewegung der Figuren und der Behandlung der Gewänder so deutliche
Anklänge an einige Fresken der Priscillakatakombe7 bieten, dass sie, wenn auch nicht
auf den gleichen Maler, so doch auf die gleiche Künstlerfamilie zurückgeführt werden
können.

An Grabinschriften, welche ausdrücklich Maler erwähnen, kennt man bisher
nur zwei. Die eine, mit dem Konsulatsdatum des Jahres 382, lautet:

AVR FELIX PICTo/-

CL . ANTONIO ET Syagrio conss.8

>• Aurelius Felix, ein Maler (wurde hier bestattet), in dem Jahre, als Klaudius Antonius
und Syagrius Konsilien waren ».

1 De Rossi, Ä. S., III, S. 53g f.; vgl. unten S 1^. ! Taff. 117, 2; 193 ff.

1 Taff. 57; 60 f.; 63, 1; 64, 2-4; Wilpert, Cyklus, ' Taff. 168 ff.

Taff. I-VI, 1. • Taff. 13 f. u. 21 f.

5 Taff 37 ff; 40, 3 u. 41, 1-3. s De Rossi, Inscript. chrisl., I, S. 142 N.° 316;

• Taff. 154, 2; 155, 2; 180; 181, 2. C. I. L., VI, 9787.
 
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