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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0037

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Die coemetcriale Malerei in ihrem Verhdltniss zu der heidnischen Wandmalerei. i 7

schule entstanden sei. Musste man sich ja auch in der Skulptur, in Ermangelung- von
christlichen Steinmetzen, mit Sarkophagen aus heidnischer Werkstatt begnügen.
Unter solchen Umständen haben wir es von vornherein als etwas Selbstverständliches
anzusehen, dass wir in der altchristlichen Kunst auf Formen stossen, die der heidni-
schen entnommen sind. Wer diese Thatsache seltsam finden sollte, der musste sich
folgerichtig auch darüber wundern, dass die Apostelschüler, und selbst Apostel, Schriften
in der Sprache der Heiden verfasst haben.

Die ersten christlichen Maler waren in der heidnischen Schule gebildet, sei es
dass sie als Getaufte in dieselbe eintraten, oder als fertige Künstler zu dem neuen
Glauben sich bekehrten. Was durften sie nun von dem in der heidnischen Schule
Erlernten zur Ausschmückung der christlichen Grabstätten herübernehmen, und was
mussten sie zurückweisen? Anstatt uns in aprioristische Erörterungen über das
Erlaubte und Unerlaubte auf dem Gebiete der christlichen Kunst zu verlieren, wollen
wir lieber das, was die Maler an den Gräbern der Katakomben thatsächlich zur Dar-
stellung gebracht haben, in chronologischer Reihenfolge durchgehen und dann
den Inhalt der dargestellten Gegenstände kurz darlegen. Auf diese Weise wird sich
eine Scheidung der rein christlichen Schöpfungen von den aus der heidnischen
Kunst übernommenen Formen von selbst ergeben.

Überblick über die Malereien aus den vier ersten Jahrhunderten.

§ 4. Die Fresken aus dem i. Jahrhundert.

Unter den bis jetzt freigelegten Malereien erweisen sich, schon durch ihren
Fundort, als die ältesten diejenigen der Hypogaeen der Flavier und Acilier. Letztere
Grabstätte erlitt in der Zeit nach Konstantin leider solche Veränderungen, dass von der
ursprünglichen Dekoration, ausser einem Delphin und einigen Sternen und Linien,
nur zwei einem verblassten Kelche zugewendete Pfauen übrig geblieben sind.

Reicher ist der Bestand in der Gallerie der Flavier in der Domitillakatakombe.
Hier sehen wir auf der Decke zunächst einen Weinstock, der von geflügelten Putten
und Vögeln belebt ist; dann folgen Putten in Abwechslung mit phantastischen Land-
schaften, ferner Guirlanden, kandelaberförmige Pflanzenornamente und schwimmende
Delphine. In den Nischen sind zum Theil die gleichen Darstellungen, dazu ein
schönes Muster von weissen Sternblumen auf rothem Grunde, ein Ornamentkopf, ein
Fischer, ein Hörn und allerlei Thierstücke. Von den Gemälden der Seitenwände ha*ben
sich nur ein Mahl, Noe in der Arche (fragmentirt) und Daniel in der Löwengrube
erhalten; die übrigen Bilder wurden entweder durch später angebrachte Gräber zer-
stört oder von Antiquitätensammlern mit dem Stuck von der Wand abgelöst.
 
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