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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0084

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64 Drittes Kapitel.

für die Gewandung bestanden, von den Künstlern der Katakomben gewissenhaft
befolgt wurden.

Es sei vorab bemerkt, dass die Gewänder der in den altchristlichen Komposi-
tionen auftretenden Personen die in der Kaiserzeit üblichen sind, welche bekanntlich,
je nach den Ständen, zum Theil verschieden waren und mit der Zeit im Schnitt und
in der Verzierung wechselten. Dieser Unterschied, dieser Wechsel spiegeln sich auch
in den Malereien der Katakomben wieder; wir werden deshalb aus dem Studium der
Gewänder einen festen Anhalt für die Bestimmung der dargestellten Persönlichkeiten
und werthvolle Kriterien für die Chronologie der Katakombengemälde gewinnen.

Die Eintheilung des umfangreichen und mannigfaltigen Stoffes ist die natürlich
gegebene: wir behandeln im ersten Abschnitt die Kleider der Männer, im
zweiten die der Frauen, und unter den einzelnen Kleidungsstücken zunächst die-
jenigen, welche man anzog, dann jene, die um- oder übergeworfen wurden; im
engen Anschluss daran erörtern wir im dritten Abschnitt die Verzierung und im
vierten die Farbe der Gewänder; der fünfte endlich ist der Fussbekleiduni»

o

gewidmet.

I.
Die männliche Gewandung.

Es ist etwas sehr Einfaches, um das es sich bei der antiken Gewandung1 handelt.
Aus einem oblongen Stück Zeug, vorzugsweise von Wollstoff, wie es fertig vom Web-
stuhle kommt, kann man ohne den geringsten Schnitt, ohne Trennen oder eigentliches
Zusammennähen im Wesentlichen die ganze antike Gewandung, und zwar die im
Grunde gar nicht verschiedene der Männer sowohl als der Weiber, herstellen. Nur
durch verschiedene Art des Anlegens und der Befestigung am Körper entstehen aus
einem solchen Wollstoffe die in der ganzen antiken Tracht vor allem scharf zu unter-
scheidenden zwei Gewandgattungen: das Unter- und Obergewand. Das Untergewand
ist das enger anliegende, festgeheftete, bald auch genähte. Das Obergewand ist das
nur umgeworfene. Man kann es Hemd und Mantel nennen, mit allgemeinsten grie-
chischen Namen das IvS'jjaci und e-jctßXTjjjia, oder yi-eov und ipdxuiv.

Diese einem der hervorragendsten Archäologen der Jetztzeit entlehnten Sätze,2
welche in erster Linie die griechische Gewandung betreffen, gelten auch für die römi-
sche, denn die Grundlage der antiken Kleidform ist bei den Römern ein und dieselbe
wie bei den Griechen.

'Vgl. Marquardt, Privatleben der Römer, II, Teirich, Blatter für Kunstgewerbe, 1875 (Separat-
S. 533 ff. Abdr.), S. 62 f. Es wäre zu wünschen, dass diese

2 Alexander Conze, Die antike Gewandung, in ausgezeichnete Studie neu aufgelegt würde.
 
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