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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0142

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Siebentes Kapitel.

muthung, die von vielen Archäologen begeistert aufgegriffen wurde und eine Vermin-
derung des Alters jener wichigen Fresken zur Folge hatte; endlich wurden die Male-
reien der cripta delle pecorelle von ihm zu hoch hinauf datirt,' um eine Abhängigkeit
derselben von denen der genannten Sakramentskammern herzustellen. Diese Fälle,
welche die bezeichnendsten sind, abgerechnet, hatten wir selten Gelegenheit, von der
von de Rossi aufgestellten Datirung wesentlich abzuweichen; sie fand denn auch sonst
bei den Archäologen die verdiente Anerkennung. Auf des Meisters Principien fussend,
machte Lefort in den FJudcs sitr les monuments prinüti/s de la peinturc chretienne en
Italic den ersten Versuch, lämmtliche ihm bekannte Fresken der Katakomben nach
dem Alter zu ordnen. Seine Schrift bietet ohne Zweifel manches Gute, namentlich
wo er sich an de Rossi's Forschungen oder dessen mündliche Aussagen halten konnte;
wo er jedoch selbständig vorgehen musste, sind seine Schätzungen vielfach ganz unsi-
cher und machen den Eindruck des Rathens, bei dem man mitunter auch das Richtige
treffen kann. Während, in Deutschland, Pohl2 die Resultate Leforts in dem weitesten
Umfange zu den seinigen machte, hat Kraus, ungeachtet dieser Vorarbeiten, in Hin-
blick auf die Unzuverlässigkeit der veröffentlichten Kopien mit Recht auf eine chrono-
logische Statistik der Katakombengemälde verzichtet, um nicht «ein nur zu leicht zu
erschütterndes Gebäude vor den Augen des Lesers» seiner Geschichte der christlichen
Kunst (I, S. 87), «aufzuführen».

Die chronologische Klassificirung der coemeterialen Fresken ist eine Forderung
der christlichen Alterthumswissenschaft, der wir uns hier nicht entziehen können. Sie
ist eine schwierige, aber keineswegs vergebliche Aufgabe; denn es stehen uns sichere,
positive Kriterien, darunter auch solche, die bisher ganz unbeachtet und unverwerthet
geblieben sind, zu Gebote. Auf eine Reihe von Merkmalen, welche zur Bestimmung
der Entstehungszeit eines Gemäldes beitragen, wurde bereits im Verlaufe der vorste-
henden Untersuchungen hingewiesen; wir wollen sie jetzt im Zusammenhange kurz
durchgehen und die noch fehlenden hinzufügen.

I.
Kriterien zur Altersbestimmung der Malereien.

Ein unter Umständen sicheres Kriterium ist der Fundort. Ober die Zeit der
Anlage der Katakomben wie auch einzelner Theile derselben sind wir, sei es durch
'geschichtliche Überlieferung, sei es durch die Art der Gräber und durch die Inschriften,
im Allgemeinen hinreichend unterrichtet. Wir wissen, um einige Fälle zu erwähnen,
dass die Hypogaeen der Flavier und Acilier im 1. Jahrhundert angelegt wurden; dem-
nach müssen auch ihre Gemälde in diese Zeit fallen.3 Der Fundort berechtigt uns

1 R. S., III, S. 73. S. 18 ff.

2 Die altchristliche Fresko- und Mosaikmalerei, ' Taff. 1 ff. u. 1^, 4.
 
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