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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0190

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i 70 Elftes Kapitel.

Emanuel an der Via Salaria Nova drangen Arbeiter in die angrenzende Katakombe
der Vigna Massimo ein und verstümmelten neben vielen intakten Gräbern eines der
best erhaltenen Gemälde,' die das christliche Alterthuin uns überliefert hat.2 Bekannt
ist auch die durch Jahrzehnte hindurch planmassig betriebene Vernichtung der Kata-
kombe der hl. Cyriaka infolge der Anlage des modernen städtischen Friedhofes;
de Rossi berichtet von einer ausgemalten Krypta, welche niedergerissen wurde, bevor
man ihre Bilder «sehen und kopiren konnte».3 Die letzte Beschädigung eines coe-
meterialen Freskos wurde von räuberischen Händen kurz vor dem 6. März des Jahres
1901 in der Katakombe des Prätextat verübt. Einen Monat früher war ich so glück-
lich, nach der Entfernung der Füllmauer eines nicht weit von der Kapelle des hl.Janua-
rius gelegenen Arkosols eine wichtige Malerei von seltener Farbenfrische zu finden. *
Die Nachricht von diesem unerwarteten Funde hatte sich schnell verbreitet und scheint
auch in unberufene Kreise gedrungen zu sein. Als ich das Fresko photographiren
lassen wollte, musste ich die unangenehme Wahrnehmung" machen, dass man die Thüre
der Katakombe gewaltsam erbrochen und von dem neu entdeckten Bilde gerade das
Kostbarste abgelöst und geraubt hatte. Es Hess sich bisher nicht ermitteln, wer diesen
gemeinen Diebstahl begangen hat; der Verbrecher muss sicher ein guter Kenner der
Katakombe gewesen sein, da die Kapelle sich ganz im Innern, vom Eingange weit
entfernt, befindet.

Man muss sich nach allem diesen wundern, dass noch ein reicher Schatz von Ma-
lereien auf uns gekommen ist. Dass diese selbst so viele Jahrhunderte den Einflüssen
der Luft und der Feuchtigkeit Widerstand bieten konnten, verdanken sie nur dem
Umstände, dass sie Fresken sind. Jede andere x\rt von Malerei wäre unterlegen.
Wir haben in der Domitillakatakombe ein interessantes Beispiel, welches die Richtig-
keit dieser Aussage bestätigt. In der mit Architekturmalerei dekorirten Ampliatus-
gruft stürzte die Decke ein, wohl infolge der Erschütterung bei dem Durchbruch der
rechten Wand, als man die Kammer durch eine kurze Nebengallerie mit der anstossenden
Region verbunden hat. Dieses geschah nicht vor dem 4. Jahrhundert; denn an einem
der Gräber dieser Gallerie ist das konstantinische Monogramm Christi eingeritzt. Die
Kammer des Ampliatus wurde nun erhöht, und die Decke wie die neu gewonnenen
Flächen der Wände erhielten einen doppelschichtigen Stuck, auf welchem Ranken und
Weinreben gemalt wurden. Die ursprüngliche Dekoration der Wände sollte gleich-
falls durch eine neue ersetzt werden. Man überzog zu diesem Zwecke die Wände
mit einer Kalktünche, die den Malgrund für die neuen Gemälde bildete. Die Tünche
erwies sich jedoch als völlig unzureichend: die Farben hafteten nur lose an dem not-
dürftigen Untergrunde und wurden durch die Feuchtigkeit derartig zersetzt, dass sie

1 Gegen diesen Vandalismus protestirte de Rossi 6. Jahrhundert stammenden •■ Malereien, welche
in seinem BulLtt., 1K73, S. 14. de Rossi in der Kapelle der hll. Abundius und

2 Taff. 174, 1. Irenaeus sah (a. a. O. 1864, S. 43), vor ihrer Zer-
J De Rossi, Bullett., 1876, S. 25. Es ist auch Störung nicht kopirt wurden.

zu bedauern, dass die Reste der « aus dein 5. oder 4 Taff. 49.
 
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