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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0195

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Die Vervielfältigung der Kalakombenmalereien. i 7 5

lassen; so zeichnete er z. B. an der Eingangswand des cubiculum III inSanti Pietro e
Marcellino, aus Lokalpatriotismus, die hl. Katharina von Siena,' und im Bogen des Ar-
kosols d«r Kammer 52 in derselben Katakombe einen beflügelten Engelskopf zwischen
zwei männlichen Büsten. *

Die meisten von den in der Roma Sotterranea Bosio's veröffentlichten Abbil-
dungen stammen von Avanzini und Toccafondo; Fulcaro wurde als Kupferstecher
verwendet und scheint nur die Malereien der Ponziankatakombe sowie das Deckenge-
mälde des «cubicolo dei Santi» in dem coemeterium ad duas lauros abgezeichnet zu
haben. Da ihm die Anfertigung der Platten und zwar nicht bloss für die Malereien
sondern auch für die zahlreichen Sarkophage oblag, und der grösste Theil derselben
auch wirklich von ihm angefertigt wurde, so gebührt ihm hinsichtlich der artistischen
Ausstattung der Roma Sotterranea der Löwenantheil.

Was für einen Werth haben nun diese Kopien der Katakombenfresken? Tocca-
fondo war weder Zeichner nach Kopist; er verband mit seiner Unfähigkeit eine unbe-
grenzte Willkür: « Nach Belieben brachte er Barte an, kürzte oder verlängerte er
Kleider, gab nackten Figuren Gewänder und entkleidete solche, die angezogen sind;
nach Belieben änderte er die Reihenfolge der Scenen, Hess ganze Gruppen oder wich-
tige Bestandtheile derselben aus und führte neue ein, wodurch jede Ähnlichkeit der
Kopie mit dem Original verloren ging».3 Bei der Zeichnung der noch heute gut
erhaltenen Darstellung der Epiphanie, welche von ihm in eine Märtyrerscene umge-
wandelt wurde,4 kann man sich des Verdachtes einer absichtlichen Täuschung um so
weniger erwehren, als Toccafondo in seinem Privatleben als ein sehr zweideutiger
Charakter sich zeigt. Infolgedessen entliess ihn Bosio aus seinen Diensten und er-
setzte ihn durch Avanzini. Dieses muss spätestens im Jahre 1600 geschehen sein;
denn schon damals kopirte letzterer, wie seine Unterschrift beweist,5 in der Katakombe
der hll. Petrus und Marcellinus.

Avanzini war nicht bloss ein besserer Zeichner, sondern auch gewissenhafter; ich
finde, dass er nur ganz selten so ausgesprochen absichtlich sich irrte, wie es z. B. bei
der Darstellung der auf Taf. 101 abgebildeten Epiphanie geschehen ist, wo er zu den
zwei Magiern, welche das Original aufwies, eigenmächtig einen dritten hinzugefügt hat.
Gewöhnlich war ersieh seiner Aufgabe, Bilder zu kopiren, bewusst und suchte sie nach
Kräften zu erfüllen. Irrthümer weisen zwar auch seine Kopien in grosser Anzahl auf;
die Schuld davon lag aber meistens nicht so sehr an ihm, als an den äusseren Verhält-

' Taf. 59, 1. Jahre 1616 ein Alter von 36 Jahren hatte ». Da die
' Wilpert, Zur Geschichte der alten Kopien, in früheste Unterschrift desselben aus 1600 stammt, so
Rom. Qtiartalchr.. 1891, Taf. VI, 1. begann er das Kopiren schon im zwanzigsten Jahre
' Wilpert, Alte Kopien, S. 48. seines Lebens. Zum letzten Male unterschrieb er sich
* Wilpert, a. a. O., Taf. XXII. 1632 in der Katakombe der hl. Domitilla, und zwa»
1 Taf. 5g, 1. Herr Valeri, der Biograph Bosio's, mit Ottavio Pico, dem nach Bosio's Tode die Auf-
machte mir die Mittheilung, dass nach dem « Libro gäbe zugefallen war, die für die Roma Sotterranea
delle anime (f. 16) di Santa Maria e Gregorio in bestimmten Kopien mit den Originalmalereien zu
l'allicella (Arch. Gori, IV, 22) Sancti Avanzino im vergleichen.
 
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