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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0200

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i8o Zwölftes Kapitel.

Säuren einen schädlichen Einfluss auf die Farben ausüben. Das Magnesium hat
wieder den Nachtheil, dass es einen solchen Rauch erzeugt, dass mehrere gute Auf-
nahmen hinter einander nur in Räumlichkeiten möglich sind, in denen der Rauch sich
rasch verflüchten kann. Dieses ist jedoch nur selten der Fall. Man hat bisweilen
sogar Mühe, eine einzige brauchbare Photographie anzufertigen, da die Kammern meis-
tens klein und die zur Cirkulation der Luft nothwendigen Schachte verschlossen sind.
Daher bleibt der Rauch zurück und beeinträchtigt das Gelingen der Photographie, in-
dem er das Licht trübt. Sodann trifft es sich oft, dass der Raum fehlt, welcher zur
Einstellung des Apparates erforderlich ist, um das ganze Gemälde aufzunehmen; so
z. B. wenn sich dieses auf der Wand einer schmalen Gallerie oder an der Decke einer
niedrigen Kammer befindet. In solchen Fällen ist die Photographie entweder ganz
unmöglich, oder es ist nothwendig, das Bild in zwei, drei oder mehreren Theilen ge-
sondert aufzunehmen und die Theile dann zusammenzusetzen. Lässt man dieses
ausser Acht, so erhält man Photographien, welche das Original geradezu verun-
glimpfen: die Figuren erscheinen unförmlich zusammengedrückt oder in die Länge ge-
zogen, oder sie sind schief und drohen umzufallen. Da schliesslich eine grosse Anzahl
von Fresken verblasst ist, so werden die Photographien zu schwach und sind infolge-
dessen ohne weiteres nicht publikationsfähig. Der photographische Apparat allein
genügt also in der Regel nicht; es bedarf noch der nachhelfenden Hand des Kopisten.

Ungeachtet aller dieser Schwierigkeiten habe ich einen ausgiebigen Gebrauch von
der Photographie gemacht und sie überall da angewendet, wo die Verhältnisse es nur
irgend wie gestatteten. Dass die Aufnahmen zu meiner vollen Zufriedenheit ausge-
fallen sind, verdanke ich der artistischen Firma Danesi, welche mir ihren besten Ar-
beiter, Herrn Pompeo Sansaini, dafür zur Verfügung gestellt hat. Derselbe vereinigt
mit einer grossen Fertigkeit in seinem Fach die körperlich glücklichste Veranlagung:
klein von Gestalt kann er sich in die engsten Arkosolien hineinzwängen und dort seinen
Apparat aufstellen. Obgleich er einen nicht geringen Theil seiner Arbeit knieend und
auf dem Rücken liegend ausführen musste, so kam es ihm gar nicht drauf an, die Auf-
nahme ein, ja selbst mehrere Male zu wiederholen, wenn die erste oder die folgenden
aus was immer für einem Grunde nicht gelungen waren.

Mit der Photographie ist indess nur der erste Schritt zu der Anfertigung der
Kopie gethan. Den zweiten, ungleich wichtigeren, hat der Maler, also der Kopist im
eigentlichen Sinne des Wortes, zu machen. Die Photographie wird zu diesem
Zwecke auf Salzpapier (carta salata) gebracht und dann in der Katakombe, angesichts
des Originalgemäldes, unter meiner Überwachung und Leitung übermalt. Hierzu
habe ich mich während der ganzen Zeit meiner archäologischen Thätigkeit immer nur
eines Malers, des Herrn Carlo Tabanelli bedient. Dieser hatte, bevor er in meine
Dienste trat, schon für de Rossi einige kleinere Arbeiten ausgeführt, welche von seiner
aussergewöhnlichen Begabung für das Kopiren Zeugniss ablegten. Durch die lang-
jährige Beschäftigung an meiner Seite hat er sich hierin so vervollkommnet, dass die
von ihm angefertigten Kopien an Treue nichts zu wünschen übrig lassen: « Man glaubt
 
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