Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0326

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
3o6

Fünfzehntes Kapitel.

§ 91. Christus zwischen den beiden eucharistischen Symbolen
auf einem Fresko in Santi Pietro e Marcellino.

Wir schliessen die Reihe der eucharistischen Darstellungen mit einem wertvollen,
in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts ausgeführten Bilde, welches schon Bosio, frei-
lich unter einer ganz anderen Form, veröffentlicht hat.' Es nimmt das Centrum des
Bogens des monumentum arcuatum III in Santi Pietro e Marcellino ein. Avanzini,

zeichnete hier, durch Schimmelflecke verleitet, die
Opferung Isaaks (Fig. 27): in der Mitte steht, mit
den Gewändern der heiligen Gestalten bekleidet,
Abraham, welcher in der Rechten das Schwert hat
und mit der Linken den Kopf seines Sohnes Isaak
berührt. Dieser ist völlig unbekleidet und kniet,
die Hände rücklings gebunden, auf beiden Knieen.
Über ihm sieht man die rettende Hand Gottes aus
Wolken herausragen. Auf der andern Seite, Isaak
gegenüber, steht der Altar, auf welchem Holzscheite
brennen; zwischen diesem und Abraham drängt sich

Fl£. 27. &

der Widder hervor. Die Scene gleicht demnach
so vielen andern, die wir von dem Opfer Abrahams besitzen, namentlich einigen
auf Goldgläsern und Sarkophagreliefs.2 Das Original ist hingegen ganz anders
(Taf. 166, 1): es zeigt weder Abraham, noch Isaak, noch den Altar, noch die Hand
Gottes; kurz alles ist verschieden. Statt des stehenden Patriarchen erblicken wir den
sitzenden Heiland, welcher mit der Rechten den Redegestus macht und in der Linken
eine halb geöffnete Schriftrolle hält; zu seinen Füssen sind rechts drei dickbauchige
Amphoren und links eine viereckige Kiste, die bis an den Rand mit Broden angefüllt
ist, aufgestellt.

Die Bedeutung des Freskos ist so klar, dass sie keines besonderen Kommentars
bedarf: die Amphoren sind ein Hinweis auf das Wunder von Kana und die Brode auf
dasjenige der Brodvermehrung, die beiden Symbole des Altarsakramentes. Christus
ist somit zwischen den eucharistischen Gestalten des Brodes und Weines abgebildet.
Da der Künstler ihm den Gestus des Redens gab, so folgt daraus, dass er dadurch die
eucharistische Rede, den «durus sermo» andeuten wollte. Die Brode liegen nicht in
einem Korbe, wie auf den übrigen Gemälden, sondern in der «arca», d. i. in dem Be-
hälter, in welchem die Christen der ersten Jahrhunderte das konsekrirte Brod aufzube-

' Bosio,R.S., S. 395; Aringhi.Ä.^-., II, S. i>3;Bot-
tari, R. S., II, Taf. i zg; Garrucci, Storia, II, Taf. 57, 2.

322

Garrucci, III Taff. 169, 4; 171, 2; 172, 8; V,
2; i?$, 4; 3^7. 4; 334. 4; 358. 31 4°2. 5-
 
Annotationen