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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0327

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Die Darstellungen der Eucharistie. 307

wahren pflegten.' Dieses Detail erhöht den Werth des Bildes, das in der altchristli-
chen Malerei als Unikum dasteht. Ich sage Malerei, denn eine inhaltlich verwandte
Darstellung bietet der vor wenigen Jahren in Mailand entdeckte Silberschrein aus Santi
Nazaro e Celso. Auch dort erscheint Christus mit den beiden eucharistischen Sym-
bolen, und zwar mit den sechs Krügen von der Hochzeit zu Kana und fünf mit Brod
gefüllten Körben; auch dort sitzt er und spricht. Wir sehen daselbst ausserdem, zu
beiden Seiten vom Heilande, elf Männer, welche die Gewandung der heiligen Gestalten
tragen. Obgleich ihrer nicht zwölf sind, so liegt es doch am nächsten, sie für die Apostel
zu halten. So erklärte sie auch Gräven, der erste Herausgeber des kostbaren Silber-
schreines.2 Es ist aber nicht unwahrscheinlich, dass die Elf bloss Jünger im Allge-
meinen vorstellen sollen, genauer gesagt jene, welche der « harten Rede » über die Eu-
charistie beigewohnt haben. Unter diesen waren einige, welche den Worten des Herrn
keinen Glauben schenkten. «Von der Zeit an », berichtet der Evangelist, «gingen
viele seiner Jünger zurück; und sie wandelten hinfür nicht mehr mit ihm».3 Die
Mienen und Geberden einiger der elf Männer scheinen wirklich diese ungünstige Wir-
kung der Predigt Jesu auszudrücken. Da die Darstellung auf dem hervorragendsten
Platze, auf dem Deckel, angebracht ist, so lässt sich vermuthen, dass der Silberschrein
seiner ursprünglichen Bestimmung nach eine eucharistische « arca » war und erst später
zur Bergung von Reliquien verwendet wurde.

Ein Rückblick auf das über die eucharistischen Gemälde Gesagte lehrt, dass
die Symbolik zunächst an die Speisung der Menge anknüpft, weil sie die Kommu-
nion darstellen will. In der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts erscheint, in der näm-
lichen Bedeutung und nur auf Einem Fresko, das Mahl der sieben Jünger am See Ti-
berias. Um dieselbe Zeit wird in dem Bilde der Vollstreckung des Wunders der
Brod- und Fischvermehrung zum ersten Mal symbolisch die Konsekration vorge-
führt. Je mehr sich diese Darstellungen dem apostolischen Zeitalter nähern, desto
mehr Bestandtheile enthalten sie von der Eucharistie, deren Vorbilder sie sind: die
Brod- und Fischvermehrung in der Sakramentskapelle A3 wird auf dem Altare vorge-
nommen, die Körbe in der Lucinagruft enthalten die beiden eucharistischen Gestalten,
und die Fractio vergegenwärtigt den feierlichen Augenblick, in welchem der Bischof
vor der Kommunion das konsekrirte Brod bricht. Seit dem 3. Jahrhundert sind die
eucharistischen Gemälde dagegen ausschliesslich symbolisch. Es geht hier also auf
dem Gebiete der Kunst etwas Analoges vor, wie in der altchristlichen Litteratur: wäh-
rend Justinus M. keine Bedenken trug, in seine grössere Apologie einen offenen Be-
richt über die liturgisch-eucharistische Feier aufzunehmen, sprechen die späteren Kir-

' Cypr., De lapsis, 26, ed. Hartel 256, 7: Et cum Archeologia cristiana, 1876, S. 39 ff.
quaedam arcam suam in qua Domini sanctum fuit 2 Hans Graven, Ein altchristlicher Silberkasten, ir»

manibus immundis temptasset aperire, igne inde sur- Zeitschrift für christliche Kunst (12. Jahrgang[i8oo]),

gente deterrita est ne auderet adtingere. Über diese Taf. I, S. 1 ff.
eucharistischen Behälter vgl. de Rossi, Bullettino di ' Toh., 6, 67.
 
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