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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0342

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322 Sechzehntes Kapitel.

«Betrachten wir, Geliebte», sagt der hl. Klemens R.,' «wie Gott die künftige Aufer-
stehung, welche er an dem Herrn Jesus Christus zuerst gezeigt hat, indem er ihn von
den Todten auferweckte, uns beständig vorhält... Nehmen wir die Früchte: wie ent-
steht der Samen? Es ging der Sämann aus und warf den Samen auf den Acker, und
die Körner, welche bloss und trocken auf den Acker fielen, lösen sich auf; dann erweckt
die erhabene Majestät der göttlichen Vorsehung sie zum Leben und aus einem werden
mehrere und tragen Früchte». Änlich schreibt der hl.Justinus Martyr, und von dem
hl. Irenäus haben wir schon oben (S. 297 f.) eine wichtige.Stelle angeführt. Minucius
Felix, Tertullian, Cyrill von Jerusalem u.a. verallgemeinern den Gedanken und weisen
auf den Wechsel hin, welcher mit dem Wandel der Jahreszeiten in der ganzen Natur
sich vollzieht. «Alle diese Umwälzungen in der Natur», schliesst Tertullian, «sind
ein beständiges Zeugniss für die Auferstehung der Todten»: « Totus igitur hie ordo
revolubilis rerum testatio est resurrectionis mortuorum»2 Diese allgemeine Verwer-
thung der Jahreszeiten als eines Symbols der Auferstehung verlangt, dass wir den bild-
lichen Darstellungen der Jahreszeiten den gleichen Sinn beimessen. Es ist allerdings
wahr, dass in ihnen das dekorative Element mehr als sonst entfaltet wurde. Der Grund
davon liegt aber darin, dass die christlichen Künstler die Form, in welcher die Jahres-
zeiten zum Ausdruck gekommen sind, nicht selbst schufen, sondern sie in der alten
Kunst fertig vorfanden und mit allen ihren Details herübernahmen. Dass dadurch
das Wesen der Sache, die symbolische Bedeutung, nicht aufgehoben wurde, versteht
sich von selbst. Daran ändert auch nichts die Thatsache, dass einige Bestandtheile
der Darstellungen, namentlich des Frühlings, des Herbstes und des Winters, isolirt ver-
wendet wurden; denn auch das Meerungeheuer des Jonas und die Schafe des Guten
Hirten wurden bisweilen von der Hauptfigur getrennt angebracht, ohne dass der sym-
bolische Gehalt des Jonas- und des Bonus Pastor- Bildes irgendwelche Einbusse er-
fahren hätte.

Auf die einzelnen Gemälde der Jahreszeiten brauchen wir an dieser Stelle nicht
mehr zurückzukommen; da sie der heidnischen Kunst entlehnt wurden,.so haben wir
sie schon oben S. 34 ff. unter den übernommenen Darstellungen behandelt.

§ 94. Die Auferweckung der Tochter des Jairus.

Wie bemerkt, existirt von der Auferweckung der Tochter des Synagogen-
vorstehers Jairus3 in den Katakomben nur eine einzige Darstellung, und auch
diese ist zu zwei Drittel mit dem Stuck zerstört.4 Sie füllt ein Feld der linken Wand
des « cubiculum darum » in Santa Priscilla. Man sieht von Christus den unteren
Theil von den Knieen abwärts, und neben ihm das Bett mit dem äussersten Saum

1 Ep. ad Corinth., 24, ed. Funk, 92. ' Matth., 9, 25; Mark., 5, 41 f.; Luk., 8 54 f.

2 De resurr, carnis, 12. 4 Taf. 123, 2.
 
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