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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0346

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326 Siebenzehntes Kapitel.

eine Darstelluno- des Sündenfalles aus dem 2. Jahrhundert, und diese gleicht voll-
ständig dem römischen Durchschnittsbilde.

1. Rechtes Bogenfeld einer Sarkophagnische bei dem Hypogäum der Acilier in
Santa Priscilla. Zwei Stuckll. Mitte des 3. Jhts. Taf. 70, 2.'

Links zuäusserst steht Eva und hält mit beiden Händen den Blätterschurz.
Rechts von ihr hat sich am Boden die Schlange hoch emporgerichtet und wendet den
Kopf dem Baume zu. Auf der andern Seite vom Baume ist nicht, wie man erwarten
sollte, Adam sondern der unter der Kürbisstaude ruhende Jonas gemalt. Adam stand
an dem äussersten Ende des Feldes, da, wo der Stuck herabgefallen ist. Einer ähnli-
chen Trennung der Komponenten werden wir noch zweimal begegnen.

2. PLingangswand des cubiculum XIV in Santi Pietro e Marcellino. Zwei Stuckll.
Zweite Hälfte des 3. Jhts. Taf. 101.-

Die Beschädigung Evas am linken Fusse abgerechnet, ist das Bild fast tadellos
erhalten. Der Baum nimmt die Mitte zwischen den Stammeltern ein. Adam steht
links, Eva rechts; sie halten mit beiden Händen die Blätterhülle, mit der sie ihre Blosse
bedecken. Die zu sehr verschränkten Arme, welche bei Adam ganz verzeichnet sind,
kontrastiren mit der sonst nicht übel gezeichneten Körperform. Der Künstler hat es
verstanden, in der Haltung der Stammeltern die momentane Stimmung auszudrücken:
Adam hat die Augen niedergeschlagen und sieht die Schlange, welche sich auf dem
Boden ringelt, wie vorwurfsvoll an; Eva blickt traurig vor sich hin; ihrer ganzen
Figur merkt merkt man den Schmerz an, in den sie die Sünde gebracht hat. Die wel-
lenförmigen, in der Mitte gescheitelten Haare, von denen einige Locken die Schultern
bedecken, verrathen die seit dem 3. Jahrhundert in die Mode gekommene Tracht.

3. Eingangswand der Kammer des hl. Petrus in derselben Katakombe. Zwei
Stuckll. Zweite Hälfte des 3. Jhts. Taf. 93. Unedirt.

Die Gruppe ist von dem nämlichen Künstler und in der gleichen Weise wie 2 ge-
malt, ihre Erhaltung ist jedoch wesentlich schlechter, da die obere Stuckschicht sich an
vielen Stellen abgeblättert hat.

4. Grab der Metilenia Rufina in der Katakombe unter der Vigna Massimo. Zwei
Stuckll. Ende des 3. oder erste Hälfte des 4. Jhts. Unedirt.

Das Fresko ist fleckig und sehr verblichen; nur den Baum mit der um ihn gewun-
denen Schlange kann man mit einiger Deutlichkeit erkennen. Hier haben wir das
älteste Beispiel der von nun an typisch gewordenen Darstellungsform. Bei der schlech-
ten Erhaltung des Bildes darf es uns nicht Wunder nehmen, dass de Rossi in ihm die
.drei babylonischen Jünglinge im Feuerofen vermuthet hat.3

5. Deckengemälde des cubiculum II in dem coemeterium maius. Zwei Stuckll.
Erste Hälfte des 4. Jhts. Taf. 171. '

' De Rossi, Butlett., 1888, Taf. III, S. 11 ff. 'De Rossi, Bullett., 1873, S. 19.

1 Bosio, R. S., S. 389; Aringhi, Ä. S., II, S. 117 ; + Bosio, R. S., S. 455; Aringhi, R. S., II, S. 193;

Bottari, Ä. S., II, Taf. 126; Garrucci, Storia, II, Bottari, R. S., III, Taf. 145; Garrucci, Storia, H,

Taf. 55, 2. Taf. 63.
 
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