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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0350

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33° Siebenzehntes Kapitel.

seiner Schwäche, und nicht als den muthigen Bekenner Christi, der er nach dem Tode
des Herrn ward.

Bei der Deutung- des Freskos dürfen wir weder etwas Fremdes hineintragen noch
es aus dem Zusammenhange mit der Verstorbenen bringen. Beides erreichen wir, wenn
wir es als einen Hinweis auf die Schwäche der menschlichen Natur betrachten
und in deprekativem Sinne nehmen. In den Gebeten der Todtenliturgien wird Gott
häufig angerufen, er möge in Hinblick auf die Schwäche des Fleisches, der «caro pec-
catrix, » die Sünden der Verstorbenen tilgen;' «niemand könne leben, ohne zu sündigen,
ausgenommen Gott,» lautet die Entschuldigung in einem uralten griechischen Be-
gräbnissgebet,2 das in etwas ausführlicherer Form auch monumental durch die Grab-
inschrift des aegyptischen Mönches Anbä Schenüdi aus dem Jahre 344 n. Chr. erhalten
ist.3 Das Gebet für die Todten im allgemeinen Intercessionsgebet der Messliturgie
schliesst die von den Nestorianern gebrauchte ursprünglich kleinasiatische Liturgie
des Theodor von Mopsvestia gleichfalls mit der Bitte: « Gewähre ihnen Verzeihung
für alle Sünden und Vergehen, welche sie in dieser Welt, in einem sterblichen Körper
und mit einer dem Wechsel unterworfenen Seele vor dir begangen haben, weil keiner
ist, der nicht sündigte. » 4 Die palästinensische Jakobusliturgie erweitert eine ähn-
liche Bitte durch die Begründung, dass « unser Herr Jesus Christus der einzige war,
der sündenlos auf Erden erschien, » 5 mit welcher Erweiterung sie alsdann, nur im
Wortlaut unbedeutend verändert, in der syrischen Jakobusliturgie6 und zahlreichen
jüngeren syrisch-monophysitischen Anaphoren 7 und sogar in einer altkoptischen Li-
turgie8 wiederkehrt. Im Abendlande aber klingt die Präfation einer gallischen See-
lenmesse an diese Begründung mit der Frage an : « wer sollte vor dem Blicke deiner
Gerechtigkeit gerecht erscheinen? ».'' Einmal wird Gott an die Sünde der Engel,
die, obwohl geistige Wesen, dennoch gefallen seien, erinnert: « Wenn du selbst in
Engeln, also in geistigen Wesen, Treue nicht gefunden hast, um wie viel weniger
in uns, die wir in ein Gefäss voller Leidenschaften gebannt und sinnlichen Trieben

1 Renaudot, Litnrg. Orient., II, S. 553: « Sed sive noch ist unter den Menschen auf Erden einer frei
verbo sive opera peccaverint, utpote homines carne von Sündenschuld und rein von Makel, ausgenommen
induti, remittito, aboletoque errores ipsorum ». Vgl. unser Herr Jesus Christus dein eingeborener Sohn,
S. 516. durch den wir Barmherzigkeit und Verzeihung der

2 'AfiourfMtTotpiov -0 jj-r-7-, edit. Venet. 1899 S. 184. Sünden zu erlangen hoffen. »

3 Kaufmann, Die sepnlkralen Jetiscitsdenkmäler 'Renaudot, a. a. O., II, S. 292, 304, 316, 327,
der Antike und des Urchristentliums, S.68f.: «Nimm 363, 376, 395, 405, 444, 516 f., 534, 553.

weg von ihm als gütiger und menschenliebender Gott 8 Hyvernat, Fragmente, in Rom. Quartalsehr..

jeden Fehler, den er in Wort, That oder durch Ge- 1887, S. 340: «Und haben sie (die Verstorbenen)

danken begangen; gibt es doch keinen Erdenlebenden, geirrt, oder aus Vergessenheit gesündigt, da es Men-

der nicht sündigt». sehen sind im Fleische und in der Welt, so erbarme

4 Renaudot, a. a. O. II S. 615. du dich ihrer, du guter Gott, du Freund der Men-
s Brightman, Liturgies Eastem and Western, sehen und verzeihe ihnen. Denn niemand ist rein von

S. 57. Sünde, und wenn sein Leben auch nur einen Tag

6 Brightman, a. a. O. S. 96; Renaudot, a. a. O. II gedauert hat ».
S, 37: « Gehe nicht ins Gericht mit deinen Dienern; ' Muratori, Litnrg. rom. vet.. II, S. 951; Migne,

denn vor deinem Angesicht ist kein Lebender gerecht, 72, 567.
 
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