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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0355

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Bitte um Gottes Beistand für die Verstorben«*. 335

Nachdem das « Bilder-Gebet » für die Verstorbenen in den Katakomben eine
solche Richtung genommen hatte, war es leicht, es durch neue Figuren zu bereichern.
Thatsächlich kam noch in der ersten Hälfte des 2. Jahrhunderts Jonas, im 3. David
mit der Schleuder, Job, und Tobias mit dem Fisch, im 4. der Mannaregen und die
Bedrängung des Moses und Aaron durch die Juden hinzu. Ausserdem zog man auch
das in der ältesten Zeit als Symbol der Taufe verwendete Quellwunder Moses', ferner
den aus der Hand des Vaters geretteten Jsaak, welcher ursprünglich als Vorbild
der Passion gedient, in das Gebet hinein und verwerthete beide Scenen in dem
gleichen Sinne.

Wir wollen nun auf die einzelnen Darstellungen näher eingehen. Hierbei werden
wir dieselbe Reihenfolge einhalten, in welcher sie in die Grabmalerei eingeführt
worden sind.

§ 97. Daniel in der Löwengrube.

Daniel versinnbildet, dem Gesagten zufolge, den Verstorbenen, dessen Seele Gott
vor dem ewigen Tode bewahren soll; er ist deshalb auf den Grabmalereien stets
bartlos geschildert. Von den neununddreissig Darstellungen, welche ihn zum Ge-
genstände haben, sind nur drei zerstört und eine verschollen; eine gehört dem 1., zwei
dem 2., neun dem 3. und die übrigen dem 4. Jahrhundert an. Obgleich Daniel auf
allen diesen Fresken allein zwischen den Löwen erscheint, so ist, wie wir gezeigt
haben, als sicher anzunehmen, dass die Maler die zweite, im letzten Kapitel des Bu-
ches Daniel erzählte Verurtheilung, wo der Prophet durch Habakuk gespeist wurde,
vorführen wollten. Die drei Fresken, die aus der Zeit vor dem 3. Jahrhundert stam-
men, stellen ihn bekleidet, die der folgenden Zeit unbekleidet dar; nur auf zwei
Bildern aus dem 4. Jahrhundert trägt er ein Lendentuch. Dass diese letzteren Dar-
stellungen einen Nachhall der Martyrien der ad leones Verurtheilten enthalten können,
wurde schon oben bemerkt.'

1. Linke Wand der Gallerie der Flavier. Zwei Stuckll. Zweite Hälfte des
1. Jhts. Tat 5, i.2

Ein Vergleich meiner Kopie mit derjenigen, welche de Rossi kurz nach der
Wiederaufdeckung des Hypogäums von dem Bilde machen Hess, zeigt, dass die Zer-
störung desselben seitdem noch weiter fortgeschritten ist. So viel sich aus dem
Erhaltenen entnehmen lässt, war es sorgfältiger als die andern Fresken der Gallerie
gemalt. Daniel, in der gegürteten Exomis, steht als Orans auf einer kleinen Er-
höhung; zuunterst steigen die beiden Löwen gegen ihn an.

2. Frontwand über der rechten Nische in dem Altarraume der cappella greca.
Zwei Stuckll. Anfang des 2. Jhts.3

1 Vgl. S. 42. Ha, II, Taf. 19, 2.

' De Rossi, Bullett., 1865, S. 42; Garrucci, Sto- > Wilpert, Fractio, Taf. IX.
 
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