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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0412

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392 Neunzehnte!: Kapitel.

Alle diese Inschriften, das kleine Fragment ausgenommen, stimmen mit ein'ander
darin überein, dass sie drei verchiedene Persönlichkeiten aufführen: Christus als den
Richter, Verstorbene, über welche gerichtet wird, und Heilige (Märtyrer), welche
die Verstorbenen dem göttlichen Richter empfehlen, damit er ein gnädiges Urtheil
fälle. Die Märtyrer werden aus diesem Grunde in einer Inschrift der Katakombe der
hl. Cyriaka: ADVOCATI APVT DEVM ET %, « Sachwalter bei Gott und Chris-
tus» genannt:1 eine Bezeichnung, welche den Tribunalien, vor denen die Advokaten
die «causa» ihrer Klienten zu vertheidigen hatten, entlehnt ist. Eben deshalb wen-
den sich in den Epitaphien die Hinterbliebenen so häufig an Märtyrer, um ihren theu-
ren Abgeschiedenen zu Hilfe zu kommen.

Die angeführten Inschriften, zumal die ersteren, sowie die Natur der Grabge-
mälde an sich hätten, so scheint es, die Archäologen bestimmen müssen, unter den
Malereien der Katakomben von vornherein Gerichtsdarstellungen zu vermuthen.
Eine solche Vermuthung wäre um so mehr am Platz gewesen, als auch die heidnisch-
sepulkrale Kunst ihre Gerichtsdarstellungen hat. Ein merkwürdiges Beispiel bieten
die schon oben S. 144 kurz berührten Fresken des Arkosols, welches der Sabazios-
priester VINCENTIVS für sich und seine Gemahlin VIBIA in einem kleinen Hypo-
gäum der Via Appia bereitet hat. - Dieselben verdienen unsere Beachtung in einem
ganz besonderen Masse, weil sie mit erklärenden Beischriften versehen und offenbar
von christlichen Anschauungen beeinflusst sind. Sie stammen, wie der einschichtige
Stuck, der Stil und die Art und Verzierung der Gewänder beweisen, aus der ersten
Hälfte des 4. Jahrhunderts. Taf. 132, 2 bringt das uns hier zunächst interessirende
Bild, welches in der Bogenmittedes Arkosols gemalt ist. Auf einem hohen, aus Qua-
dersteinen gebauten Tribunal sitzt Pluto, DISPATER, mit Proserpina, AERACVRA,
zu Gericht. Pluto, mit dem Philosophenmantel bekleidet, hält in der Linken, wie
Christus in einigen Wunderscenen, einen Stab, der hier wohl auf die Herrscherwürde
hindeuten soll; die Rechte hat er in der Richtung nach den drei Schicksalsgöttinnen,3
FATA DIVINA, ausgestreckt, welche unten, links Vom Tribunal, stehen. Proserpina
ist mit der langen Tunika und der Palla, die sie über den Kopf gezogen hat, beklei-

' De Rossi, Ballett., 1864, S. 34. Von den in durch die Fürbitte des Heiligen — und nimm die

S. Ciriaca bestatteten Märtyrern ist es der hl. Lau- Seele deines Dieners, des Priesters — in die Ge-

rentius, welcher in liturgischen Gebeten namentlich meinschaft der Heiligen auf ». Im mozarabischen

um seine Fürbitte für Verstorbene angerufen wird. Missale endlich wird Gott gebeten, dass er « auf die

So lesen wir in dem Saeramcntarhtm Leonianuni: Fürsprache der heiligen Jungfrau Maria und aller

, « Beschütze uns, o Herr, durch die Fürsprache des Heiligen hin den Verstorbenen zu seiner Rechten

seligen Märtyrers Laurentius und nimm die Seele stellen möge». Vgl. Muratori, Liturg. rom. vet.,1,

deines Dieners, des Bischofs — in die Gemeinschaft S. 453, 754; Migne, 85, 1031. Auf diese Stellen

deiner Heiligen auf»; und «Steh uns bei, o Herr wurde ich durch Herrn Dr. A. Baumstark auf-

unser Gott; erhöre die Bitten deines seligen Mär- merksam gemacht.

tyrers Laurentius und führe die Seele deines Dieners, ' Garrucci, Storia, VI, Taff. 493 f., S. 171.

des Bischofs — in das Licht der ewigen Seligkeit ». ' Bei Garrucci ist die mittlere Gestalt irrthümlich

Verallgemeinert findet sich die erste Bitte im Sacra- ein bärtiger Mann. Daher nahm Maas [Orpheus,

mentarium Gelasianum: «Beschütze uns, o Herr, S. 221) ein «männliches Fatum, einen Fatus» an.
 
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