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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0435

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Die Darstellungen des Gerichtes. 415

sitzen wird, auch auf zwölf Thronen sitzen, und die zwölf Stämme Israels richten! »
(Matth. 19, 27 f.). Es möchte daher scheinen, dass dem Maler hier die Idee des
Gerichtes vorgeschwebt habe. Da indess die Gestalt des Verstorbenen fehlt, so kann
andererseits auch die Möglichkeit nicht geleugnet werden, dass der Heiland hier als
Lehrer figuriren soll. Zu einer solchen Deutung würde das in der Lunette gemalte
Fresko passen, welches den die Heerde weidenden Hirten vergegenwärtigt. Eine
sichere Entscheidung lässt sich jedoch nicht fällen; deshalb haben wir es vorge-
zogen, die fragliche Darstellung in diesem Anhang unterzubringen. Das'Fresko
stammt, den in der Kammer gefundenen Inschriften zufolge, spätestens aus dem
Jahre 337 und ist in der Katakombenmalerei ein Unikum geblieben.

4. Als dieser Bogen in den Druck gehen sollte, wurde bei den in der Katakombe
der hll. Markus und Marcellianus vorgenommenen Ausgrabungen eine noch unbekannte,
griechische Grabinschrift mit der Darstellung einer sehr interessanten Gerichtsscene ans
Tageslicht gefördert. Der Fundort und die Form der Buchstaben weisen das Monu-
ment dem 4. Jahrhundert zu. Die Inschrift lautet:

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« Aurelius Theodulus und seine Gattin Ceecilia Maria haben zu ihren Lebzeiten die Grabstätte für sich und
ihre Kinder Urbikus und Bonifatia errichtet. Theodulus lebte 72 Jahre; er entschlief an den 7. Kaienden
des November (26. Oktober). Möge er zu' dem himmlischen Mahle zugelassen werden!».

Die nach Art eines Tiefreliefs ausgeführten Figurendarstellungen waren zu beiden
Seiten von der Inschrift angebracht; diejenige zur Rechten ist fast ganz erhalten. ' Sie
zeigt den Verstorbenen vor Gericht. Theodulus steht mit herabgelassenen Armen da;
er hat einen kurzen Vollbart und ist mit Sandalen, der ungegürteten Tunika und der
Pänula bekleidet. Der göttliche Richter ist bartlos, hat die ihm zukommende Gewan-
dung und sitzt auf einem hohen Tribunal; über seinem Haupte ist das konstantinische
Monogramm (&) und in der oberen Leiste die Bezeichnung ACiCMOTHC HMCÜN,
« unser Herr », geschrieben. Wie auf dem Fresko in Sant'Ermete (Taf. 247), so
berührt er auch hier mit der rechten Hand den Verstorbenen am Kopf, um ihn in
die Seligkeit, unter die Auserwählten aufzunehmen. Letzteres drückte der Stein-
metz dadurch aus, dass er neben den Verstorbenen zwei Schafe gezeichnet hat. Und
dass der Mann vor dem Tribunal wirklich der Verstorbene ist, beweist der rechts von
ihm unter der Kathedra des Richters eingravirte Name eeOAOyAOC, Die Darstel-
 
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