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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0438

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418 Zwanzigstes Kapitel.

welche dem Bilde des Elias in den Katakomben zukommt.' Man kennt nur ein ein-
ziges Beispiel dieser Darstellung; es befindet sich in der Lunette des rechten Arkosols
der IV. Kammer in Santa Domitilla und ist leider arg beschädigt.2 D'Agincourt
gibt zwar vor, ein zweites Beispiel «um 1779 in einem Theile der Priscillakata-
kombe» entdeckt zu haben; die von ihm veröffentlichte Zeichnung3 ist aber, wie ich
anderswo nachgewiesen habe,4 eine reine Erfindung.

Gott befreite Elias von dem «gewöhnlichen Tode » dadurch, dass er ihn, dem
biblischen Bericht gemäss, am Jordan und in Gegenwart des Propheten Elisäus, auf
« einem feuerigen, mit feuerigen Rossen bespannten Wagen » in den Himmel entrückte. 5
Diesen Moment hatte also der Künstler im Bilde zu vergegenwärtigen. Er erleichterte
sich seine Aufgabe, indem er sich hierzu der Heliosdarstellungen bediente. Sein Bild
zeigt denn auch eine auffallende Ähnlichkeit mit dem auf Taf. 160, 2 wiedergegebenen
Fresko, das die Fahrt des Helios schildert. Elias steht auf einer Biga; in der zer-
störten Linken hatte er die langen Zügel und in der Rechten hält er das Pallium,
welches er dem unten harrenden Elisäus übergibt. Das letztere Detail entspricht
nicht ganz dem Wortlaut des heiligen Textes; denn dort (2, 14) lesen wir, dass
«der Mantel dem Elias entfallen war»; es entspricht aber vollständig der Anschau-
ung, welche sich später darüber gebildet und gerade an dieses Detail eine weit-
gehende Symbolik geknüpft hat. Elias ist, wie es scheint, mit der blossen Talar-
tunika bekleidet; wäre sein Kopf erhalten, so würden wir sehen, dass der Maler
ihn in voller Vorderansicht und, weil Vorbild des Verstorbenen, bartlos dargestellt
hat. Elisäus, ein bartloser Kahlkopf (2, 23), kehrt dem Beschauer den Rücken
und will die Rechte an den Mund bringen, um dem scheidenden Elias den letzten
Abschiedsgruss in Form einer Kusshand zuzuwerfen; er ist, wie die Philosophen,
mit dem blossen Pallium bekleidet. Der Symmetrie wegen hat der Maler auf der
andern Seite des Bildes die Figur eines unbärtigen Zuschauers6 in der gegürteten
ärmellosen Tunika angebracht; derselbe hatte den (zerstörten) rechten Fuss auf einen
Stein gesetzt und zeigt mit der Rechten auf die Rosse. Der Gegenstand auf seinem
Kopfe ist so unbestimmt, dass man ihn nicht näher angeben kann."

' Nach Adamantius (De recta fide, ed. Van de der Künstler hier diese darstellen wollen, so würde

Sande Bakhuyzen [Leipzig igoi], S. 212) wäre in er, wie auf dem Fresko der Katakombe unter der

Elias, wie in den drei Jünglingen, in Jonas und in Vigna Massimo (Taf. 212) einen bärtigen nackten

Lazarus, einfach das Vertrauen auf die durch die Mann in halbliegender Stellung gemalt haben; denn

göttliche Allmacht zu bewirkende Auferstehung des die Personifikationen der Flüsse hatten in der alten

Fleisches zu erkennen. Kunst stets diese Form.

2 Taf. 230, 2. ' Avanzini zeichnete einen mit der Feder ge-

' Storia dell'arte, VI, Taf. VIII, 4. schmückten Petasus, den Garrucci in einen Schilf-

4 Kritik einiger « unedirtcr » Katakombenge- kränz verwandelt hat; bei beiden sind auch Elias
mälde S. d'Agineourts, in Rom. Quartalschr., 1890, und Elisäus unrichtig wiedergegeben und steht
S. 334. . Elias auf einer Quadriga. Eine vom vierten

5 4 Kon., 2, 11 ff. Zeichner Ciacconio's angefertigte Kopie des Bildes

6 Mit Unrecht erkannte man in dieser Figur ge- habe ich in meiner Schrift Alte Kopien (Taf. XVI, 1)
wohnlich die « Personifikation des Jordans >. Hätte veröffentlicht.
 
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