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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0439

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Bitte um Zulassung des Verstorbenen in die Seligkeit. 419

Elias symbolisirt, dem Gesagten zufolge, die Seele des Verstorbenen, die Gott
in den Himmel aufnehmen soll. Die Richtigkeit dieser Deutung wird durch ein ganz
eigenartiges Monument, welches für die coemeteriale Symbolik bisher viel zu wenig
verwerthet wurde, bestätigt, nämlich durch die auf den Tod Konstantins d. Gr.
geprägte Münze, von der sich zahlreiche Exemplare erhalten haben. Der Revers zeigt
die Büste des Kaisers; der Avers den Kaiser in Ganzfigur, wie er von der Hand Gottes
aus der Quadriga in den durch einen Stern angedeuteten Himmel aufgenommen wird.
Die Münze ist eine der ersten, welche einen durch und durch christlichen Gedanken
zum Ausdruck bringen. Der Form der Darstellung merkt man noch den Einfluss
der heidnischen Kunst insofern an, als der Kaiser beide Male mit verhülltem Haupte
erscheint. Unser Fresko ist einige Jahrzehnte jünger, als die Münze; es stammt aus
der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts.

§111. Die Aufnahme des Verstorbenen
in die Seligkeit aus dem von Stürmen bedrohten Schifflein der Kirche.

Das soeben Gesagte bahnt uns den Weg zum Verständniss eines viel umstrit-
tenen Bildes, das in der Sakramentskapelle A 2, über dem obersten Grabe der Hinter-
wand gemalt ist.' Man sieht auf sturmbewegter See ein Schiff mit nur einem in der
gegürteten Tunika gekleideten Mann am Bord. Das Schiff schwebt augenscheinlich
in Gefahr; denn der Vordertheil ist so gesenkt, dass die Wogen darüber hinweggehen.
Hiermit kontrastirt die ruhige Haltung des Mannes, welcher seine Arme zum Ge-
bete ausgebreitet hat. Sein Gebet findet Erhörung: die über ihm schwebende Büste
eines Jünglings, in der wir die Personifikation Gottes erkannt haben,2 legt die Rechte
auf seinen Kopf. Der Gestus des Handauflegens bedeutet hier dasselbe, wie auf einem
Bilde des Gerichtes, wo Christus dem von zwei Heiligen empfohlenen Verstorbenen
die Rechte auflegt und ihn so in die ewige Seligkeit aufnimmt. Wir können demnach
auf unsere Gruppe zur Erklärung die einleitenden Worte der oben3 erwähnten Inschrift
der hl. Zosime anwenden: « Nimm mich zu dir, o Herr...! Erhört, wurde sie auf der
Stelle zum Genuss (der Seligkeit) zugelassen ».

Was dem Bilde einen besonderen Reiz verleiht, ist der Umstand, dass der
Orans in einem Schiff, dem Symbol der Kirche, steht. Es war den ersten Christen
geläufig, die Kirche mit einem Schiffe zu vergleichen, das auf dem Meere der Zeit-
lichkeit treibt. Die Verfolgungen sind die Wogen, welche von allen Seiten auf

' Taf. 39, 2 ; de Rossi, R. S., II. Taf. XV; Gar- feilen, S. 24.
rucci, Storia, II, Taf. 5, 4. Über die Ungenauig- 2 Vgl. oben S. 33.

keiten dieser Kopien siehe meine Sakramentska- J Vgl. S. 416.
 
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