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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0497

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Die Darstellungen von Verstorbenen in der Seligkeit. 477

die Verstorbene, welche in den ewigen Frieden eingegangen und der Erfrischung,
des refrigerium theilhaft geworden ist. Die graffirte Darstellung der Grabplatte hat
für uns einen grossen Werth; denn sie erschliesst die Bedeutung einer noch unedirten
Malerei, die zu Ende der 90 er Jahre in der Katakombe der hll. Petrus und Marcel-
linus aufgefunden wurde. Wir sehen auf ihr eine gleichfalls ruhende und unverschlei-
erte Frauengestalt, welche mit dem linken Ellenbogen sich auf ein Kissen stützt
und in der Rechten einen Becher emporhält (Taf. 107, 1). Sie ist über dem obers-
ten Grabe der Hinterwand einer Kammer unweit der Basilika der Ortsheiligen -ge-
malt; neben dem Grabe stehen zwei unverschleierte und mit der Dalmatik bekleidete
Oranten, welche eine und dieselbe Persönlichkeit vorführen, da über den Köpfen der
Name (QINjTIA (Quintia) geschrieben ist. In allen drei Gestalten haben wir also
die in der Seligkeit gedachte Verstorbene zu erkennen, wie sie sich durch einen
Trunk erfrischt und wie sie für die Hinterbliebenen betet. Die Buchstaben K£N
neben dem Becher der Quintia setzten sich in dem Felde über der Thüre, wo die
Darstellung mit dem Stuck zerstört ist, fort (Taf. 107, 3) und wiederholten auf Grie-
chisch den Namens der Verstorbenen: KENtkx (für ROINTIA). Die beiden Seitenfelder
der Eingangswand füllen zwei Tafeldiener, von denen der zur Linken einen Krug hält
und der andere einen Becher kredenzt. Sie haben somit eine ähnliche Bestimmung,
wie Agape und Irene in den Mahlscenen, und machen inhaltlich mit der Darstellung
der Quintia eine Komposition aus, welche von dem Künstler in ihre Bestandtheile
aufgelöst wurde. Die Fresken dieser und der benachbarten Kammern stammen aus
der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts.

An die Vincentia der vorhin erwähnten Inschrift erinnert in hohem Grade die
Gestalt, welche in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts über einem loculus der Kata-
kombe des hl. Hippolyt gemalt wurde. Dieselbe ruht auf einem gestreiften Kissen,
hat weisse Schuhe und eine lange Dalmatik, deren Klavus reiche Stickereien aufweist.
Leider ist sie in der oberen Hälfte fast ganz zerstört, so dass es sich nicht gelohnt hat,
eine Kopie von ihr anzufertigen. Wahrscheinlich hielt sie, wie Vincentia, in der Linken
den Krug und in der erhobenen Rechten den Becher. Während sie die Verstorbene
im refrigerium darstellt, haben wir in der auf der Vorderwand des Arkosols der Apostel
in Sant'Ermete (Taf. 152) gemalten Frauengestalt vielmehr einen Hinweis auf die an
Verstorbene gerichtete Akklamation nie Z.\ ICHC zu erkennen; denn sie kredenzt,
wie Agape und Irene auf den vier Gemälden, eine Trinkschale und bildet das Ge-
genstück zu einer jetzt zerstörten coronaria, die neben einem Korb voll Blumen stand
und eine Blume mit einem Kranz, zum Schmücken der Gräber anbot. Die in der Kam-
mer gefundenen Inschriften versetzen die Entstehung der Malerei vor das Jahr 337.

Zum Schluss bringen wir die von de Rossi nicht veröffentlichten Epitaphien,
welche die Akklamation « pie zeses! » enthalten. Der Meister hatte sie für den zweiten
Theil des dritten Bandes seiner Inscriptiones christianae vorbereitet; wir verdanken sie
der Güte und Freundschaft des Herrn Prof. Gatti, welcher mit der Fortsetzung der
Inscriptiones betraut ist.
 
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