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Wilpert, Joseph [Editor]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0502

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482 Zweiundzwanzigstes Kapitel.

sagt Hippolyt. Der hl. Cyprian endlich preist wiederholt die hohe Würde des Mar-
tyriums, das den Bekenner nach dem Hinscheiden sofort mit Gott vereinige; er schil-
dert den herrlichen Lohn der Märtyrer, der in keinem Verhältniss zu den erduldeten
Leiden stehe: «Wer möchte da», fragt er, «nicht alle seine Kraft einsetzen, um eine
so grosse Herrlichkeit zu erreichen, um Freund Gottes zu werden, sich gleich mit
Christus zu freuen und nach irdischer Oual und Verurtheilung den himmlischen
Preis zu erringen?».' Ahnlich schreiben, in Hinblick auf die Märtyrer, die Be-
kenner Moyses und Maximus an den hl. Cyprian: « Es gibt nichts Glorreicheres, als
aus dieser Welt zu scheiden, um in den Himmel zu gehen, die Menschen zu verlassen,
um mit den Engeln zu wohnen, alle irdischen Beziehungen abzubrechen, um frei vor
das Antlitz Gottes zu treten ».- Daher «verlange Gott, dass man in den Zeiten der
Verfolgungen sich freuen solle; dann gäbe es Siegeskränze für das Bekenntniss des
Glaubens, dann würden die Soldaten Gottes geprüft und erprobt, dann stünde den
Märtyrern der Himmel offen».3 Im Einklänge mit diesen Stellen lässt die Inschrift
der Märtyrin Zosime auf das letzte Gebet: « Nimm mich zu dir, o Herr...! » die
«sofortige Erhörung und die Aufnahme der Heiligen in die Seligkeit» folgen:
« Exaudita cito fruitu(r modo lumine caeli) Zosime sancta soror » u. s. w.4

Fest überzeugt, dass die Märtyrer auf Grund ihrer überreichen Verdienste viel
bei Gott vermögen, bittet man sie um ihre Fürsprache und ist sicher, Erhörung zu
finden. Dieses Vertrauen spricht, wie wir gesehen haben, aus einer grossen Anzahl
von Grabinschriften, in denen man die Heiligen bittet, dass sie sich der Verstorbenen
annehmen, ihnen Erquickung verschaffen und sie in ihre Gemeinschaft zulassen
möchten; das gleiche Vertrauen spricht auch aus vielen Malereien, auf denen die
Märtyrer als advocati, Fürsprecher der Verstorbenen, oder als solche auftreten, wel-
che die Verstorbenen in ihrer Mitte zeigen. Wären die Grabstätten, die eigens zur
Beisetzung der Märtyrer errichtet und ausgemalt wurden, in unverändertem Zustande
auf uns gekommen, sie würden uns so manchen neuen Einblick in die bevorzugte
Stellung, welche die Kirche der Verfolgungen ihren Glaubensheroen zuwies, ge-
währen; leider erhielten viele von ihnen in der nachkonstantinischen Zeit eine neue
Ausschmückung, durch welche die ursprüngliche ganz zerstört wurde. Wir dürfen
indess nicht glauben, dass alle Grabstätten der Märtyrer mit Malereien geschmückt
waren. Vericundus z. B. ruht noch heute in einem gewöhnlichen loculus, wie auch
die Kammern der Märtyrer Kalocerus-Parthenius und Protus-Hyacinthus jeglichen
Bilderschmuckes entbehrten.

1 Ad Fortanatam, praf. 4, cd. Hartel, 1, 319; ibid., zurück, wo von dem sterbenden Protomartyr Stepha-

1,13, 346 f. nus berichtet wird, dass er « den Himmel offen und

Cypr., Ef>., 31,3, 559. Weitere Belege aus Mär- den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen

tyrerakten finden sich bei Atzberger, Geschichte der sah ». Wir lesen ihn auch auf einer aus der Pon-

christlUhen Eschatologie innerhalb der vornieäni- ziankatakombe stammenden Inschrift, welche spä-

schen Zeit, S. 169 f., S. 614. testens dem 4. Jahrhundert angehört (bei Perret, Ca-

3 Cypr., Ep., 58, 3, 658. Der letztere Ausdruck, tacombes, 5, Taf. 35, 105).
der uns schon oben begegnet ist, geht auf Apg., 7, 55 4 De Rossi, Ballett, 1866, S. 17 f.
 
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