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Wilpert, Joseph [Hrsg.]
Die Malereien der Katakomben Roms (Text): Die Malereien der Katakomben Roms — Freiburg i.Br., 1903

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https://doi.org/10.11588/diglit.1340#0527

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Die Todtcnmalilc. 507

der Malerei in der Hauptsache bis jetzt räthselhaft geblieben ist. Die Kammer selbst
zeichnet sich vor allen übrigen dadurch aus, dass sie zur Hälfte unter dem Boden der
Gallerie ausgegraben ist; sie hat, wie viele andere in dieser Katakombe, keine Arko-
solien, sondern nur locuü. Sämmtliche Gräber sind erbrochen und ihres Inhaltes
wie auch der Verschlussplatten beraubt, so dass man nicht angeben kann, wer in
ihnen geruht hat. Die schmalen Felder zwischen den Gräbern sind mit Stuck be-
kleidet und mit einfachen Arabesken ausgeschmückt. Auf der Decke ist in der Mitte
das schöne Bild des mit dem Schafe beladenen Guten Hirten, und in den vier Ecken
je eine betende Gestalt, zwei Männer und zwei unverhüllte Frauen, gemalt.'

Die uns hier interessirende Darstellung besteht aus zwei Gruppen, welche ur-
sprünglich durch eine schmale Borte von einander getrennt waren, da ihr Niveau
ein verschiedenes ist. Diejenige zur Rechten vergegenwärtigt ein Mahl.2 Die
beiden Gäste, anscheinend ein Ehepaar, sind auf der Speisebank gelagert. Vor dem
mit einer buntgestreiften Decke überzogenen Polster steht der dreifüssige Tisch, welcher
auf der Zeichnung Avanzini's leer ist. Der Mann nimmt den Ehrenplatz ein, und
nicht die Frau, wie auf den Kopien. Er langt mit der rechten Hand nach einem Be-
cher, den ihm der Tafeldiener (delicatus) kredenzt; seine Linke ist durch das Polster
verdeckt. Die Frau stützt sich mit dem linken Arm auf das Polster und hat die
Rechte nach dem Tische zu ausgestreckt, als würde sie nach den Speisen langen.
Neben ihr steht die Dienerin (delicata), welche eine zusammengefaltete Serviette
(mappa contabulata) über die linke Schulter gelegt hat und mit der rechten Hand das
Speisepolster berührt; als delicata trägt sie das Haar gelockt und aufgelöst. Die Ser-
viette fehlt auf den Kopien. Der Tafeldiener hatte nach Bosio's Kopie ebenfalls
langes und gelocktes Haar, trlich also ganz dem delicatus auf dem Bilde der Hochzeit
zu Kana; in der linken Hand hält er eine gestreifte Serviette (mappa clavata), die
Avanzini in eine Chlamys verwandelt hat.

Die Darstellung zur Linken ist etwas tiefer gemalt. Ein grosser Theil des Ge-
mäldes fehlt mit dem Stuck. In dem erhaltenen Theile erkennt man zwei von den
Gestalten, die in der Mahlscene auftreten, wieder, nämlich die Frau und die Tafeldie-
nerin, welche hier mit einem Sack beladen ist. Avanzini zeichnete letzteren so un-
deutlich ab, dass Bottari ihn für «ein Stück Tuch», Garrucci für ein «Tischtuch»,
«tovagliuola», angesehen hat. Über und neben den Figuren sind grüne und gelb-
lichbraune Büschel an einer Schnur aufgereiht, von denen Avanzini nur drei in Form
von Guirlanden, in seine Kopie aufgenommen hat. Andere ähnliche Büschel waren
in einem Korbe ausgestellt,3 von dem bloss die linke Seite übrig geblieben ist; die
erhaltenen von ihnen haben lange Schnüre zum Aufhängen. Wie hier die Büschel
an einer in der Höhe befestigten Schnur gereiht sind, so hängen, an einem Balken
oder einer Stange, in dem Laden eines Schweinemetzgers ein Schweinskopf, Schinken,

' Vgl. Taff. 63, 1; 64, 2, 3. der Rücken eines Mannes wurde. Letzterer soll ein

1 Taf. 62, 2. «Tafeldiener» sein: servente in atto di recare a

! Dieser Korbrest ist es, der auf Garrucci's Kopie mensa le vivande (a. a. O. S. 53).
 
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