Prospekt zur ersten Lieferung der ersten Auflage
Vielfache Erfahrung des Lehrens und Prüfens hat mich davon überzeugt,
daß die Ausführung des mir von der verehrten Verlagsbuchhandlung nahe-
gelegten Gedankens, die Geschichte der Philosophie in der Form eines
Lehrbuchs zu behandeln, geeignet sein könnte, dem wesentlichen Zweck, den
diese Wissenschaftim Zusammenhange unserer Universitätsbildung erfüllen soll,
in nutzbringender Weise zu dienen. Denn es ist nicht zu verkennen, daß wir,
trotz aller philosophischen Verarbeitung des historischen Materials, in dessen
Auffassung noch häufig jener schematischen Aneinanderreihung h jgegnen, die da
auswendig lernt: der hat das gesagt und der das und der das usw. Und die
große Betriebsamkeit, mit der sich in der Gegenwart das philosophie-geschicht-
liche Studium in die gelehrte Behandlung spezieller und speziellster Fragen zu
verzetteln droht, ist — das darf man bei aller Achtung vor dem darauf ge-
richteten wissenschaftlichen Kraftaufwand sagen — wenig geeignet, hierin Ab-
hilfe zu schaffen. Wir sind wieder in der Gefahr, in der Geschichte der Philo-
sophie über das Historische das Philosophische zu vergessen.
Das Lehrbuch, welches ich deshalb hier dem Publikum und in erster
Linie der akademischen Jugend biete, will ausdrücklich eine Geschichte nicht
der Philosophen, sondern der Philosophie sein. Wie ich diese Geschichte auf-
fasse, ist in der Einleitung gesagt und in dem Ganzen ausgeführt. Aber diese
Aufgabe hat auch die Form des Buches bestimmt. Ich habe nicht nur das
biographische, literaturgeschichtliche und bibliographische Material auf den
denkbar knappsten Raum beschränkt, sondern ich habe mich auch von dem
üblichen Schema, wonach die Geschichte der Lehren an die Reihenfolge der
philosophierenden Persönlichkeiten geknüpft zu werden pflegt, frei zu machen
gesucht, um in der Hauptsache nur eine Geschichte derProblemeund
der zu ihrer Lösung erzeugten Begriffe zu geben. Zu diesem Behufe
sind die notwendigsten Angaben über die persönlichen und literarischen Ver-
hältnisse der Philosophen in kleinerem Druck den Gesamtübersichten der Ent-
wicklung angefügt worden, mit denen ich jeden Teil, bzw. jedes Kapitel
eröffnet habe. Dem Bedürfnis, alles über die einzelne Persönlichkeit Gesagte
zusammenzufassen, bin ich durch ein sorgfältiges Namenregister entgegen-
gekommen.
Aus demselben Zweck hat sich auch die Auswahl des Stoffes entschie-
den. Ausführlicher bin ich nur in der Entwicklung der Probleme und der
Begriffe geworden; nur kurze Erwähnung dagegen haben alle die rein indi-
viduellen Gedankenverschiebungen erfahren, welche zwar ein willkommener
Gegenstand für gelehrte Forschung sein mögen, aber kein philosophisches
Interesse darbieten.
Straßburg i. E., Herbst 1889.
Vielfache Erfahrung des Lehrens und Prüfens hat mich davon überzeugt,
daß die Ausführung des mir von der verehrten Verlagsbuchhandlung nahe-
gelegten Gedankens, die Geschichte der Philosophie in der Form eines
Lehrbuchs zu behandeln, geeignet sein könnte, dem wesentlichen Zweck, den
diese Wissenschaftim Zusammenhange unserer Universitätsbildung erfüllen soll,
in nutzbringender Weise zu dienen. Denn es ist nicht zu verkennen, daß wir,
trotz aller philosophischen Verarbeitung des historischen Materials, in dessen
Auffassung noch häufig jener schematischen Aneinanderreihung h jgegnen, die da
auswendig lernt: der hat das gesagt und der das und der das usw. Und die
große Betriebsamkeit, mit der sich in der Gegenwart das philosophie-geschicht-
liche Studium in die gelehrte Behandlung spezieller und speziellster Fragen zu
verzetteln droht, ist — das darf man bei aller Achtung vor dem darauf ge-
richteten wissenschaftlichen Kraftaufwand sagen — wenig geeignet, hierin Ab-
hilfe zu schaffen. Wir sind wieder in der Gefahr, in der Geschichte der Philo-
sophie über das Historische das Philosophische zu vergessen.
Das Lehrbuch, welches ich deshalb hier dem Publikum und in erster
Linie der akademischen Jugend biete, will ausdrücklich eine Geschichte nicht
der Philosophen, sondern der Philosophie sein. Wie ich diese Geschichte auf-
fasse, ist in der Einleitung gesagt und in dem Ganzen ausgeführt. Aber diese
Aufgabe hat auch die Form des Buches bestimmt. Ich habe nicht nur das
biographische, literaturgeschichtliche und bibliographische Material auf den
denkbar knappsten Raum beschränkt, sondern ich habe mich auch von dem
üblichen Schema, wonach die Geschichte der Lehren an die Reihenfolge der
philosophierenden Persönlichkeiten geknüpft zu werden pflegt, frei zu machen
gesucht, um in der Hauptsache nur eine Geschichte derProblemeund
der zu ihrer Lösung erzeugten Begriffe zu geben. Zu diesem Behufe
sind die notwendigsten Angaben über die persönlichen und literarischen Ver-
hältnisse der Philosophen in kleinerem Druck den Gesamtübersichten der Ent-
wicklung angefügt worden, mit denen ich jeden Teil, bzw. jedes Kapitel
eröffnet habe. Dem Bedürfnis, alles über die einzelne Persönlichkeit Gesagte
zusammenzufassen, bin ich durch ein sorgfältiges Namenregister entgegen-
gekommen.
Aus demselben Zweck hat sich auch die Auswahl des Stoffes entschie-
den. Ausführlicher bin ich nur in der Entwicklung der Probleme und der
Begriffe geworden; nur kurze Erwähnung dagegen haben alle die rein indi-
viduellen Gedankenverschiebungen erfahren, welche zwar ein willkommener
Gegenstand für gelehrte Forschung sein mögen, aber kein philosophisches
Interesse darbieten.
Straßburg i. E., Herbst 1889.