Vorwort zur neunten und zehnten Auflage.
Die ehrenvolle, aber immer etwas heikle Aufgabe, ein Werk auf der Höhe
der Forschung und pädagogischen Brauchbarkeit zu halten, dessen verehrter
Verfasser nicht nur Gelehrter, sondern auch ein Meister des Wortes war, wurde
mir von vornherein durch die Verpflichtung erleichtert, den Text möglichst un-
verändert beizubehalten. Da zudem ein Buch wie das vorliegende in den paar
Jahren — Kriegsjahren! — die seit dem Tode Wilhelm Windelbands ver-
gangen sind, kaum veraltet, so war für dieses Mal mein Anteil ein sehr beschei-
dener. Ich habe mich bemüht, die Literatur, so weit sie mir bekannt wurde, zu
ergänzen, wobei ich hoffe, im Sinne des im allgemeinen sehr exklusiven Ver-
fassers das richtige Maß eingehalten zu haben. Einige Stellen, wo ich etwas
ausführlicher auf neuere wissenschaftliche Ergebnisse einging, sind durch [ ]
kenntlich gemacht.
In späteren Auflagen wird es sich immerhin kaum vermeiden lassen, die
Bibliographie auch durch einige Streichungen zu verbessern. Bis dahin werden
zahlreiche Schriften der 80er Jahre, die s. Z. bei der Ausarbeitung des Buches
von Wert gewesen sind und die ich dieses Mal im wesentlichen noch pietätvoll
schonte, ihr Interesse verloren haben. Eine einzige Aenderung im Texte selbst
habe ich mir erlaubt, indem ich glaubte, S. 13 angesichts bedeutsamer Neuent-
deckungen von Schriften Leibniz', Kants, Eichtes, Schellings und besonders
Hegels ein meinem Gefühl nach überholtes und aus bestimmten Zeitumständen
geborenes, sehr scharfes Urteil über die philologischen Methoden der philo-
sophiegeschichtlichen Forschung abzuschwächen. Wer möchte heute die Jugend-
schriften Hegels oder „das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus"
(vgl. S. 481), Früchte mühseligster Kleinarbeit, missen? Wilhelm Windelband
wäre selbst der letzte gewesen. Hier setzt seit kurzem eine energische, von ihm
selbst noch geförderte Forschung ein, deren Ergebnisse das im VI. Teil ent-
worfene glänzende Bild der „Entwicklung des Idealismus" noch zu bereichern
versprechen. Eine eingehende Würdigung des Philosophiehistorikers Windel-
band hoffe ich an anderer Stelle veröffentlichen zu können. Schließlich möchte
ich auch hier der verehrten Familie Wilhelm Windelbands für das freund-
liche Vertrauen danken, mit dem sie mir dieses Buch, mit dem ich selbst einst
aufgewachsen bin, nun zur Besorgung in die Hände gab.
Heidelberg, Mai 1921.
Erich Rothacker.
Die ehrenvolle, aber immer etwas heikle Aufgabe, ein Werk auf der Höhe
der Forschung und pädagogischen Brauchbarkeit zu halten, dessen verehrter
Verfasser nicht nur Gelehrter, sondern auch ein Meister des Wortes war, wurde
mir von vornherein durch die Verpflichtung erleichtert, den Text möglichst un-
verändert beizubehalten. Da zudem ein Buch wie das vorliegende in den paar
Jahren — Kriegsjahren! — die seit dem Tode Wilhelm Windelbands ver-
gangen sind, kaum veraltet, so war für dieses Mal mein Anteil ein sehr beschei-
dener. Ich habe mich bemüht, die Literatur, so weit sie mir bekannt wurde, zu
ergänzen, wobei ich hoffe, im Sinne des im allgemeinen sehr exklusiven Ver-
fassers das richtige Maß eingehalten zu haben. Einige Stellen, wo ich etwas
ausführlicher auf neuere wissenschaftliche Ergebnisse einging, sind durch [ ]
kenntlich gemacht.
In späteren Auflagen wird es sich immerhin kaum vermeiden lassen, die
Bibliographie auch durch einige Streichungen zu verbessern. Bis dahin werden
zahlreiche Schriften der 80er Jahre, die s. Z. bei der Ausarbeitung des Buches
von Wert gewesen sind und die ich dieses Mal im wesentlichen noch pietätvoll
schonte, ihr Interesse verloren haben. Eine einzige Aenderung im Texte selbst
habe ich mir erlaubt, indem ich glaubte, S. 13 angesichts bedeutsamer Neuent-
deckungen von Schriften Leibniz', Kants, Eichtes, Schellings und besonders
Hegels ein meinem Gefühl nach überholtes und aus bestimmten Zeitumständen
geborenes, sehr scharfes Urteil über die philologischen Methoden der philo-
sophiegeschichtlichen Forschung abzuschwächen. Wer möchte heute die Jugend-
schriften Hegels oder „das älteste Systemprogramm des deutschen Idealismus"
(vgl. S. 481), Früchte mühseligster Kleinarbeit, missen? Wilhelm Windelband
wäre selbst der letzte gewesen. Hier setzt seit kurzem eine energische, von ihm
selbst noch geförderte Forschung ein, deren Ergebnisse das im VI. Teil ent-
worfene glänzende Bild der „Entwicklung des Idealismus" noch zu bereichern
versprechen. Eine eingehende Würdigung des Philosophiehistorikers Windel-
band hoffe ich an anderer Stelle veröffentlichen zu können. Schließlich möchte
ich auch hier der verehrten Familie Wilhelm Windelbands für das freund-
liche Vertrauen danken, mit dem sie mir dieses Buch, mit dem ich selbst einst
aufgewachsen bin, nun zur Besorgung in die Hände gab.
Heidelberg, Mai 1921.
Erich Rothacker.