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Vorwort zur zweiten Auflage.

Der Umstand, daß bereits vor zwei Jahren eine starke Auflage dieses
Werkes vergriffen war, während es außerdem in englischer und russischer Uber-
setzung verbreitet ist, gestattet mir anzunehmen, daß die neue Behandlung, der
ich den Gegenstand unterzog, eine bestehende Lücke ausgefüllt und die synop-
tisch-kritische Methode, die ich einführte, ihre Probe im Prinzip bestanden hat.
Durfte ich danach das Buch für die neue Auflage in seinen Grundzügen unver-
ändert lassen, so konnte ich um so mehr Sorgfalt auf die selbstverständlichen
Verbesserungen und auf die Erfüllung besonderer Wünsche verwenden.

In erster Linie sind also unter Benutzung der inzwischen erschienenen
Literatur an einzelnen Punkten Berichtigungen, Kürzungen und Erweiterungen
vorgenommen worden, wie sie für ein Lehrbuch, das auf der Höhe der Forschung
bleiben will, erforderlich sind. Dabei habe ich aber auch formell dafür zu sorgen
gesucht, der Darstellung, welche infolge der starken Zusammendrängung des
Stoffs zum Teil schwierig geworden war, eine leichtere und flüssigere Gestalt
zu geben, indem ich sie deutlicher gliederte, längere Sätze auflöste, und ge-
legentlich Nebensächliches über Bord warf.

Sodann war aus dem Leserkreise eine breitere Berücksichtigung der Per-
sönlichkeiten und persönlichen Verhältnisse der Philosophen in Anregung
gebracht worden. Wie berechtigt dieses Bedürfnis an sich auch mir erscheint,
hatte ich im Vorwort der ersten Auflage selbst ausgesprochen, auf seine Befrie-
digung aber im Hinblick auf den besonderen Plan und die notwendig beschränkte
Ausdehnung meines Lehrbuchs verzichtet. Jetzt habe ich wenigstens durch knappe
und präzise Charakteristiken der bedeutendsten Denker auch diesen Wunsch so
weit zu erfüllen gesucht, als es im Rahmen des Werkes möglich erschien.

In ähnlicher Weise ist dem mir nahegelegten Verlangen nach einer aus-
führlichen Behandlung der Philosophie des 19. JahrhundertsRechnung
getragen: aus wenigen Seiten sind zwei volle Bogen geworden, und ich hoffe,
daß man darin, wenn auch der eine dies, der andere jenes Besondere vermissen
wird, doch eingeschlossenes Gesamtbild von den Bewegungen der Philosophie
bis zur unmittelbarsten Gegenwart in dem Sinne gewinnen kann, wie es von
einer Geschichte der Prinzipien zu erwarten ist.

Endlich habe ich das Sachregister vollständig neu bearbeitet und ihm
eine Ausdehnung gegeben, vermöge deren es in Verbindung mit dem Texte,
wie ich hoffe, den Wert eines philosophiegeschichtlichen Lexikons
gewonnen hat. Damit ist meinem Werke neben seiner doxographischen Eigen-
art ein zweites Unterscheidungsmerkmal aufgeprägt, dasjenige eines systema-
tisch-kritischen Nachschlagebuches.

Durch alle diese Erweiterungen ist der Umfang des Buches beträchtlich
angewachsen, und ich spreche auch an dieser Stelle meinem verehrten Ver-
leger, Herrn Dr. Siebeck, meinen verbindlichsten Dank für das bereitwillige Ent-
gegenkommen aus, mit dem er diese wesentlichen Verbesserungen ermöglicht hat.

Straßburg, September 1900.
 
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