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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Oth.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 1): 1484-1502 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.61954#0341

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48

IN NÜRNBERG 1494

Lippm. 102. Farbige Wiedergabe durch die Marees-
Gesellschaft und in den Albertina Faksimiles
Vermutlich im Zusammenhang mit dem vorigen ent-
standen; vgl. Bemerkungen dort
Bremen, Kunsthalle
Sowohl die Abbildung bei Lippm., die zu dun-
kel und schwer geraten ist, wie die farbige der
Marees-Gesellschaft, die wenig gelungen ist, ge-
ben von dem hellen weichen Grün, in dem das
Ganze, besonders auch der Erdboden gemalt ist,
keine rechte Vorstellung. In den Lichtern ist viel
Gelb grün verwendet. Im Original wirkt die Z.
merkwürdig befangen und uninteressant in der
Wiedergabe des Blattwerks, was wohl auf den
seltsamen Malgrund, den D. gewählt hat, zu-
rückzuführen ist. Das Blätterwerk ist infolge-
dessen allzu massiv, zu wenig aufgelockert her-
ausgekommen. Es scheint, als ob in dem einzel-
nen Lindenbaum Nr. 63 eine Korrektur des Ver-
suches vorläge, wobei auch der Umriß des Bau-
mes lebhafter gestaltet ist. Die Rißbildung ent-
stellt die Bremer Z. — besonders r. — noch stär-
ker als die Pariser Z. Nr. 63. Die erstere ist aber
weniger abgerieben. Die Entstehungszeit beider
wird durch die Nähe zu Drahtziehmühle und
Johannisfriedhof bestimmt.
Beide Z. könnten unmittelbar neben D.’s väter-
licher Wohnung am Burgberg, am sogen. Öl-
berg, gemacht sein. Ansichten des 17. und 18.
Jahrh. zeigen, daß die Hänge des Ölbergs wie
heute mit großen Bäumen (Linden) besetzt
waren. Auch Mauern mit Marterln wie in dem
Pariser Lindenbaum sind dort gewesen. Vgl. be-
sonders die Ansicht von Nürnberg von 1626 des
Hans Ebersbach im Germ. Museum, 3 Blätter
des J. G. Erasmus ebenda (Gm. 1083—85) und
Aquarell vom Aufgang der Burg um 1630 mit
einer Reihe von Ratsherren in Schwarz ebenda,
Graph. Sammk, ohne Nr. (Abb. Anh. Taf. IX).
Lit. bei Tietzes (S. 4), im Berl. Jahrb. 1929 S.
135 und bei F. Stadler (D.’s Apokalypse S. 5).
65. Löwe.
Unten auf dem schwarzen Rande D.’s Namens-
zeichen und 1494.

Deckfarben auf Pergament, mit Gold gehöht 126X172
Aus Samml. Lawrence
Lippm.-Winkler 621 (farbig)
Hamburg, Kunsthalle
Einzigartig erhaltene Miniatur in Deckfarben,
die strenggenommen nicht zu den Z. gehört. Sie
ist aber mit den Z. dieses Abschnitts mannig-
fach verknüpft und bisher nur einmal veröffent-
licht.
Während bei den vorher genannten Kopien
nach Stichen unklar bleibt, ob sie in Nürnberg
oder schon in Venedig gemacht sind, deutet die
Ausführung auf Pergament vielleicht an, daß es
eine „Kläubelei“ von der Reise ist, die zum Ver-
sand bestimmt war.
In dem Tier ist die Wiedergabe des veneziani-
schen Markuslöwen gesehen worden. Vielleicht
mit Recht, wenn auch ein Vorbild bisher nicht
namhaft gemacht werden konnte. Tatsächlich
macht die photographiemäßige Haltung des Tie-
res den Eindruck, als ob hier eine Vorlage be-
nützt worden ist, vielleicht ist sie durch Studium
des Kopfes nach der Natur bereichert worden.
Pauli1 meint, die lahme Haltung der Vorderbeine
dadurch erklären zu müssen, daß hier das Buch,
das der Markuslöwe hält, von D. fortgelassen
sei. D. hätte dann das Pergamentblatt als Gruß
aus Venedig gesandt.
Sehr eigentümlich ist die Höhle mit dem großen
Felsblock (in violetten Farben), dessen Umrisse
wie anschließend die der Höhle die Figur des
Löwen allzu einförmig begleiten. Außerhalb des
Gesteins ist überall eine dichte grüne Grasnarbe,
auf der reichlich Gräser in Gold aufgesetzt sind.
Auch die Lichter an den Kanten der Felsen sind
in Gold ausgeführt. Das Tier ist hellbräunlich.
Dieses ist in außerordentlich subtiler Technik,
wohl mit der Feder ausgeführt, während die
Umgebung mit breiterer Pinselarbeit gestaltet
ist. Von hervorragender Schönheit und köst-
licher, kindlich ernsthafter Kläubelei ist der
Kopf des Löwen.
Trotz häufiger Nennung bisher selten gewür-
digt (vgl. die Lit. bei Lippm.-Winkler).
1 Vortr. d. Bibi. Warburg 1921/22, S. 54.
 
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