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Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 2): 1503-1510/11 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1937

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Von 1509 bis zu den Entwürfen für die Fuggerkapelle (1510)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63246#0416

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140 VON 1509 BIS ZU DEN ENTWÜRFEN FÜR DIE FUGGERKAPELLE (1510)

Flechsig (II S. 143) datiert um 1510, Tietzes (II
S. 128) um 1517/8. Vgl. die Bemerkung zur vo-
rigen Nummer.
Die Örtlichkeit ist von O. Mitius1 an Hand der
Darstellung in der Radierung festgestellt wor-
den. Unser Blatt ist erst seit etwa 10 Jahren be-
kannt.
1 Mitteil. d. Germ. Mus. 1911 S. 141.
480. Drahtziehmühle
Silberstift 151X228
Lippm. 349
Bayonne, Mus. Bonnat
Die zu den schönsten Landschaften Dürers ge-
hörige Zeichnung ist fast vom selben Standpunkt
wie die Berliner Ansicht der Drahtziehmühle
(Bd. 1 Nr. 61) gefertigt worden. Die Bäume sind
größer geworden, besonders die am Wasser in
unmittelbarer Nähe des Steges. Der Raum ist
mit größerer Sicherheit bewältigt1. Nach dem
Stil wird man das Blatt schwerlich viel vor 1510
ansetzen können, die Veränderungen im Land-
schaftsbild bestätigen diese Datierung.
In der linken unteren Ecke wird die Zeichnung
eines bärtigen Männerkopfes in kleinem Maß-
stabe sichtbar. Er war offenbar vorhanden, als
Dürer das Blatt für die Landschaft benützte.
Flechsig (II S. 142): um 1510; Tietzes (II S. 128):
um 1517/8. — Vgl. die Bemerkung zu Nr. 478.
1 Wölfflin, A. Dürer, 5. Aufl. S. 264/65.
481. Heroldsberg
Am oberen Rande Namenszeichen Dürers und
1510 vom Künstler selbst, dicht darunter,
schwach sichtbar das Namenszeichen ein zwei-
tes Mal. Rechts daneben (mit Röthel) der aus-
geschriebene Name des Künstlers, stark ver-
blaßt, von fremder Hand.
Feder 211X263
Lippm. 355
Bayonne, Mus. Bonnat

An Schönheit und Bedeutung dem vorhergehen-
den Blatt ebenbürtig. Das einzige aus späterer
Zeit, das ausschließlich mit der Feder, mit der
Dürer sehr wenige landschaftliche Motive fest-
gehalten hat, gezeichnet ist. Gewiß nicht un-
mittelbar nach der Natur, sondern eine Rein-
zeichnung nach einer Naturstudie.
Die Signatur macht in der Wiedergabe bei Lipp-
mann einen nicht ganz überzeugenden Eindruck,
im Original wirkt sie einwandfrei. Flechsig’s Be-
denken (II S. 76) würden vor dem Original
kaum standhalten. Zudem erinnert die Zeich-
nung an die Werke der Jahre um 1510, z. B. an
die Maria mit Kind von 1511 im Louvre (L. 315).
Es ist die gleiche Tinte, die gleiche Strichfüh-
rung. Das Papier ist leider stark vergilbt.
Eine enge Verwandtschaft, besonders in der
Zeichnung der Büsche links vorn und der klei-
nen Figuren, besteht mit einer sehr interessanten,
vorzüglich gezeichneten Anbetung der Könige
im Louvre (Phot, der Archives phot. Nr. 5939),
die, bisher nicht beachtet, sehr dürerisch anmu-
tet. E. Schilling, dem ich folge, wird sie als frühe
Arbeit Hans Baldungs veröffentlichen.
Dicht links oberhalb des spitzen Turmes ist eine
heute radierte Zeile, die von Rapke1 als „hab
acht awffs awg“ gelesen wird. Flechsig bestrei-
tet mit Recht die Lesung, weil die Inschrift län-
ger gewesen sein müsse. Wahrscheinlich bezieht
sie sich auf den Turm, dessen Spitze ursprüng-
lich schief ausgefallen war und nachträglich
gerade gemacht wurde.
Flechsig zieht wegen der Signierung, die ihm
falsch zu sein scheint, eine Entstehung vor 1510
in betracht. Stilistisch halte ich das für unmög-
lich. Es ist genau die malerische Auffassung, das
Zeichnen mit vielen Parallelen, das tonig wir-
kende Flächen erzeugt, wie in den einen neuen
Stil zeigenden großen Holzschnitten der Jahre
um 1510. So wird es bei dem auch von ihm vor-
läufig festgehaltenen Datum 1510 bleiben müs-
sen. Tietzes II S. 62: 1510.
Heroldsberg war ein Besitztum von Andreas
und Martin Geuder, letzterer war ein Schwager
 
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