Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Dürer, Albrecht; Winkler, Friedrich [Bearb.]
Die Zeichnungen Albrecht Dürers (Band 2): 1503-1510/11 — Berlin: Deutscher Verein für Kunstwissenschaft, 1937

DOI Kapitel:
Katalog
DOI Kapitel:
Entwürfe von 1510/11 für plastische Arbeiten (Fuggerkapelle usw.) und Tafelbilder
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.63246#0420

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
144

ENTWÜRFE VON 1510/11 FÜR PLASTISCHE ARBEITEN USW.

483. Simsons Kampf gegen die Philister
Darunter auf einer Leiste (wohl nachträglich):
„memento mei“. — Unten auf der leeren Tafel
Dürers Namenszeichen.
Feder- und Pinselzeichnung auf grün grundiertem Pa-
pier, schwarzgrau laviert und weiß gehöht 313X159
Aus der Samml. des Beuth Schinkel Museums
Lippm.-Winkler 760
Berlin, Kupferstichkabinett (Leihgabe des Beuth
Schinkel Museums)
Vorzeichnung Dürers von 1510 für den Bild-
hauer Adolf Daucher, der die Reliefs der Grab-
kapelle der Fugger bei St. Anna in Augsburg
im Laufe des 2. Jahrzehnts des 16. Jh. gefertigt
hat. Die Zeichnung ist die eine der beiden aus-
führlichen Vorlagen, die Dürer für die Philister-
schlacht und Auferstehung Christi fertigte1.
Über die vorhergehenden Entwürfe siehe die
folgenden Nummern. Das Gegenstück zu der
vorliegenden, das mit dieser zusammen dem
Bildhauer in die Hand gegeben wurde, ist ver-
schollen, doch hat Dürer selbst veränderte Wie-
derholungen von beiden angefertigt (Nr. 486/
87).
Die nicht ganz einwandfrei erhaltene Zeichnung2
ist vom Bildhauer in dem Grabmal des Georg
Fugger (gest. 1506) stark vereinfacht und ver-
schiedentlich verändert wiederholt worden. Dü-
rer hat, wie in andern Fällen, seine Entwürfe
für plastische Werke mit kaum überbietbarer
Subtilität in den Einzelheiten ausgeführt. Die
figürliche Komposition konnte der Bildhauer
kaum treu wiedergeben, so viele und für die
Wirkung hinderliche Einzelheiten enthielt sie.
Das ungestüme Hineinspringen des Riesen in
die Menge ist im Relief etwas steif vereinfacht
worden, obgleich der Bildhauer bemüht war,
durch Herausarbeiten einzelner Hauptmotive die
lebensvolle Gestaltung Dürers zu erreichen.
Ebenso wenig erscheint die Aufbahrung des To-
ten auf einem Sarkophag als eine bessere Lö-
sung, wenngleich die straffere und einfachere
Anordnung des unteren Drittels im Sinne des
Bildhauers notwendig war. Die Säule rechts
mußte weggelassen werden.

Gegenüber den Entwürfen zu der Aufbahrung
des Toten in Nr. 484/5, die italienischer, aber
harmonischer wirken, berücksichtigt der vorlie-
gende allzu wenig die bildhauerischen Möglich-
keiten. Offenbar befriedigten die rein italieni-
schen Formen den Besteller nicht. Vielleicht er-
wiesen sie sich auch als nicht durchführbar. Je-
denfalls ist eine wachsende Verdeutschung der
Formen bis zur Ausführung durch den Bild-
hauer zu beobachten. Der vorliegenden Zeich-
nung gingen vorher der Entwurf in Lemberg
mit Simson mit den Türen von Gaza (Nr. 484),
der als nicht passend verworfen wurde, und die
Philisterschlacht von 1510 in Mailand (Nr. 488),
durch die unser Blatt einwandfrei datiert wird.
Ist die Wiederholung Nr. 486 doch ebenfalls
1510 datiert. Außer dem verschollenen Gegen-
stück zur vorliegenden Zeichnung ist zumindest
eine verloren gegangene Federzeichnung vor-
handen gewesen, die den Nummern 484/5 ent-
sprochen hat.
Das Verhältnis der verschiedenen Studien zu-
einander ist bis in die jüngste Zeit, in der erst
die Nummern 484, 488 bekannt geworden sind,
ungeklärt gewesen. Am entschiedensten hat E.
Bock3 die Wichtigkeit der vorliegenden Zeich-
nung verfochten (im Anschluß an Thausing II
S. 57). Er betonte nachdrücklich die größere
Qualität der Ausführung gegenüber der Wie-
derholung, die durch ihre hervorragende Erhal-
tung das Urteil leicht in die Irre führt. Flechsig
(II S. 273 ff.) hat dann das gesamte Material zu-
erst überzeugend geordnet, derart daß auch Tiet-
zes4, die die Wiederholungen Nr. 486/87 nicht als
eigenhändige Arbeiten Dürers ansehen, der Be-
urteilung im Großen und Ganzen zustimmen.
Sie sträuben sich allerdings (II S. 155/56) da-
gegen, die vorliegende Dürer zuzuschreiben, weil
„Clairobscurblätter schlecht zu Dürers Erschei-
nung passen“. Sie haben dabei ganz vergessen,
daß die Zeichnungen Dürers von 1506—1510,
seine Studien zum Rosenkranz- und Helleraltar,
ebensolche Clairobscurblätter sind!
Ephrussi (S. 167 Anm. 1) widersprach ausdrück-
lich mit eingehender aber dürftiger Begründung
 
Annotationen