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Der wahre Jakob: illustrierte Zeitschrift für Satire, Humor und Unterhaltung — 5.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.9076#0050
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431

Zeitgemäßes Kinöer spiet

und


Mutter (heimkehrend): Aber Kinder, was habt Ihr denn da wieder angestellt? Alle Kisten
Kasten ausgeräumt, Alles durcheinander geworfen, sogar Papa's Bücher und Schriften . . .!
Kinder: Ach, wir haben nur ein wenig Haussuchung gespielt.

Es ist Alles schon dagewesen.

Daß mächtige Herrn um ein winzig Stück Land
Gekämpft und gewüthet mit Mord und mit Brand,
Festungen geschleift und die Schanzen gestürmt.
Die Leichen zu haushohen Bergen gethürmt,
Und wenn sie sich Jahre laug blutig geschlagen,
Dann Friede gemacht und sich wieder vertragen,
Und wieder den Frieden gebrochen gar bald:
Das war Alles schon da, nur in andrer Gestalt.
In blutigem Kampf ringt das Volk in dem Krieg,
Und endlich ruft laut es Viktoria, Sieg!
Es winkt ihm die Freiheit, der Friede» ist da.
Zur Heimath nun eilen die Braven, Hurrah!
Dem Volk wird derLohn jetzt, so sollte man glauben,
Die Früchte der Arbeit wird Niemand ihm rauben;

Pros't Mahlzeit!

Doch 's war Alles schon da, nur in andrer Gestalt,
Daß Jüngling und Mäd'l, die einander erkor'n,
Sich hundert und tausendmal Treue geschwor'n,
Anseufzen sich stets mit dem zärtlichsten Blick,
Es findet nur Einer im Andern sein Glück.

Kaum aber schlingt Hymen die Bande um Beide,
Da ist es vorbei mit dem Glück und der Freude.
Ein Jahr, und der Mann hat sein Ränzel geschnallt.
Das war Alles schon da, nur in andrer Gestalt.
Wie oft wird im Leben die Frag' ventilirt:
„Wie geht's und was ist denn wohl Neues paffirt?"
Es giebt gar nichts Neues, so viel man auch kohlt,
Da Alles im Leben sich stets wiederholt.

Drum wenn mich die Leute um Neues befragen,
So werd'ich, von heut' an, beständig nur sagen:
Das Alt' ist nicht neu, und das Neue ist alt.
Denn es war Alles schon da, nur in andrer Gestalt.

H.

Ein Arzt empfahl einem seiner Patienten als Mittel gegen Schlaf-
losigkeit den Genuß des bayerischen Bieres. „Wenn ich Abends", sagte
er, „vier bis süns Schoppen getrunken habe, schlafe ich wie ein Ochse." —
„Ah", meinte der Patient, „ich glaube nicht, daß dies am Bier liegt."

Eine der bittersten Satiren ist die häufig gehörte Phrase: er sucht
Gerechtigkeit; Gerechtigkeit sollte doch wohl Jeder finden, ohne sie erst
zu suchen.

Lieutenant lauf dem Kasernenhof): 's ist merkwürdig! Je länger
ich Euch Schafsköpfe anschau', desto dümmer wird mir.

Tiefsinnige Gespräche zweier Jnnnngsbrüder über
Kirche und Staat.

Belauscht von Mirkannkeener.

Meier: Sage mal. Lehmann, hast Du denn ooch jehört, daß der

— wie heeßt er doch jleich?

Lehmann: Ick weeß schon, wen Du meenst. Ja, jehört Hab'
ick davon wohl, aber die Jeschichte scheint mir doch etwas unklar zu sind.
Denke doch, des is ja keen Spaß nich, so'ne — un denn würden sie det
ooch nich leiden.

Meier: Ick sage Dir, et is nich wahr. Uebrigens seh' ick darin
nischt so Unwahrscheinliches, denn am Ende is doch 1888 — wie? Du
meenst ne?

Lehmann: Inn, möglich is et, obgleich —

Meier: Wenn ooch, - helft ihm Allens nischt, er muß dran
jloben. Das Eenzige, was mich dabei noch nicht klar is, des is des,
des

Lehmann: Darüber kann ick Dir Näheres mittheilen, ick habe
neilich darüber mit Piefken jefprochen. Piefke hat darüber sehr bestimmte
Ansichten un hört so manches! Er is nämlich mit Eenen jenan bekannt,
dessen verstorbener Schwager, als er noch lebte, eine Witwe heirathen
wollte, die ihre Schwester bei einem Herrn reene machte —

Meier: I so toll is et och nicht, wie et immer jemacht wird.
Mir erzählt och neilich Eener, daß so —, aber ick bin überzeugt, der
Kerl hat jelogen. Dagegen is et da in — Dingsda doch noch weit
eklicher, da is et hier doch noch jolden.

Lehmann: Na da hört Allens uff! Die haben doch wenigstens

— un denn brauchen fe doch och nich — siehfte, det is doch och etwas
Werth.

Meier: Davor müssen se aber —

Lehmann: I, des duhn se recht jerne. Aberst wir werr'n hier
so dreiste, als ob wir in der Türkei un nicht in Berlin wären. Un de
Polizei

Meier: Dadran Hab' ick jar nich jedacht. Wir woll'n man machen,
dat wir nach Muttern kommen. Adjes!

Lehmann: Adjes!

Beim guten Tropfen.

Im Wirthshaus hinterm alten Tisch
Schlürf' ich mein Tröpflein Nasses,
Der Wirth malt meine Zeche frisch
Wohl auf den Bauch des Fasses.

Was blickst du mich so listig an
Mit deinen klugen Aeuglein,
Du guter Wirth, du arger Mann
Mit deinen, runden Bäuchlein?

Mögst meine Zeche wohlgemuth

Du mit der Kreide malen, —

Dein nasses Tröpflein schmeckt so gut,

Ist nimmer zu bezahlen! I. A.

„Aaronche, freu' Dich mit mir! Der Storch hat Dir ä Brüderche
gebracht!'

„Gott der Gerechte, Vaterleben, wie kannst Du Dich freuen dar-
über? Haste denn schon an de Erziehungskosten gedacht?
 
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