DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.9081#0001
Nr. 65.
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1880
Erscheint monatlich zweimal.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Kolporteure.
Blitzdralitmeldunlzv».
Berlin. Eine Todtenfeier für Lassalle wurde als grober
Unfug bestraft. Die Motive zu dieser Bestrafung soll Lothar Bücher,
der Legationssekretär uitö weiland intimer Freund LassaUe'S, den Richtern
ansgearbeitet haben. Derselbe geht von der Voraussetzung aus, es sei
grober Unfug, daran zu zweifeln, daß Lassalle sich durch seine Thaten
unsterblich gemacht habe, und man könne ihm folglich auch keine
Todtenfeier halte», ohne groben Unfug zu begehen.
— In der Einigkeit der deutschnationalen Parteien wurde ein großes
Loch entdeckt. Durch dasselbe sind wahrscheinlich die 10,000 Mark Bleich-
röder'S hinausgefallen und so verloren gegangen.
Bulgarien. In Sofia sind fast sämmtliche Minister aus dem Dienst
getreten, weil sie mit ihren Weihnachtsgeschenken nicht zufrieden waren.
Serbien. Der serbische Thron wackelt seit einigen Wochen so stark,
daß König Milan bereits von der Seekrankheit befallen worden ist.
Amerika. Die Amerikaner sind höchlich überrascht darüber, daß
bei dem Durchstich der Landenge von Panama der Krach eingetreten ist.
Sie meinen, bei einer so großartigen Durchstecherei hätte sich ini
Gegentheil viel Geld verdienen lassen inüssen.
Weihnacht vorüber — matt verglommen
Der Gerden Schein durch triibe Luft —
Im Winde ohne Spur verschwommen
Der Nadelzweige kräftiger Duft'
Verhallt, den wir und die Genoffen
Nur halb and hnnend mitgemacht,
Zu engem, kleinem kreis geschloffen —
Der Jubel der Silvesternacht!
r V
Nun weckt uns wieder jeder Morgen
Zn farblos-monotonem Thun;
Die volle Last der alten Sorgen
Will wieder auf den Schultern ruh'n.
Cs lähmt des Herzens kühnstes Streben
Der Feindschaft feiger Schlangenbiß,
And wieder geht durchs ganze Leben
Der klaffende, der breite Nifz.
Seit uns der Dumpfheit dunklen Schleier
Die Noth der Zeit vom Auge nahm,
Seit uns ein Strahl, ein Heller, freier,
Nom Lichte der Erkenntnis) kam,
Seit wir mit Grollen es erkannten,
Welch trübes Loos uns ward zu Theil,
Seit wir uns zum Entschluß ermannten,
Zn wirken für der Zukunft Heil —
Ku rz e Ra st.
Seitdem sind Kämpfer wir geworden,
Die in der Rüstung schlafen geh'n,
Die über eines Stromes Norden
hi einer Richtung wachsend seh'n,
Die blank und scharf die Waffen halten,
Die, selbst wenn sich ein rosig Kind
Remüht, zu glätten ihre Falten,
Mit einem Fuß im Rüget sind.
Für uns gibt's Nebel nicht und Schleier
Wir schauen scharf und klar darein;
tlus kann des schönsten Festes Feier
Nur eine Waffenruhe sein,
tlnd wem: die Ändern schlafend träumen,
Änf weichem Lager ausgestreckt,
So lauschen wir, um ohne Säumen
Dem Ruf zu folgen, der uns weckt.
tlns hat verzehrend auf die Stirne
Geküßt der ernste Geist der Zeit;
ttnn brennt uns dieser Nuß im Hirne
tlnd treibt uns vorwärts in den Streit.
Wie treten wir durch Than und Dämmern,
Wenn einmal erst der Hahn gekräht!
Wie fühlen wir die Schläfe hämmern,
Wenn sich im Wind das Lanner blüht!
ZL»-
Ihm haben wir uns zugeschworen,
Die Finger auf dem purpurtafft;
Es geht nicht an den Feind verloren,
So lang sich eine Sehne strafft!
Wir haben es in raschem Wagen,
hn Früh- und Äbendsonnenschein,
Durch Roth und Mühsal es getragen
tlnd durch die mächt'gen Feindesreih'n.
Hart mag man dieses Leben finden,
Das nie Itrij Myrthenkränze sticht,
Doch tauschen mit den armen Rlinden
Trotz allem wir noch lange nicht.
Du mußt die hohe Lust nur kosten!
Rist du geschnitzt ans festem Holz,
Wird deine Klinge nie mehr rosten
Dich hebt und trägt ein echter Stolz!
Wir stehen fest und ohne Wanken,
Wie auch der Feind sich müht im Streit,
Denn unstre Krieger: die Gedanken,
Sind gegen jeden Hieb gefeit,
tlnd wenn wir heute unterliegen,
Erdrückt von schwerer tlebermacht —
Wir misten, daß wir dennoch siegen,
Ein heller Morgen folgt der Rächt.
Mit uns die Fugend und das Leben,
Die Keimkraft und der Druck der Roth,
tlnd wider uns der Glieder Reben
Verfall und Greisenthum und Tod.
tlns führen nur die Ideale
Der Menschheit, heilig, rein und groß,
Entstammt von ihren: hehren Strahle
Erkämpfen wir ein beff'res Loos!
Preis pro Nummer 10 Pfennig.
1880
Erscheint monatlich zweimal.
Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Kolporteure.
Blitzdralitmeldunlzv».
Berlin. Eine Todtenfeier für Lassalle wurde als grober
Unfug bestraft. Die Motive zu dieser Bestrafung soll Lothar Bücher,
der Legationssekretär uitö weiland intimer Freund LassaUe'S, den Richtern
ansgearbeitet haben. Derselbe geht von der Voraussetzung aus, es sei
grober Unfug, daran zu zweifeln, daß Lassalle sich durch seine Thaten
unsterblich gemacht habe, und man könne ihm folglich auch keine
Todtenfeier halte», ohne groben Unfug zu begehen.
— In der Einigkeit der deutschnationalen Parteien wurde ein großes
Loch entdeckt. Durch dasselbe sind wahrscheinlich die 10,000 Mark Bleich-
röder'S hinausgefallen und so verloren gegangen.
Bulgarien. In Sofia sind fast sämmtliche Minister aus dem Dienst
getreten, weil sie mit ihren Weihnachtsgeschenken nicht zufrieden waren.
Serbien. Der serbische Thron wackelt seit einigen Wochen so stark,
daß König Milan bereits von der Seekrankheit befallen worden ist.
Amerika. Die Amerikaner sind höchlich überrascht darüber, daß
bei dem Durchstich der Landenge von Panama der Krach eingetreten ist.
Sie meinen, bei einer so großartigen Durchstecherei hätte sich ini
Gegentheil viel Geld verdienen lassen inüssen.
Weihnacht vorüber — matt verglommen
Der Gerden Schein durch triibe Luft —
Im Winde ohne Spur verschwommen
Der Nadelzweige kräftiger Duft'
Verhallt, den wir und die Genoffen
Nur halb and hnnend mitgemacht,
Zu engem, kleinem kreis geschloffen —
Der Jubel der Silvesternacht!
r V
Nun weckt uns wieder jeder Morgen
Zn farblos-monotonem Thun;
Die volle Last der alten Sorgen
Will wieder auf den Schultern ruh'n.
Cs lähmt des Herzens kühnstes Streben
Der Feindschaft feiger Schlangenbiß,
And wieder geht durchs ganze Leben
Der klaffende, der breite Nifz.
Seit uns der Dumpfheit dunklen Schleier
Die Noth der Zeit vom Auge nahm,
Seit uns ein Strahl, ein Heller, freier,
Nom Lichte der Erkenntnis) kam,
Seit wir mit Grollen es erkannten,
Welch trübes Loos uns ward zu Theil,
Seit wir uns zum Entschluß ermannten,
Zn wirken für der Zukunft Heil —
Ku rz e Ra st.
Seitdem sind Kämpfer wir geworden,
Die in der Rüstung schlafen geh'n,
Die über eines Stromes Norden
hi einer Richtung wachsend seh'n,
Die blank und scharf die Waffen halten,
Die, selbst wenn sich ein rosig Kind
Remüht, zu glätten ihre Falten,
Mit einem Fuß im Rüget sind.
Für uns gibt's Nebel nicht und Schleier
Wir schauen scharf und klar darein;
tlus kann des schönsten Festes Feier
Nur eine Waffenruhe sein,
tlnd wem: die Ändern schlafend träumen,
Änf weichem Lager ausgestreckt,
So lauschen wir, um ohne Säumen
Dem Ruf zu folgen, der uns weckt.
tlns hat verzehrend auf die Stirne
Geküßt der ernste Geist der Zeit;
ttnn brennt uns dieser Nuß im Hirne
tlnd treibt uns vorwärts in den Streit.
Wie treten wir durch Than und Dämmern,
Wenn einmal erst der Hahn gekräht!
Wie fühlen wir die Schläfe hämmern,
Wenn sich im Wind das Lanner blüht!
ZL»-
Ihm haben wir uns zugeschworen,
Die Finger auf dem purpurtafft;
Es geht nicht an den Feind verloren,
So lang sich eine Sehne strafft!
Wir haben es in raschem Wagen,
hn Früh- und Äbendsonnenschein,
Durch Roth und Mühsal es getragen
tlnd durch die mächt'gen Feindesreih'n.
Hart mag man dieses Leben finden,
Das nie Itrij Myrthenkränze sticht,
Doch tauschen mit den armen Rlinden
Trotz allem wir noch lange nicht.
Du mußt die hohe Lust nur kosten!
Rist du geschnitzt ans festem Holz,
Wird deine Klinge nie mehr rosten
Dich hebt und trägt ein echter Stolz!
Wir stehen fest und ohne Wanken,
Wie auch der Feind sich müht im Streit,
Denn unstre Krieger: die Gedanken,
Sind gegen jeden Hieb gefeit,
tlnd wenn wir heute unterliegen,
Erdrückt von schwerer tlebermacht —
Wir misten, daß wir dennoch siegen,
Ein heller Morgen folgt der Rächt.
Mit uns die Fugend und das Leben,
Die Keimkraft und der Druck der Roth,
tlnd wider uns der Glieder Reben
Verfall und Greisenthum und Tod.
tlns führen nur die Ideale
Der Menschheit, heilig, rein und groß,
Entstammt von ihren: hehren Strahle
Erkämpfen wir ein beff'res Loos!