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Schöne Aussicht.

Aus der Reisezeit.

Gast: Kellner, wann werden Sie mir endlich mein Essen bringen?
Ich sterbe ja fast vor Hunger!

Kellner: Aber ich bitt' Sie, seien Sie doch froh, daß Sie so schöne
Studien im Hungerleiden machen können, wer weiß, ob Sie nicht
mal gezwungen sein werden, ein Hungerkünstler zu werden!

Koloniales.

Hauptmann Wißmann hat in Afrika berittene Infanterie ein-
geführt. Hoffentlich folgt man im Mutterlande seinem Beispiel und läßt
die Kavallerie zu Fuß gehen, damit beim Betrieb der Steuerschraube
eine Anzahl Pferdekräfte erspart werden.

Frau: Findest Du die Aussicht auf das
herrliche Thal da unten nicht reizend?

Mann (Vater von drei Töchtern, brummig): Ach
was, die Aussicht auf einige Schwiegersöhne
wäre mir lieber.


Rede des Debbchen-Götz aus Leipzig

auf dem Münchener Turnfeste.

Ich grieß' Eich, Ihr deidschen Dorner,

Ihr seid ja rechd zahlreich nu da!

Ich Hab' schon manch' Debbchen gedrunken,
Drum seh' ich Eich dobbeld beinah.

Bleibd drei Eiern Vaderländern;

Wohl Jedem, der rechd viele had!

Und kümmerd Eich um Bolledick nich,

Und drinkt Eich an Debbchen sadd!

Ich selber war sonst Demograde,
Gardellbruder bin ich numehr.

Es läbe de deidsche Dreie!

Druff drink' ich mei' Debbchen leer!

Vom Anthropologcn-Kongreft.

Professor Jrrgang legte einen Schädel vor,
welcher unverkennbare Spuren von vorsintflut-
licher Abstammung zeigte. Bei der genauen
Untersuchung, welche Ür. Virchow an dem Schädel
sofort vornahm, stellte sich aber leider heraus, daß
derselbe nicht aus der fernen Vergangenheit, son-
dern von einem Zünftler herrührte.

Schreckliches Duell.

Zwei Dichter, die sich schwer beleidigt hatten,
indem der Eine am Ruhm des Andern zweifelte,
forderten sich zum Duell mit tödtlichen Waffen.
Sie suchten einen einsamen Ort am Rhein-Ufer,
wo sie morgens 6 Uhr zusammentrafen. Dort zog
jeder mit Mordbegier einen Band Gedichte und
nun begann das Duell, welches darin bestand, daß
sie sich gegenseitig ihre Gedichte vorlasen. Der
Erfolg war schrecklich; bereits Mittags 12 Uhr
waren Beide vor Langeweile gestorben.

Earnot's Schmuck.

9 A.: Was meinen Sic zu der Idee der Pariser
Staatsmänner, welche zur Hebung des persönlichen
Ansehens ihres Präsidenten demselben ein kost-
bares Kreuz mit Kette als Abzeichen seiner
Würde geben wollen?

B.: Höchst überflüssig! Sein Kreuz hat Carnot
bereits an Boulanger und die einzige Kette,
die seinem Ansehen nützen kann, wäre eine Kette
von Wahl-Erfolgen bei der bevorstehenden Wahl.

Ein säuberlicher Magistrat.

In Linz ist es den Arbeitern verboten worden,
in ihrem unsauberen Arbeitsanzuge auf dem Trottoir
zu gehen. Die dortigen Arbeiter haben nun an
den Magistrat das sehr gerechtfertigte Ersuchen ge-
richtet, er möge ihnen auf Gemeindekosten Sammt-
Jacquets mit Goldfransen als Werktags-
kleider beschaffen, damit sie wieder anständig auf
dem Trottoir gehen können.

Boulangcr's Kasse.

Woher nimmt Boulanger das Geld? Woher?

Wer giebt es ihm, zu wirken für sein Ziel?
Wer füllt mit Geld ihm stets die Taschen schwer?

Ihr fragt umsonst und zwecklos; denn gleichviel —
Er hat das Geld, und darin liegt die Roth!
So lang er Geld hat, ist der Alaun nicht tobt!

Aus der höheren Töchterschule.

Lehrerin: Sagen Sie mir, Alma, was würde
wohl Diogenes thun, wenn er heute lebte?

Alma: Er würde sich sein Faß in alt-
deutschem Stile einrichten lassen.

Der nasse Sommer.

Sonst lebt in lauter Freude und Wonne
Der gute Bürger zur Sommerszeit;

Doch wo bleibt in diesem Sommer die Sonne?
Der Regen strömt unversiegbar schier heut.

Und wenn der Himmel in seinem Zorne
Noch länger verweigert den Sonnenschein,

So leiden wir Schaden an unserem Korne
Und dazu wächst nur ein ganz schlechter Wein.

Philister klagen, bei solchen theuern
Und schlechten Zeiten werd' man noch arm;

Da müsse man bald schon den Ofen feuern,

Tenn ganz gewiß bleibt es nicht lange mehr warm.

Der Herr Geheimrath mit Orden und Titel,
Der euch so manche Predigt schon that,

Ach nein, der weiß euch dagegen kein Mittel,

Ich aber weiß einen guten Rath.

Sonst ruft ihr an ja in allen Nöthen
Die mächtigen Herrn von der Polizei;

Wenn die dem Himmel das Regnen verböten,

Wie schnell wär's mit aller Noch dann vorbei!

Von der Pariser Weltausstellung.

Berliner Spießbürger: Ick bejreife jar
nich, wie mau so'u mächtijer Zug in die Aus-
stellung mang jekommen is, indem doch jar keene

Extrazüge von Berlin hierher abjelassen wurden!
* *

- *

„Ooch änne scheene Gegend", sagte der Sachse
in Paris, da nahm er auf dem Ausstellungsplatze
ein chinesisches Dorf in Augenschein.

Klassisch.

„Eine Toga, doch kein Römer drin",
sagte der Handwerksbursche, da fand er ein leeres
Portemonnaie.
 
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