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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 39 (28. September)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0014
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WELTKUNST

Jahrg, IV, Nr. 39 vom 28. September 1930

Hundert Jahre Staatliche Museen Berlins
(Forfseßung von Seite 4)
dem Protektor Kronprinz Friedrich geförderte
Renaissancemuseum, „Kaiser-Friedrich-Mu-
seum“ genannt, für die Kunst der christ-
lichen Epochen wurde 1898 begonnen — schon
1896 war der Kaiser-Friedrich-Museums-
Verein gegründet worden — und, von Ihne
erbaut, 1904 eröffnet. Schon vorher war das
für die Pergamener Funde erbaute „Perga-
mon-Museum" 1901 eröffnet worden, das 1907
wieder abgerissen wurde. Aber auch das
Kaiser-Friedrich-Museum war rasch überfüllt.
Deshalb tauchten schon 1904 Neubaupläne auf,
die Bode 1907 in einer Denkschrift bekannt
machte und mit den 1907 von Alfred Messel
geschaffenen Plänen 1910 veröffentlichte.
Nach diesen Plänen wurden die jetzt mit Aus-
nahme des ägyptischen Museums ausgeführten
Bauten vollendet und mit geringen Abwand-
lungen und Sparmaßnahmen nach langen
Kämpfen und Opfern von dem verarmten
Preußen fertiggestellt. Wir verstehen nun,
daß auch diese Neubauten nicht in der For-
mensprache unserer Zeit gehalten sein können,
sondern eigentlich aus dem Jahre 1909
stammen und Bodes und Messels Grab-
monument sind.
Inzwischen wurden aber noch folgende
Staatsmuseen geschaffen: Die „Staatliche
Kunstbibliothek" (1906) — die einstige Kunst-
gewerbebibliothek Jessens — und nach
dem Umsturz das ehemalige „Kronprinzen-
palais" (seit 1919), in der die moderne
Kunst der Nationalgalerie bewahrt wird, das
„Zeughaus" (seit 1920), das zugleich Ruhmes-
halle ist, und das „Schloßmuseum“ (seit 1921),
das zugleich Kunstgewerbemuseum ist. Der
in Dahlem von Bruno Paul erbaute Neubau,
den Bode der asiatischen Kunst und Kultur
zugedacht hatte, wurde zum Depot und
„Ethnologischen Studien-Museum" (seit 1926),
und auch das Aschenbrödel, das „Museum für
deutsche Volkskunst“ —- das nun in das Jagd-
schlößchen im Grünewald umziehen soll —
wurde unter staatliche Fürsorge genommen,
so daß die arme deutsche Volkskunst doch
auch endlich eine würdigere Aufstellung findet.
Alle königlichen Museen, die zu Museen
des neuen Volksstaafes wurden, sind mehr
oder weniger Repräsentationsmuseen, also
ohne die scharfe Trennung von Lehre und
Schau, Kunde und Kunst, aber doch
gegeneinander so abgegrenzt, daß eine
synoptische vergleichende Darstellung der
Stilepochen nicht möglich scheint. Davon sei
ein andermal die Rede. Nun zu den Neu-
bauten, die am festlichen Tage eröffnet
werden!
Die Museumsinsel, die am Kopfstück beim
Alten Museum und am Fußstück beim Kaiser-
Friedrich-Museum gleichsam Schwerpunkte
und Haupteingänge hat, erhielt nun durch die I
Neubauten von Messel, Hoffmann, Wille u. a. |

einen neuen Mittelpunkt, der durch den
Ehrenhof und die Dreiheit des neuen Bau-
körpers betont wird. Die noch fehlende
Brücke zu diesem Ehrenhof — der eine ent-
sprechende Achse von der Universität her
fehlt — würde den Zugang noch besonders
bereichern. Der Mittelbau dieser neuen
Museumsgruppe ist das „Pergamon-Museum“,

zwar in die Gipssammlung des Erd-
geschosses, kommen, wenn man nicht
vorzieht, es, wie vorgesehen, durch den
Empfangssaal, den Schlütersaal, zu be-
treten, der figürliche Plastik der Zeit von
Schlüter bis Schadow zeigt. Von da tritt man
zunächst in die Gipssammlung der mittel-
alterlichen Großplasfik, die in drei Räumen


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Scipo— 575: 400 cent.— Ventepar | 575 by 400'cent. — Tobesoldby
Kunstauktionshaus Georg A. Samter, Berlin, Tiergartenstraße 7, am 6. Oktober 1930

links davon als nördlicher Flügelbau das
„Deutsche Museum", rechts davon als süd-
licher Flügelbau das „Vorderasiatische
Museum“. Pergamon-Museum und Deutsches
Museum sind innen fertiggestellt und helfen
das Jubiläum festlich begehen.
Das Pergamon-Museum als Herzstück
des Ganzen enthält die antike architektonische
Großkunst, den Pergamonaltar im Haupt- und
Festsaal, Architektursäle mit Tempelfassaden
und Architekturresten von Pergamon, Magne-
sia, Priene, Milet, Sia, Baalbeck, Architektur-
und Reliefsfücke aller Art. Der gigantische Mar-
moraltar aus Pergamon, der bis zur Altarmitte
wiederaufgebaut ist und dessen abgewickel-
ter Relieffries die Saalwände schmückt, erregt
Bewunderung, Staunen und die Kritik derjeni-
gen, die nicht wissen, daß hier nichts Neues
ausgeführt wurde und daß Urteilen leicht.
Verstehen aber schwer ist.
Aus dem Pergamon-Museum kann man
in das Deutsche Museum, und

ausgewählte Meisterwerke der Romanik,
Gotik und Renaissance umfaßt. Selbstver-
ständlich sind diese Abgüsse nur angeiönt
und nicht polychrom. Zur Linken geht es in
die Originalsammlung des Erdgeschosses,
welche Werke der Malerei und Plastik in drei
Räumen, synoptisch zusammengestellt, aus
der Zeit der Völkerwanderung, der Romanik
und Gotik bringt. Uber die Haupttreppe geht
es dann in das Obergeschoß, das in drei
Raumzügen Malerei und Plastik der Spätgotik,
der Renaissance und des Barock umfaßt. In
den Mittelsälen und den Seitenkabinetten sind
Bilder und Bildwerke zusammengeordnet und
landschaftlich-zeitlich gegliedert. In den Räu-
men zur Linken sind nur Gemälde der deut-
schen Großmeister Dürer, Altdorfer, Holbein
und der Niederländer von Eyck bis Breughel
in symmetrischen Wandgruppen gehängt.
Schließlich folgt in drei Räumen die reich-
haltige Sammlung James Simon. Im untersten
Geschoß des Hauses finden wir noch einen

An unsere Abonnenten!
Das III. Quartal 1930 läuft mit Nr. 39 ab.
Wir bitten Sie, uns die Abonnementsgebühr für
das IV. Quartal 1930 im Betrage von 4,50 M.
(für Deutschland) bzw. 5,50 M. (für das Aus-
land) auf Konto „Kunstaukiion“ bis zum
6. O k t o b e r einzusenden, andernfalls werden
wir uns erlauben, Ihr Einverständnis voraus-
seßend, den Quartalsbetrag durch Nachnahme
einzuziehen. Eine Zahlkarte liegt dieser
Nummer bei.
Der Verlag

lichten Arbeitssaal, der zugleich Depot- und
Lehrsammlung der Steinreliefs ist. Ein Absatz
der Haupttreppe leitet durch einen gedeckten
Brückengang in die Gemäldeabteilung des
Kaiser - Friedrich - Museums hinüber. Das
Museum ist mit den technischen Neuerungen,
wie Warmwasser und Warmluftheizung, Kalt-
luftventilation, Xylotektwandplatten, Fahr-
stühlen usw., versehen, aber in der Innen-
dekoration erfreulich schlicht und zurück-
haltend, so daß der alte Prunk- und Reprä-
sentationscharakter der höfischen Museen
verschwindet. Im Pergamonmuseum haben
Direktor Wiegand und seine Mitarbeiter, im
Deutschen Museum die Direktoren Demmler,
Friedlaender und ihre Mitarbeiter unter der
Generaldirektion Geheimrat Waetzoldts mühe-
volle und dankenswerte Arbeit geleistet. Dies
etwa wäre in aller Kürze über die neuen
Museen zu sagen, die jeder Kunstfreund be-
suchen und erleben sollte, und für die ein ge-
druckter Führer erscheinen wird. In dieser
und der folgenden Nummer berichten ausführ-
liche Spezial-Referate über die Eröffnung der
neuen Bauten.
Nach hundert Jahren besitzt nun Berlin
nicht nur sein Pergamonmuseum, das die
antike Architektur in ungeahnter Anschaulich-
keit unter nordischen Glasdächern nahebringt,
sondern auch endlich sein Deutsches Museum,
das den ganzen Reichtum deutscher Art und
Kunst von der Frühzeit bis 1800 in Originalen,
aber auch in der Lehrsammlung der Gips-
abteilung wenigstens bis in das 16. Jahr-
hundert erahnen läßt und unsere eigene Kunst
ebenbürtig neben die der europäischen und
exotischen Kulturen stellt. Trotz Krieg, Infla-
tion und Verarmung hat Preußen hier eine
Kulturarbeit geleistet, die dem ganzen Reich
und Volk zugute kommt und für Deutschlands
ungebrochenen Kulturwillen zeugt. Uns aber
kommt es zu, uns dieser geistigen Kräfte und
Werte zu bedienen, das Geleistete und Ge-
gebene zu genießen und dankbar anzu-
erkennen, daß der Staat die alte ver-
pflichtende Überlieferung voll und ganz über-
nommen hat, um dem Volke zu geben, was
des Volkes ist, nachdem die Könige gegeben
hatten, was der Könige war!

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