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Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Hrsg.]
Die Weltkunst — 4.1930

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Nr. 41 (12. Oktober)
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12

WELTKUNST

Jahrg. IV, Nr. 41 vom 12. Oktober 1930

ÄlaiAiriAfeat von Ueherall

Ausgrabungen in Pergamon
Eben ist das große neue Pergamon-
Museum auf der Berliner Museumsinsel ein-
geweiht worden, und schon sind die deutschen
Archäologen wieder an der Arbeit, um an der
Stätte der kleinasiatischen Königssiadt die
Ausgrabungen fortzuseßen. Geheimrat Theodor
Wiegand hat die Grabungen 1927 wieder
aufgenommen, und im vorigen Jahre haben sie
dort zur Aufdeckung des Heiligtums des
Asklepios geführt, mit zwei großen, von Kup-
peln einst überwölbten Rundbauten. Seit zwei
Wochen arbeiten deutsche Forscher wiederum
in Pergamon, da die Notgemeinschaft der
deutschen Wissenschaft weitere Mittel für die
Ausgrabungen zur Verfügung stellt. Als
archäologische Assistenten nehmen Dr. Erich
Boehringer und Dr. Walter Hahland teil, als
Architekten A. von Szaloi und Regierungs-
baumeister Fick.
Versteigerung Castiglioni
in Berlin
Die gesamten Bestände des Wiener Palais
Camillo Castiglioni, das sich der bekannte
Sammler Miller von Aichholz in der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts für seine Kunst-
schäße erbaute und das nicht nur die Samm-
lungen Castiglionis, sondern auch die seines
Vorbesißers enthielt, werden Ende November
in Berlin durch H. Ball und P. Graupe
zur Versteigerung gelangen, da der Sammler
seinen Wohnsiß von Wien nach Mailand ver-
legt. Während ein Teil dieser Sammlungen,
vor allem Bronzen und Gemälde, bereits 1924
in Amsterdam auf den Markt kam, umfaßt die
Berliner Versteigerung in erster Linie die kost-
bare Innenausstattung des Wiener Palais an
Möbeln, Einrichtungsgegenständen, Textilien,
dekorativen Skulpturen, Gemälden usw., also
gewissermaßen den Grundstock, auf dem
Castiglioni seine umfangreiche Sammeltätig-
keit aufbaute.
Die Sammlung ist bereits jeßt in dem
eigens zu diesem Zwecke hergerichteten Pa-
lais Huldschinsky in der Matihäikirchstraße in
Berlin ausgestellt. Wir werden in einer der
nächsten Nummern uns ausführlich mit dem
kostbaren Material dieser Versteigerung be-
fassen.
Ausstellung
persischer Kunst in London
Vom 5. Januar bis zum 1. März 1931 findet
in der Königlichen Akademi e zu Lon-
don eine Kollektivausstellung persischer Kunst
statt. Mr. Arthur H. Pope, der Kunstratgeber
des Schahs von Persien, und Sir Reginald
Blomfield R. A. sind die Protektoren und Leiter
dieser epochemachenden Ausstellung. Bron-
zen der Funde von Luristan (West Persien)
mit ihrem Tierornamenten, Kacheln aus dem
Palast des Darius in Susa, Beispiele per-
sischer Kunstwerke in ihrem Einfluß auf die
Kunst der Welt, Miniaturen, Teppiche, Webe-
reien nennen wir als kleinen Teil dieser die
ganze persische Kunst umfassenden Aus-
stellung.
Rubens’ Handexemplar
des Vasari
Das einzige Werk aus der Bibliothek
Rubens’, das bekanntgeworden ist, ist die be-
rühmte Sammlung von Künstlermonographien
Vasaris in der zweiten Florentiner Ausgabe

Ohne Kommentar
Unter anderem schreibt uns:
Herr Friß Batze, Halle a. d. S., am
18. Sept. 1930:
„Gelegentlich eines Aufenthaltes in Berlin kam
mir ein Exemplar Ihrer Zeitung im Zeitschriften-
aushang eines Cafös in die Hände.
Da ich seit langem ein orientierendes Blatt über
den gesamten Kunstmarkt suche, bin ich dem
Zufall dankbar, in Ihrer Zeitung
von so vollkommener Ausführung
endlich das Richtige gefunden zu
haben. Ich bitte Sie daher, bereits von der
nächsten Nummer ab mir laufend die „Kunst-
auktion“ zu schicken und gleichzeitig den Betrag
für das laufende Quartal zu erheben. Da mich die
Beiträge zur Diskussion „Die Expertise“ sehr in-
teressieren, bitte ich um Mitteilung, wie hoch die
Berechnung derjenigen Nummern ausfallen würde,
in denen bereits die Beit-äge erschienen sind.“

WITTEKIND
ANT1Q UITÄTE N

BERLIN W 10 TIERGARTENSTR. 2a

(1568). Kürzlich ist es im Baseler Buchhandel
aufgetaucht. Es enthält Randbemerkungen
von der Hand des Meisters, u. a. Ausdrücke
hoher Bewunderung für den Bauern-Breughel,
den Rubens als „excelleniissimo pittore“ be-
zeichnet.
Fund einiger 2000 Jahre
alter Skulpturen
In Herculaneum hat Prof. Majuri bei
seinen Ausgrabungsarbeiten in einem der
schönsten Privatpaläste drei weiße Marmor-
skulpturen von außerordentlichem archäologi-
schem Werte gefunden. Ein trunkener Her-
kules und ein Satyr sind von gleichwertiger
Schönheit und werden noch von einer Jagd-
szene von grandioser Lebendigkeit über-
troffen.
Moskau erwirbt Gemälde
von Werner Scholz
Das Moskauer Museum für neue westliche
Kunst hat drei Arbeiten des Berliner Malers
Werner Scholz angekauft, über dessen Aus-

stellung in der Kunststube wir seinerzeit aus-
führlich berichtet haben („Kunstauktion“ Nr. 3).
Für den Dezember bereitet die Berliner
Galerie Ferdinand Möller eine Ausstellung
der neuen Arbeiten von Scholz vor.
Ein altdeutsches Tafelbild
für Cleveland
Dem Museum in Cleveland (U.S.A.), das
in leßter Zeit öfters im Zusammenhang mit
den Verkäufen aus dem Weifenschaß genannt
worden ist, wurde soeben die Tafel der
Krönung Mariae von Conrad von Soest
als Geschenk der „Freunde des Cleveland-
Museums“ überwiesen. Das Bild stammt aus
der bekannten Sammlung Loeb-Caldenhof bei
Hamm i. W., die im leßten Jahre bei Lepke
in Berlin versteigert wurde. Während es da-
mals dem Landesmuseum in Münster gelang,
den größten Teil der angebotenen altwest-

fälischen Tafelbilder und der Bruchstücke des
Liesborner Altars für sich zu retten, mußte die
„Krönung Mariae“ von Meister Conrad wegen
des hohen Preises an das Ausland abgegeben
werden.
Wenn der außerordentlich große Preis, der
jeßt nach unsern Informationen für das Altar-
bild von Amerika bezahlt wurde, sich bestätigt,
so würde dieser Kauf neben den Ankäufen aus
dem Weifenschaße auf ein gesteigertes
Interesse und eine gerechtere Würdigung
deutschen Kunstschaffens jenseits des Ozeans
schließen lassen. D.
Deutsche Musiker - Hand-
schriften für Rochester
Die Rochester Universität (U. S. A.)
hat im Berliner Antiguariatshandel eine
wichtige Sammlung von Handschriften deut-
scher Musiker erworben, in der sich vor allem
Bach-Manuskripte aus dem Nachlaß Pauline
Viardot-Garcia und Hauptsiücke der Ant-
werpener Sammlung Cohen befinden. Einige
der wesentlichsten Handschriften seien hier
genannt. So Mozarts Duett der Susanne und
des Cherubim aus Figaros Hochzeit, —
Beethovens Entwürfe zur Hammerklavier-

Sonate, — Brahms’ Sonate in E-Dur. Musik-
Handschriften sind ferner vorhanden u. a. von
Gluck, Haydn, Donizetti und Liszt, wichtige
Briefe von Schumann, Weber, Meyerbeer,
Richard Wagner und Hugo Wolf, von Rossini
und Gounod.
Neuseeland erhält
eine Nationalgalerie
Das neuseeländische Parlament hat die
Errichtung einer Naiionalgalerie in Wel-
lington beschlossen. An Geldmitteln steht
bis jeßt die Summe von 4 Millionen Mark für
Museumsbau und Kunstsammlung zur Ver-
fügung.
Internationaler Wettbewerb
in Japan
In dem großen japanischen Hafen Kobe
ist die Errichtung eines Riesen-Hotelbaues
geplant. Dem dortigen deutschen General-

konsul ist es gelungen, durch die Anregung
eines internationalen Wettbewerbes auch die
Mitarbeit deutscher Künstler zu ermög-
lichen.
Amtsverlängerung Friedrich Sarres
Prof. Dr. Friedrich Sarre, der Direktor der
Islamischen Kunstabteilung der Staatlichen
Museen in Berlin, vollendete kürzlich sein
65, Lebensjahr. Um dem hochverdienten
Forscher und Sammler über die Altersgrenze
der Staatsbeamten hinaus den Aufbau seiner
Abteilung in dem Messelschen Neubau, dem
Vorderasiatischen Museum, zu ermöglichen, ist
ihm durch Beschluß des Staatsminisferiums
sein Amt bis zum 1. Oktober 1931 verlängert
worden.
Philipp Sparkuhle
Einundsiebzigjährig ist der bekannte Kunst-
sammler Bremens, Philipp Sparkuhle,
gestorben. Er hinterläßt große sammlerische
Schüße, darunter ein berühmtes Porträt
Menzels und eine Kollektion der graphischen
Werke Hans Thomas.
Zu Mitgliedern des Österreichischen
Archäologischen Instituts
sind die Berliner Museumsdirektoren Prof.
Dr. Robert Zahn, der Leiter des Anti-
quariums im Alien Museum, und Dr. Wilhelm
Unverzagt, der Leiter der Vor- und
Frühgeschichtlichen Abteilung im früheren
Kunstgewerbemuseum, ernannt worden.
Mehr Museums-Publizität!
In den Spallen der „Welikunst“ ist mehr-
fach von der Notwendigkeit einer verstärk-
ten Museums-Propaganda die Rede gewesen.
Zu diesem ganzen Thema, dessen Oberbegriff
als „Museums-Publizität“ bezeichnet werden
könnte, gehört auch die Anregung, die uns
aus unserem Leserkreis zugeht. Ein Kunst-
freund fuhr nämlich vor kurzem nach Gotha,
um dort das Museum zu besichtigen. Zu seiner
Überraschung fand er es geschlossen, und
zwar für die Dauer des Winterhalbjahrs. Mit
Recht spricht er im Anschluß an diese Mit-
teilung den Wunsch aus, daß Museen, die für
längere Zeit ihre Säle schließen, die Öffent-
lichkeit in angemessener Form davon in
Kenntnis seßen sollten.


„Mit Verlaub, ich muß Ihnen sagen, es ist
durchaus nicht das Richtige . . ., — ich kenne
mich darin aus: ich handele ja selbst damit.“
„Mit Bildern?“
„Nein, mit Häusern."
Buchkritik
Der bekannte amerikanische Kritiker
L. H. Mencken wurde von einem jungen Autor
um Prüfung eines von ihm erschienenen
Buches gebeten.
Als der junge Autor sich nach Wochen nach
dem Urteil des Kritikers erkundigte, meinte
Mencken:
„Ihr Roman ist in einer Beziehung sehr
wertvoll . . .“
„In welcher Beziehung?" fragte der Autor
gespannt.
Mencken erklärte:
„Ich hatte neulich eine schlaflose Nacht, da
nahm ich mir Ihren Roman vor, las ein Kapiiel
— und schon war ich eingeschlafen. ‘

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Herausgeber und verantwortlicher Schriftleiter: Dr. J. I. von Saxe. Redaktion: Dr. Eckart von Sydow, Dr. Werner Richard Deusch. Verantw. f. d. Anzeigenteil: Fritz Eduard Hartmann, Berlin. — Verlag „Die Kunst-
auktion*’ G.m.b.H., Berlin W 62, Kurfürstenstr. 76/77. Zuschriften ohne Namensanschrift an den Verlag. Abdruck von Artikeln nur mit Einverständnis des Verlags, auszugsweiser Nachdruck nur mit Quellenangabe gestattet. Haf-
tung für unverlangt eingesandte Manuskripte wird nicht übernommen und jegliche Verantwortung, auch hinsichtlich des Veröffentlichungstermins und der Rucksendung, abgelehnt. Der Verlag behält sich vor, die von ihm er-
worbenen Arbeiten auch in den übrigen Zeitschriften u d sonstigen Drucksachen des Verlages, sowie in Sonderdrucken ohne besondere Einwilligung oder Entschädigung zu veröffentlichen. „Die Kunstauktion“ übernimmt
durch Erwerbung eines Manuskripts alle Verlagsrechte für dasselbe. Druck H. S. Hermann G.m.b.H., Berlin SW 19.
 
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