Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst- und Antiquitätenmesse [Editor]
Die Weltkunst — 4.1930

DOI issue:
Nr. 49 (7. Dezember)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44979#0157
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Jahrg. IV, Nr- 49 vom 7. Dezember 1930

W E L T K U N S T

9

^/{.abtlonsVorberichte

Farbstiche bei Graupe
Berlin, Vorb. 15. Dez.
Am 15. Dezember veranstaltet Paul
Graupe eine Versteigerung kostbarer
Färb- und Linienstiche französischer und eng-
lischer Meister des 18. Jahrhunderts und von
englischen farbigen Sportbläftern.
Die Reihe der englischen Farbstiche
ist besonders reich an den immer seltener
werdenden großen, farbigen Mezzotinto-
Blättern von und nach W. Ward, Smith und
Reynolds, wie die berühmten Gegenstücke
„The Disaster" and the „Widow’s täte“, „A
visit io the Grandfather and the Grand-
mother', „The Travellers“ und „Cottagers“,
„The Stormy Night“ und „Morning after the
Storm ‘ von Ward. Dazu kommt eine Reihe
von wundervollen farbigen Exemplaren der
„C r i e s o f L o n d o n“, darunter die beiden
seltensten Blätter der Folge, Nr. 12 a und
Nr. 13.
Unter den französischen Farbstichen
fallen vor allem die farbigen Crayon-Porträts
nach Demarteau und Bonnet auf, u. a. das
Blatt „Femme ä la Rose“ und zwei große
schön erhaltene Pasforalblätfer von Bonnet
nach Huet.
Interessant in der Auktion ist aber vor
allem die umfangreiche Sammlung von
Sportbläftern, die durchweg von so
hoher Qualität und prachtvoller Erhaltung
sind, wie sie in Deutschland seit Jahren nicht
mehr auf den Markt gelangten. Besonders
seien die zahlreichen Folgen mit Fuchsjagd-
darstellungen von und nach Alken, Hunt,
Pollard und Sutherland erwähnt.
Den Schluß des Kataloges bildet noch eine
Sammlung farbiger Städteansichfen,
unter denen besonders Berlin zahlreich ver-
treten ist.
Aachener
Kunstversteigerung
Aachen, Vorb. 10./11. Dez.
Bei Ant. Creutzer vorm. M. Lem-
pertz findet am 10. und 11. Dezember eine
interessante Versteigerung von Gemälden,
Antiquitäten und Kunstgegenständen aus dem
Nachlaß des Fräuleins Helene Erckens-
Aachen statt. Interessant ist eine große
Sammlung Aachener Ansichten an Ölgemäl-
den, Aquarellen, Kupferstichen und Radie-
rungen. Wir nennen nur einige Namen wie
Gerard, Nilson, Otto Christian Heinrich u. a.
Unter den Gemälden neuerer Meister seien
Andreas Achenbach, August von Brandls, Carl
Jordan, Johann Jakob Kirchhoff besonders er-
wähnt, während die alten Meister mit Jan van
de Capelle, Claude Lorrain, Jakob Ruisdael
würdig vertreten sind. China, Gebrauchssilber
und Miniaturen schließen sich dieser be-
deutenden Auktion an.
Moderne Gemälde,
Majolika, Ostasiatica
Köln, Vorb. 16./19. Dez.
Am 16. Dezember versteigert Math. Lem-
p e r t z neuere Meister, und zwar zuerst Ar-
beiten der Schule von Barbizon, die aus
baltischem Besiß stammen: Gemälde von
Daubigny, Diaz, Dupre, Troyon, Rousseau
ferner Zeichnungen von Corot, Millet usw’
Daran schließen sich deutsche Gemälde
aus rheinischem Besiß, u. a. Arbeiten
von Böcklin, Trübner, Leistikow, Knaus, Uhde,
Zimmermann, sowie drei vortreffliche Zeich-
nungen von Menzel.
Vom 16. bis 18. Dezember folgen dann
altitalienische Majoliken und eine
umfangreiche Folge von ostasiatischen
Kunstwerken: Bronzen, Lacke, Plastiken,
Keramik, Netsukes usw. Dies abwechslungs-
reiche Material stammt aus westdeutschem
und rheinischem Besiß.
Die Reihe der Versteigerungstage be-
schließt der 19. Dezember mit der Auktion des
Nachlasses des verstorbenen Kunsthändlers
Max G r a 11 u m , der durch seine Kollektionen
von Holz- und Steinbildwerken sowie von
römischen Ausgrabungen bemerkenswert ist.
Sammlung Mr. Th. Stuart
Amsterdam, Vorb. 16./19. Dez.
Vom 16. bis 19. Dezember findet in Amster-
dam, Heerengracht 507-509, durch R. W. P.
de Vries die Versteigerung der umfang-
reichen Sammlung M. Th. Stuart t, Amster-
dam, statt, die ein sehr vielseitiges und sehr
qualitätvolles Material an Gemälden und Anti-
quitäten aller Art enthält.
Unter den Gemälden und Miniaturen
alter Meister finden sich beachtenswerte Ar-
beiten von c. Beelt, F. Boi, R- Brakenburgh,
Denys Calvaert, D. Maas, Jan van Huysum,
J. van Ravesteyn, Van Ceulen, Al. Longhi,
van Miereveld, P. Mignard Dionys Verbrugh,
Siebert Stuart Delecour, s’. Engelbert u. o.
Die Antiquitäten beginnen mit
Fayence-Arbeiten aus Delft und früherer
Zeit. Von 1619 stämmt ein Paar Fayence^
platten mit Bildnissen von zwei Prinzen von
Oranien und Nassau in ausgezeichneter
Qualität. Andere Delfter Fayence-Platten
gehen auf Adrian de Keyser zurück. — Eine
besondere Abteilung ist Tellern, Töpfen und
Platten von Delfter und anderen Manufakturen
gewidmet. Hier finden sich manche seltene
und kostbare Stücke, wie eine polychrome

Platte mit dem Brustbild von Wilhelm HL,
Prinzen von Oranien. — Auf diese umfang-
reiche und interessante Abteilung folgen
e n g 1 i s c h e Fayencen ausWedgewood usw.
Als besondere Gruppe sind Porzellane und
Fayencen zusammengefaßt, die wichtigen Er-
eignissen gewidmet sind, wie z. B. der
Krönung der Königin 1898, der Jahrhundertfeier
der Unabhängigkeit der Niederlande usw.
Unter den Gläsern finden sich so kost-
bare Stücke wie ein großer deutscher Becher
(17. Jahrh.) mit einer figürlichen, satirischen
Darstellung des Generals Spinola.
Bei den Möbeln weisen wir besonders
auf eine prächtige Salongarnitur Louis XV hin,
sowie auf einen großen Glasschrank des
18. Jahrhunderts.
Auf Uhren und Kandelaber folgen
dann Skulpturen, u. a. Terrakottafiguren

phisch wichtigen Handschriften, zu denen
Robert Barroux eine vorzügliche Einleitung
geschrieben hat (Seite 275 ff.). Wir finden
hier u. a. auch einen prachtvollen armenischen
Psalter und verschiedene wertvolle Miniaturen-
bücher.
Gemälde und
Handzeiclmungen
London, Vorb. 10. Dez.
Am 10. Dezember findet bei Sotheby
& C i e. eine Versteigerung von Gemälden und
Handzeiclmungen alter Meister aus verschie-
denem englischem Privatbesiß statt, die von
italienischen, holländischen und englischen
Meistern stammen. Wir heben die Hauptstücke

Frühe englische Porträts
London, Vorb. 12. Dez.
Am 12. Dezember veranstaltet C h r i s t i e ,
Manson & Woods eine Versteigerung von
alten und modernen Gemälden, unter denen
frühe englische Bildnisse in erster Reihe
stehen. Wir nennen aus diesen Porträts Ar-
beiten von W. Hogarth, J. Zoffany, Sir Joshua
Reynolds, John Höppner, Sir Will. Beechey, um
einen Eindruck von dem ausgezeichneten
Material zu geben. Von Hugh Barron ist ein
großes Figurenbild der Familie des Grafen
Egmonf vorhanden.
Zu diesen Bildnissen kommen weiterhin
Landschaften von Jacob van Ruisdael
und Claude Lorrain, die aus der Literatur be-
kannt sind.


Gemälde und Möhel
Slg. Comtesse de la Beraudiere
New York, 11./13. Dez.
Am 11., 12. und 13. Dezember wird in den
American Art Association — An-
derson Galleries die vorzugsweise aus
Gemälden und französischem Mobiliar be-
stehende Sammlung der Comtesse de la
Beraudiere aus ihrem Pariser Palais ver-
steigert, die zu diesem Zwecke nach New
York gebracht worden ist. Wir nennen unter
den Gemälden nur einige große Namen wie:
Pieter Brueghel, van Dyck, Rembrandt, Ve-
lasquez, Rubens, Goya, zwei Skulpturen von
Greco und Carracci. Dazu kommt eine Kin-
derzimmereinrichtung aus der Zeit Lud-
wigs XV., die noch besonders erwähnt sei.

Auktionsnachber lebte

Bibliothek

E. E. Schwabach

Salomon van Ruisdael, Flußlandschaft
Paysage — Landscape
Holz — Bois — Panel, 14,5 : 19,5 cm
Versteigerung — Vente — Sale:
.Wertheim, Berlin, 11. Dezember 1930

A
Wilhelms V., Prinzen von Oranien, und seiner
Schwester von der Hand J. B. Xaverys.
Daran reihen sich Kamin-Platten,
Gold- und Silberarbeiten und andere
Schmuckgegenstände seltener und wertvoller
Art.
Dosen und Tabatieren in Lack,
Kupfer usw. weisen manches kostbare Stück
auf.
Die nicht kleine Bibliothek enthält
Bücher geographischer, geschichtlicher, genea-
logischer, literarischer und kunstgeschicht-
licher Art.
Die leßien Abteilungen sind der Graphik
verschiedenster Art, sowie Handzeichnungen
gewidmet.
Den Abschluß der Versteigerung bilden
Medaillen.
Ein vorzüglich illustrierter Katalog gibt
einen guten Überblick über das Material.
Brüsseler
Gemäldesammlungen
Brüssel, Vorb. 15. Dez.
Am 15. Dezember veranstaltet die Galerie
Georges Giroux die Versteigerung der
Gemäldesammlungen alter Meister aus dem
Besiß Mme Berail de Siref und Mme E. R.,
Antwerpen (II. Teil), in denen man Meister der
holländischen, flämischen, französischen, ita-
lienischen und englischen Schulen vom 15. bis
18. Jahrhundert findet. — Wir wiesen bereits in
Nr. 47, S. 4, der „Weltkunst“ kurz darauf hin.
In der Hauptsache handelt es sich um
niederländische Maler. Vortreffliche
Landschaften repräsentieren P. van Asch,
Jan Asselyn, C. C. Hoog, R. Laeck, J. van
Noort, J. de Villers. Ausgezeichnete Bildnisse
finden wir auch von C.-J. van Ceulen, C. Net-
scher, J. A. van Ravesteyn und J. Susfermans. —
Von van Dyck ist eine Frauenkopfstudie
vorhanden. — Auf Rembrandt werden zwei
Männerköpfe zurückgeführt. — Wir nennen
ferner die Namen von Adriaen van der Werff,
Roelant Savery, Jan Miense Molenaer, Marten
van Cleve, Gillis van Coninxloo, G. Schoof,
Michiel van Musscher, Balthasar van de Veen,
Lambrecht Dentyn, Carlefto Caliari, Joh.
Ziesenis (aus Dänemark), van Breughel, P. P.’
Rubens, J. Olis, Herkules Seghers usw.
An französischen Meistern finden
wir Hubert Robert mit zwei Landschaften mit
Staffage, ferner J.-B. Monnoyer, Lepinois,
— an englischen Malern: J. Jackson
mit einem Porträt, Turner mit dem Markfplaß
von Rochester und G. R. Watson mit einem
Frauenbildnis, ferner William Ferguson.
Kunst-Bibliothek
Paris, Vorb. 15.—24. Dez.
Me Georges Andrieux in Paris ver-
steigert die Kunsfbibliothek aus dem Besiß
des Barons von Gruneisen vom
15.—24. Dezember im Hotel Drouot. Der sehr
umfangreiche, über 350 Seiten starke Katalog
enthält Bücher aus allen Gebieten, insbeson-
dere aber archäologische und kunsthistorische
Werke, unter diesen wieder hervorragende
Kataloge, Zeitschriften, Sonderdrucke usw.
Besonders hohen Wert haben die paläogra-

hervor: ein Porträt des Dogen P. Cicogna
von Tintoretto, — Sonnenwendfeier von P. J.
de Loutherbourg, — ein Damenbildnis von
Fr. Coles und ein Porträt Th. Day von
J. Wright.
Antike Möbel,
Porzellane, Tapisserien
London, Vorb. 11. Dez.
Am 11. Dezember bringen Christie’s
anijike englische und französische Möbel,
ferner Porzellane und Tapisserien aus ver-

schiedenem englischem Privatbesiß zur Ver-
steigerung. Unter den Tapisserien stehen
Brüsseler Arbeiten des frühen 18. Jahrhundertp
mit Darstellungen aus der Geschichte Don
Quixotes in erster Reihe, ferner Mortlake-
Tapissericn mit der Geschichte von Diogenes.
— Bei den Möbeln erwähnen wir Queen
Anne-Stühle, einen Louis XV-Toilettentisch,
einen Louis XV-Büchertisch sowie George L-
Armlehnstühle. — Hervorragende Stücke aus
bekannten Sammlungen vertreten die alt-
italienische Majolikakunst.

Berlin, Nachb. 14./15. Nov.
(Vorb. in Nr. 45, Seite 4)
Die Versteigerung der Bibliothek Erik Ernst
Schwabach durch Paul Graupe am 14. und
15. November fand nicht nur vor einem über-
füllten Hause statt, sondern hatte auch einen
durchaus überraschenden Erfolg. Dieser Er-
folg ist deshalb erstaunlich, weil schließlich
sonst im Kunsthandel ja genug von der wirt-
schaftlichen Depression zu merken ist. Viel-
leicht rechnet man schon mit einer gewissen
Besserung und den Aussichten auf Erholung,
die sich nach aller Erfahrung zuerst meist im
Antiquariat bemerkbar macht. Vor allem aber
ist es immer wieder wichtig, zu sehen, daß
Versteigerungen eben nur am richtigen Ort
einen vollen Erfolg haben, und daß schließlich
auch dabei nicht nur die Vorbereitung durch
den sachgemäßen Katalog, sondern auch die
Provenienz der Objekte selbst eine erheb-
liche Rolle spielt.
Die’ hier versteigerte
Bibliothek war nun
wirklich eine der besten
mittleren deutschen
Bibliotheken. Der er-
hebliche Umfang von
rund 1600 Nummern
ließ zudem auch ent-
legene Gebiete her-
vortauchen. In der
ersten Abteilung der
Pressedrucke
brachte das Haupt-
stück, der Pergament-
druck des Faust aus
der Doves Press (Nr.
255) den hohen Preis
von 4900 M. Die Per-
gamentdrucke vom
Werther und Tasso
gingen mit je 1330 M.
weg. Von den Drucken
der Bremer Presse er-
zielten die höchsten
Preise Kleists „Robert
Guiskard“ mit 305 M.
und die Bibel mit 710
Mark. In schon erheb-
licherem Abstande
folgten die Drucke
der anderen deutschen
Pressen. Von den
Drucken der Cranach-
Presse erreichte der
Tod des Tizian von
Hofmannsthal in einem
Pergamentexemplar
210 M. (Nr. 205), der
Vergil 345 M. (Nr. 209).
Gut bezahlt wurden
auch einige italienische
Dante-Ausgaben und
verschiedene französi-
sche bibliophile Drucke.
So u. a. Les Dieux
ont Soif von Anatole
France 190 M. (Nr. 334)
und Le Lys Rouge 185
Mark (Nr. 335).
Von den G e o r g e - Ausgaben erzielte die
Erstausgabe vom Jahr der Seele 100 M
(Nr. 360), die Bütfenausgabe vom siebenten
Ring (Nr. 362) 71 M., und für eine Folge der
Blätter für die Kunst (Nr. 372) zahlte man
230 M. — Ein Widmungs-Vorzugsexemplar der
ersten Gesamtausgabe der Werke H aupt-
m a n n s kostete 130 M. (Nr. 444); das in Wirk-
lichkeit gar nicht so seltene „Bunte Buch“
(Nr. 451) ging für 30 M. fort. — 175 M. wurden
für das wirklich seltene holländische Skizzen-
buch von Liebermann (Nr. 642) gezahlt. Recht


Adriaen Brouwer, Der Kuchenbäcker
Le pätissier — The pastry-cook
Holz —- Bois — Panel, 21,5 : 16 cm
Versteigerung — Vente — Sale:
A. Wertheim, Berlin, 11. Dezember 1930
 
Annotationen