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Lionardo.

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für die Schönheit der weiblichen Körper in hohem Grade disponiert.
Er zuerst hat die Weichheit der Haut empfunden. Man ist erstaunt,
nicht mehr Nacktes bei ihm zufinden. Der weiblich-weiche Johannes
im Louvre, dessen Originalität übrigens nicht über allen Zweifel erhaben
ist, ist nicht jedermanns Liebling, man sucht nach wirklichen Frauen-
körpern. Die Leda mit dem Schwan wäre das gesuchte Bild. Man
kennt sie nur aus Zeichnungen und aus Nachbildungen, in doppelter
Form, stehend und kauernd.a) Beidemal ist die Bewegung von grösstem

Gianpietrino. Abundantia.

Interesse. Die lombardischen Nachfolger aber studierten nur die Be-
handlung der Oberfläche und begnügten sich gern mit dem Schema
des Halbfigurenbiides. Auch die Susanna im Bade, wo man unter
allen Umständen eine plastisch-reiche Figur erwarten zu dürfen glaubt,
wird in dieses öde Schema eingespannt (Bild des Luini in Mailand,
Borromeo). Als Muster der Gattung sei hier die anspruchslose Halb-
figur einer Abundantia des Gianpietrino mitgeteilt.* 2)

b Vgl. Jahrbuch der preussischen Kunstsammlungen 1897. (Müller-Walde.)

2) Das Bild befindet sich in der Galerie Borromeo in Mailand. Es muss mit Lionardos
Mona Lisa zusammengestellt werden. Vgl. dazu das rohe Aktbild der Petersburger Galerie,
das ein Modell in der Haltung der Mona Lisa zeigt, aber ohne die Kunst Lionardos. »Es
ist unbegreiflich, wie Waagen dieses elende Machwerk für eine Studie Lionardos halten
konnte.« F. Harck, Repertorium XIX. 421.
 
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